Vor einigen Tagen machten drei Partner einer Investmentboutique aus dem Süden einen Layover bei mir in Frankfurt. Sie waren auf dem Weg gen Norden, wo ihnen ein Appointment beim Owner einer Mid-Cap-Company bevorstand, die er eventuell an die Investmentbanker verkaufen will.
Ob die drei den Deal tatsächlich closen werden, hängt vor allem von ihrer Corporate Vision für das Mid-Cap sowie vom Pricing ab. Zudem war ihnen klar, dass sie auch bei der Face-to-Face-Kommunikation mit dem Verkäufer performen müssen. Und das, sagten sie, sei bei einem 70-jährigen Provinzpatriarchen alles andere als easy going, weshalb sie den Pitch mit mir rehearsen wollten.
Gesagt, getan: In ihrer Presentation ging es vor allem um – ich zitiere – die wichtigsten Business-Challenges, um Revenue-Forecasts, Cash Flows, Profits, Milestones für die Kaufpreiszahlung und andere Financial Key Points des angestrebten Takeovers.
Voll adjusted
Oh my God! Dieses Denglisch soll ein ostfriesischer Familienunternehmer verstehen? Never! So wäre der Deal lost, ehe diese Financial Experts drei Sätze getalkt haben. Leider schleichen sich sogenannte Anglizismen seit Jahrzehnten mehr und mehr ins Deutsche ein. Sprachforscher schätzen ihren Anteil am hiesigen Wortschatz auf mittlerweile vier Prozent. Bei Bankern und Beratern liegt er gefühlt zehn Mal höher. Warum ich mein Unternehmen „DIALEKTIK for Business“ genannt habe? Very easy: Ich will von Ihnen verstanden werden – da hab‘ ich mich halt fix adjusted!
Doch be careful: Mit der Zunahme von Anglizismen, deren englische oder amerikanische Sprech- und Schreibweise wir meist beibehalten, nimmt die Verständlichkeit bei den Outsidern unter unseren Gesprächspartnern deutlich ab. Dies bestätigt auch die Forschung. Menschen außerhalb der Banking- und Consultingszene nervt unser cooles Kauderwelsch. Es ist too much für sie. Für Verwirrung kann sogar ein vermeintlich einfacher Begriff wie „Private Banking“ sorgen, den selbst Wirtschaftsjournalisten schon mal mit „Privatkundengeschäft“ übersetzen.
Zero Visibility
Wer Outsidern gegenüber trotzdem überbordend denglischt, wird schnell als egozentrisch und abgehoben, also unsympathisch empfunden. Von meinem früheren Kollegen Tom Hillenbrand allerdings eher nicht, denn der ist ein passioned Beratersprüche-Sammler. Unter dem Pseudonym Tom König hat er im März 2016 das Büchlein „Revenue-technisch hat unser CEO zurzeit zero Visibility. Das Beste aus beratersprech.de“ gepublished. Total crazy! Meine Top-Ten-Quotes daraus:
Unter den anfangs erwähnten Investmentbankern war zwar kein Meier, aber sie aufzuskillen hat sich dennoch gelohnt (unter anderem mit einer Art Deutschkurs).
In short: Sprechen Sie asapst die Sprache Ihrer branchenfremden Counterparts, wenn Sie die wirklich erreichen wollen. Reducen Sie dafür Ihren Anglizismen-Ausstoß. Mein Kauderwelsch in diesem Blog, liebe Banker und Berater, macht mir dagegen zero Sorgen. Sie verstehen mich schon.
Good luck!
Mario Müller-Dofel
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