Generali SR-Highlight
Der Telekomsektor in Europa profitiert von dem Liberalisierungsprozess
von Franca Perin, Head of SRI-Research bei Generali Investments Europe, Paris
In der dritten Ausgabe unseres SR-Highlight Newsletters untersuchen wir den europäischen Telekommunikationssektor nach ESG-relevanten Kriterien. British Telecom, Deutsche Telekom und Telefonica wurden als diejenigen Anbieter identifiziert, die Anlegern und Kunden unter SRI-Gesichtspunkten den höchsten Mehrwert bieten.
Unter den insgesamt 34 Kriterien, die im Analyseprozess berücksichtigt wurden, haben sich neun Kriterien als besonders ausschlaggebend für die Beurteilung der Nachhaltigkeit des Sektors herauskristallisiert. Dazu zählen Arbeitsbedingungen, Wettbewerbsverhalten, Vermeidung von Treibhausgasen, Qualität und Kundenorientierung, Kunden- und Datensicherheit, Abfallmanagement, Management von Outsourcing Services, Nutzungsmöglichkeiten der Produkte sowie gesellschaftsfördernde Aspekte.
Für jedes europäische Telekommunikationsunternehmen in seinem SRI-Universum haben wir anhand dieser Kriterien untersucht, inwieweit sich dadurch finanzielle Risiken bzw. Chancen und Risiken für die operative Geschäftsentwicklung ergeben. Ausgangspunkt für die Untersuchung ist die Tatsache, dass die Berücksichtigung von ESG-Kriterien in Anlageentscheidungen sowohl Anlegern als auch der Gesellschaft langfristige Wertschöpfungschancen bietet. Ein diszipliniertes ESG-Analyseverfahren kann zudem als Negativfilter genutzt werden, um eventuelle Probleme frühzeitig aufzuspüren. Untersuchungen zeigen, dass sich mit einem solchen Ansatz das Risiko innerhalb eines Portfolios erheblich reduzieren lässt.
Als führend unter SRI-Gesichtspunkten im europäischen Telekommunikationssektor sind der Analyse zufolge British Telecom, Deutsche Telekom und Telefonica. Diese Unternehmen zeichnen sich durch „best practices“ im Bereich des Managements von ESG-Risiken aus. Im Einzelnen sind dies:
British Telecom:
Qualität und Kundenorientierung: Starkes Engagement im Bereich Faser-Breitbandleitungen, die bis Mitte 2014 bereits zwei Drittel aller britischen Haushalte und Unternehmen nutzen werden können.
Nutzungsmöglichkeiten der Produkte: Entwicklung von Tarifen und Produkten speziell für einkommensschwache Haushalte. Ausweitung des Schulungsangebots im digitalen Bereich.
Gesellschaftsfördernde Aspekte: British Telecom hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2020 eine Milliarde Pfund zu investieren in Projekte wie onlinebasierte Gesundheitslösungen und Zahlungswege.
Arbeitsbedingungen: Entwicklung von speziellen Programmen zur Förderung junger Mitarbeiter sowie zur Wiedereingliederung von entlassenen Mitarbeitern in die Arbeitswelt.
Deutsche Telekom:
Qualität und Kundenorientierung: Massive Investitionen in Breitbandnetze in den vergangenen Jahren. So wurden zwischen 2010 und 2012 insgesamt 10 Mrd. Euro in Deutschland investiert und weitere 1,3 Mrd. Euro in den Ausbau von LTE-Frequenzen.
Kunden- und Datensicherheit: Deutsche Telekom setzt vorbildliche eigenständige Datenschutzbestimmungen um und erfüllt bereits in großen Teilen Vorgaben, die der europäische Gesetzgeber in den nächsten Jahren vorschreiben wird.
Arbeitsbedingungen: Deutsche Telekom setzt weitreichende Programme zur Mitarbeiterzufriedenheit und zur Förderung junger Talente um. Außerdem wurden zahlreiche Restrukturierungsmaßnahmen in der Vergangenheit äußerst sozialverträglich vorgenommen.
Telefonica:
Qualität und Kundenorientierung: Telefonica plant, bis 2015 insgesamt 50 Prozent der spanischen Bevölkerung mit hochmodernen faseroptischen Leitungen zu versorgen. Darüber hinaus sollen bis 2014 13,6 Mrd. US-Dollar in die Leitungsinfrastruktur in Brasilien investiert werden.
Gesellschaftsfördernde Aspekte: Telefonica bietet 87 Millionen Nutzern in zwölf lateinamerikanischen Märkten Zugang zu mobilen Zahlungsmöglichkeiten (e-payment).
Insgesamt sehen wir den fortschreitenden Liberalisierungsprozess und das Aufbrechen nationaler Monopole als wichtigen Treiber dafür, dass der europäische Telekommunikationsmarkt deutlich leistungsfähiger und attraktiver für die Endkunden geworden ist – nicht zuletzt durch den gestiegenen Wettbewerb zwischen traditionellen und neuen Anbietern. Verbraucher profitieren von differenzierten Strategien (Servicequalität vs. Discountangebote) und Geschäftsmodellen.
Die Rahmenbedingungen für Innovationen und weiteres Wachstum der Branche bleiben positiv. Die Digital Agenda der Europäischen Union aus dem Jahr 2010 hat das Ziel vorgegeben, dass alle Europäer bis Ende 2020 Zugang zu ultra-schnellem Internet haben sollen. Hierfür werden noch umfangreiche Investitionen seitens der Regierungen und der Anbieter nötig sein.
Die Generali-Gruppe schenkt dem Thema „nachhaltige Entwicklung“ seit 2006 besondere Beachtung. Daher entwickelte Generali Investments Europe einen eigenen Filter mit Ausschlusskriterien und positiven Kriterien, der im Investmentprozess zum Einsatz kommt. Insgesamt werden über 6 Mrd. Euro in SRI-Portfolios verwaltet, die nach dieser Screening-Methode erstellt und gemanagt werden. Grundlage für den SRI-Ansatz bildet die Datenbank S.A.R.A. (Sustainable Analysis of Responsible Assets), die das SRI-Analystenteam von Generali Investments Europe auf Basis von ESG-Kriterien erstellt hat.