von Fabian Dori, Egon Rütsche PhD, und Urs Schubiger, Quantitative Strategists bei Aquila Systematic Trading Group.
Attraktive und in praktisch jedem Marktumfeld stabile Renditen, gepaart mit niedriger Volatilität, geringen Korrelationen mit anderen Anlageklassen und einer kontrollierten Gefahr von Rücksetzern: quantitative Multi-Asset-Strategien stellen höchste Ansprüche an ihre Performance. Das Marktumfeld zu Beginn des Jahres 2018 stellt eine Art Lackmustest für diese Modelle dar. Entscheidend ist dabei allerdings nicht die Momentaufnahme, sondern die Langfristbetrachtung. Das wird auch diese Marktphase wieder unter Beweis stellen.
An den Anleihemärkten herrschte zuvor über Monate hinweg ein Klima aus stabilen Zinsen auf niedrigem Niveau, während gleichzeitig an den Aktienmärkten die Kurse über Monate hinweg nahezu stetig stiegen. Entsprechend waren die Volatilitäten an den Kapitalmärkten konstant niedrig. Angesichts der inzwischen erreichten relativ hohen Preise für nahezu alle Assetklassen sind spiegelbildlich die Renditen aus Zinsen, Dividenden oder Mieten sehr niedrig. Positive Renditen zu erzielen ist in einem solchen Umfeld zwar keine Kunst – wohl aber eine Outperformance gegenüber dem Markt zu generieren.
Dieses stabile, das Jahr 2017 prägende Umfeld hat sich mit Beginn des Jahres 2018, vor allem seit Anfang Februar, verändert. Die Zinsen an den Bond-Märkten sind zwar noch immer auf niedrigem Niveau, aber merklich angestiegen. An den Aktienmärkten hat es eine deutliche Korrektur gegeben, beim S&P 500 kurzzeitig um mehr als zehn Prozent. Gleichzeitig ist auch die Volatilität an den Aktienmärkten zurückgekehrt.
In einem solchen, von höherer Unsicherheit geprägten Marktumfeld können die Modelle quantitativer Multi-Asset-Strategien ihre Eignung unter Beweis stellen. Dabei kann nicht die Erwartung sein, dass kurzfristige Kurseinbrüche (oder Kurssteigerungen bei Short-Exposures) vollständig vermieden werden. Im Gegenteil ist es sogar notwendig, Kursveränderungen kurzzeitig mitzugehen. Quantitative Strategien arbeiten nicht mit der Glaskugel, sondern mit mathematisch hergeleiteten Trendfolge-Modellen. Entscheidend ist, dass der Algorithmus rechtzeitig und zuverlässig erkennt, ob die Signale und Indikatoren nur eine kurzfristige Korrektur in der jeweiligen Asset-Klasse implizieren oder auf eine nachhaltige Trendwende hindeuten. Entsprechend findet dann die Anpassung der Kapitalallokation statt. Dabei sind die Modelle adaptiv, das heißt, sie lernen kontinuierlich dazu und passen die Portfolioallokation stetig dem veränderten Marktumfeld an. Die Reaktion auf diese Momentum-Signale kann in der Regel aber nur mit einer leichten Zeitverzögerung erfolgen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Mit leichter Verzögerung reagiert die quantitative Strategie auf die Trendwende und passt die Asset Allocation an.
Um die täglich neu berechneten Signale zeitnah und kostengünstig umsetzen zu können, bieten sich Futures als geeignetes Anlageinstrument an: Der Handel mit Futures ist hochliquide, sehr schnell und mit vergleichsweise geringen Kosten verbunden. Zudem lassen sich mit Futures sehr viele unterschiedliche Asset-Klassen abbilden, seien es Aktienindizes, Anleihemärkte, Rohstoffe oder Währungen.
Entscheidend bei quantitativen Multi-Asset-Strategien ist die langfristige Betrachtung. Drawdowns können nicht vollständig vermieden, aber ihre Amplitude deutlich minimiert werden (siehe Abbildung 2). Der Momentum-Ansatz ist in unruhigeren Marktphasen der entscheidende Renditetreiber einer solchen Strategie. Eine Carry-Komponente und ein dynamischen Risikoausgleich können aber dazu beitragen, eine in langfristiger Betrachtung und über verschiedene Marktphasen hinweg deutliche Outperformance gegenüber konventionellen Portfolios und gleichzeitig einen positiven Diversifikationseffekt zu generieren. Die Ausschläge in den ersten Wochen des Jahres 2018 werden da keine Ausnahme machen.
Abbildung 2: Drawdowns von Aktien (MSCI, grau), Anleihen (Barclays GlobalAgg, orange) und Managed Futures (Top Tier CTA Strategien, blau)
Urs Schubiger
Urs Schubiger leitet seit Anfang 2017 den Ausbau und die Entwicklung der Systematic Trading Group, die für die quantitativen Strategien der Financial Assets bei Aquila Capital zuständig ist. Zusammen mit seinem Team verantwortet er die bestehenden Multi Asset-Strategien und die Implementierung neuer systematischer Ansätze. Urs Schubiger verfügt über mehr als 10 Jahre Erfahrung in den Bereichen Recherche, Entwicklung und Umsetzung von quantitativen Investmentstrategien und verantwortete damit weitreichende Initiativen zur erfolgreichen Geschäftsentwicklung. Vor der Gründung von pprime Capital war er bei der Schweizer Tochtergesellschaft des amerikanischen Hedge Funds Achievement AM, zuvor war er in Führungspositionen bei Vescore, 1741 Asset Management, Wegelin & Co. Private Bankers, sowie UBS O’Connor tätig. Nach seinem Diplomstudium der Rechtswissenschaften an der Universität Basel schloss Urs Schubiger sein Studium in Mathematik an der ETH Zürich mit dem Master ab.