Tuesday 30-Apr-2024
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Rally auf den Rentenmärkten flacht ab

OpinionsRally auf den Rentenmärkten flacht ab

Nach dem starken Rückgang in den Vormonaten pendelten sich US-Anleiherenditen im August auf tiefen Niveaus ein (Zehnjährige um 1,3 %), so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns. Ähnlich am europäischen Rentenmarkt: Der drastische Renditerückgang vom Juli wurde auch hier gestoppt, zehnjährige deutsche Anleiherenditen kamen im August unter -0,4 % zur Ruhe. Entsprechend flach bis leicht negativ verlief die Performance bei Staatsanleihen – nur der etwas stärkere US-Dollar bescherte auf Euro-Basis einen kleinen Gewinn bei US-Dollar-Anleihen.

(Leicht) positiv verlief der August auch am High-Yield-Markt – positives Umfeld und steigende Aktienmärkte stützen dort nach wie vor. Top-Anleiheperformer im August war dementsprechend im Hartwährungsbereich das US-Dollar-High-Yield-Segment, da dort noch der erwähnte Rückenwind durch den festeren US-Dollar dazukam. Dicht gefolgt von Emerging-Market-Anleihen (in Hartwährung) mit einem Monatsplus von immerhin 0,9 %.

Notenbanken: Hohe Inflation aussitzen

Während in den USA die Inflationsrate im Sommer bei 5,4 % verharrte, erreicht die Inflationswelle jetzt auch die Eurozone: Im August stieg dort die Inflationsrate laut vorläufigen Daten von 2,2 auf 3,0 % p.a. – immerhin der höchste Wert seit November 2011! Selbst die Kernrate verdoppelte sich von 0,7 auf 1,6 %. Auf den ersten Blick dramatisch, aber eine Folge von Basiseffekten, Rohstoffpreiserholungen, Lieferengpässen und anderen Verzerrungen im Umfeld von Corona.

Zwar dürfte die Inflation auch den Rest des Jahres noch ungewöhnlich hoch bleiben – die Europäische Zentralbank (EZB) geht aber unverändert davon aus, dass sich der Großteil dieser Effekte 2022 nicht noch einmal wiederholt. Die PreisNIVEAUS bleiben dann zwar 2022 durchaus hoch, der PreisZUWACHS (= Inflationsrate) würde dann aber wieder unter die Zielmarke von 2 % zurückkehren. Entsprechend bekräftigt die EZB, sie werde ihre lockere Geldpolitik weiter fortsetzen. Die US-Notenbank ist da schon weiter und dürfte im Licht eines starken Arbeitsmarktes und kräftigen Lohnwachstums 2022 ihre Anleihekäufe bereits schrittweise reduzieren (Ankündigung noch heuer).

Staats- und Unternehmensanleihen: Wir bleiben klar positioniert

Die Anleihemärkte folgen derzeit weitgehend der Sichtweise der Notenbanken und ließen sich auch vom jüngsten Inflationsanstieg nicht erschüttern. Obwohl wir diese Einschätzung zur weiteren Inflationsentwicklung weitgehend teilen, erscheint uns das aktuelle Anleiherenditeniveau dennoch zu tief. Etablierte Staatsanleihen sind aus unserer Sicht unverändert unattraktiv: In der Eurozone, weil das negative Renditeniveau per se schon für einen unbefriedigenden Ertragsausblick sorgt; in den USA, weil mit einer Reduktion der Anleihekäufe sowie anhaltend starker Konjunktur und gutem Arbeitsmarkt die Anleiherenditen ins nächste Jahr hinein wieder steigen und die Kurse unter Druck bringen dürften.

Gleichzeitig spricht dieses Umfeld aber unverändert für Unternehmensanleihen, und dort auch für High Yield (was sich heuer bereits bezahlt machte) – hier bleiben wir weiterhin optimistisch und stark übergewichtet.

Auch Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern behalten wir angesichts ihres attraktiven Renditeaufschlags weiterhin übergewichtet.


Weitere Details finden Sie in der September-Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s “märkte | unter uns”.