Effekte der US-Präsidentenwahl sollten bei Anlageentscheidungen nicht überbewertet werden
Die Wahl des nächsten US-Präsidenten im November dieses Jahres rückt immer näher. Der US-amerikanische Aktienmarkt hat in Wahljahren historisch gesehen Steigerungen verzeichnet, doch die Experten von T. Rowe Price warnen Investoren davor, Anlageentscheidungen aufgrund von Erwartungen über den Wahlausgang zu treffen. Vielmehr sollten bei Investments vor allem fundamentale Faktoren berücksichtigt werden: Globale Wachstumstrends, unterschiedliche geldpolitische Maßnahmen, volatile Ölpreise, Unternehmensgewinne und geopolitische Spannungen seien wichtige Parameter.
„Für viele Investoren mag es verlockend sein, Marktentwicklungen hinsichtlich des möglichen Ausgangs der Präsidentschaftswahl vorherzusagen. Aber es gibt keinen wirklich konsistenten Zusammenhang zwischen Parteizugehörigkeit und langfristigem Investmenterfolg“, erklärt Eric Veiel, Head U.S. Equity von T. Rowe Price. „Es ist wirklich schwierig, die Resultate politischer Prozesse einzuschätzen. Noch schwieriger ist es, die Reaktionen des Marktes einzuschätzen – selbst dann, wenn man das Ergebnis richtig prognostiziert hat.“ Tatsächlich liefern Analysen bisheriger Präsidentschaftswahlen kein einheitliches Bild, aus dem sich klare Rückschlüsse für Investments ableiten lassen.
Volatilität am Finanzmarkt könnte im Laufe des Wahlkampfs steigen
Alan Levenson, US-Chefvolkswirt von T. Rowe Price, weist darauf hin, dass viele Analysten ihre Wachstumsprognosen für die amerikanische Wirtschaft dieses Jahr nicht aufgrund der politischen Entwicklungen abgeändert haben. „Natürlich ist das Wahlergebnis für die Finanzmärkte und die wirtschaftliche Entwicklung aber nicht unwesentlich. Im Laufe des Wahlkampfs könnte die Volatilität am Finanzmarkt steigen. Dies könnte sich auch auf die Wirtschaft auswirken“, so der Experte.
Das gelte insbesondere deshalb, weil führende Kandidaten sich im Wahlkampf für Beschränkungen des freien Handels und eine generell protektionistischere Politik aussprächen, was dem amerikanischen und weltweiten Wirtschaftswachstum ernsthaft schaden könnte. Levenson führt weiter aus: „Aus meiner Sicht profitieren alle Volkswirtschaften von freiem Handel. Denn grundsätzlich sorgt freier Handel dafür, dass sich Volkswirtschaften auf die Bereiche spezialisieren können, in denen sie besonders gut sind, und ihre Ressourcen entsprechend allokieren können. Das führt dazu, dass die breiteste Auswahl von Gütern und Dienstleistungen zu den niedrigsten Preisen angeboten wird.“
Die Schaffung neuer Arbeitsplätze hänge daher vom Verhältnis zwischen Arbeitseinsatz und benötigtem Kapital in einer Branche ab. Wenn der Handel nicht beschränkt, sondern stärker geöffnet würde und daher mehr komplexe Produkte von hoher Wertschöpfung – zum Beispiel Spezialchemie – exportiert würden, führte das gleichzeitig zu erhöhten Importen und geringerer Produktion in anderen Bereichen wie beispielsweise der Textilbranche. „Neue Jobs in einem Feld gehen so mit Arbeitsplatzverlusten in einem anderen Feld einher. Daher ist es wichtig, dass Menschen, deren Stelle in einem Wirtschaftszweig abgebaut wurden, die Mobilität und die Ausbildung haben, um in einer anderen, aufstrebenden Branche Fuß zu fassen – ganz im Sinne des freien Handels.“ Doch die Forderungen nach Handelsbeschränkungen würden derzeit immer lauter, da viele Menschen Aussagen Glauben schenkten, die sich gegen freien Handel richteten. Der neue Präsident müsse diese Herausforderung angehen: „Es wird ein hartes Stück Arbeit, den Freihandel wieder in ein positives Licht zu rücken.“
Fed vom Wahlkampf unbeeindruckt
Im Hinblick auf die Geldpolitik rechnet Levenson damit, dass die amerikanische Zentralbank (Fed) ihren Kurs der schrittweisen Zinsnormalisierung weiter fortsetzt und den Zinssatz bis zum Jahresende ein- oder zweimal anhebt. Die Fed treffe ihre Entscheidungen unabhängig davon, dass im November die Präsidentschaftswahl anstehe. „In einem Wahljahr gibt es für eine Zinserhöhung kaum angemessene Zeitpunkte. Im Wahljahr 1988 hat der damalige Fed-Präsident Alan Greenspan, ein Republikaner, kurz vor dem Nominierungs-Parteitag der republikanischen Partei eine Zinserhöhung beschlossen. Das zeigt: Die Fed tut, was sie tun muss.“