Tuesday 30-Apr-2024
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Invasion der Roboter?

OpinionsInvasion der Roboter?

Stellen Sie sich vor, 80 % aller heutigen Arbeitsplätze würden mit Robotern besetzt! Nicht gleich morgen früh, aber sagen wir im Laufe der kommenden 50 Jahre. Schlaraffenland oder Albtraum? Da unsere moderne Gesellschaft überwiegend durch Steuern und Sozialabgaben auf Arbeitsplätze finanziert wird und keines der heutigen sozialen Sicherungssysteme eine solche Situation bew ältigen könnte, liegt die Antwort „Albtraum“ nahe. Aber stimmt sie auch?

Den vollständigen infoletter der Raiffeisen Capital Management zum Investieren in Megatrends finden Sie links als PDF.

Albtraum oder Segen?

Blicken wir zurück. Vor rund 100 Jahren arbeiteten 75 von 100 Erwerbstätigen der westlichen Welt in der Landwirtschaft. Heute sind es gerade einmal drei. Aber nicht nur relativ, sondern auch absolut arbeiten heute weitaus weniger Menschen in diesem Sektor als früher. Dennoch gelingt es, wesentlich mehr Menschen zu ernähren und es sind anderswo erheblich mehr neue Arbeitsplätze entstanden als insgesamt verloren gegangen sind.

Aber wird das auch gelten, wenn Roboter demnächst in großem Stil in unser aller Leben treten? Es gibt Studien, die vorhersagen, dass dadurch tatsächlich sogar mehr neue Arbeitsplätze entstehen als wegfallen werden. Andere Zukunftsforscher prognostizieren genau das Gegenteil. Sie sehen den Sozialstaat und die Gesellschaft grundlegend gefährdet.

Doch es sind noch viele weitere Fragen völlig ungeklärt. Werden Roboter eines Tages auch so etwas wie eigene Emotionen und Persönlichkeiten entwickeln können? Sollten sie (spätestens dann) auch gesetzlich verankerte Rechte bekommen? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn Roboter etwa gegen Gesetze verstoßen oder Fehler machen? Schaufelt sich die Menschheit mit der Entwicklung intelligenter, weitgehend autonom agierender Roboter gar ihr eigenes Grab? Kann man solchen selbstlernenden Robotern ethische Richtlinien einprogrammieren und wie lange werden sie sich daran halten? Fragen über Fragen.

Neuer Produktivitätsschub

Was jedoch weitgehend gesichert sein dürfte, sind anhaltende, deutliche Zuwächse in der Produktivität und ein gewaltig expandierender Anwendungsbereich. Ebenso wird die Arbeitswelt in vielen Bereichen dank des Einsatzes von Robotern körperlich weniger anstrengend und weniger gesundheitsgefährdend werden. Anders als reine Maschinen können sich Roboter auf ihre Umwelt einstellen, sich in ihr mehr oder minder selbständig bewegen und mit ihr und untereinander kommunizieren. Sie agieren zunehmend wie Menschen, nur mit viel geringeren physischen Einschränkungen. Sie werden nie krank, demotiviert oder mental ausgelaugt. Roboter werden in den kommenden Jahren sehr viele, wenn nicht alle Bereiche unseres Alltagslebens erobern.

Warum gerade jetzt?

Das haben Sie alles auch schon vor 20 oder 30 Jahren gehört? Und werden nicht in einigen Bereichen sogar inzwischen wieder Menschen statt Roboter eingesetzt, beispielsweise ausgerechnet beim Automatisierungspionier Toyota? Beides richtig! Dennoch hat es inzwischen so gewaltige Fortschritte bei Chiptechnologie, Sensorik, künstlicher Intelligenz und Batterien gegeben, dass beim Robotereinsatz jetzt ein Quantensprung ins Haus steht. Bislang waren sie vor allem in der industriellen Fertigung vertreten. Nun erobern Roboter in großem Stil den Dienstleistungsbereich, beispielsweise Versandhandel, Logistik, Medizin, Pflege, bis hin zur Gastronomie. Dabei unterstützen sie bislang vor allem menschliche Arbeitskräfte, sie ersetzen sie (noch) nicht. Mit wachsender technologischer Vervollkommnung ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis Roboter in der Lage sein werden, etliche menschliche Berufsfelder auch komplett zu übernehmen. Mit weiteren Fortschritten bei der künstlichen Intelligenz werden sie schon bald echte Unterhaltungen führen und selbständig Entscheidungen treffen können. Auch in den Privathaushalten ist der Robotik-Trend angekommen. Staubsaugen oder Rasenmähen sind erst der Anfang.

Kurzum: Durch weitere Fortschritte bei Chips, Batterien und künstlicher Intelligenz werden sich die Einsatzgebiete von Robotern nahezu täglich erweitern. Kein Wunder, dass jahrzehntelanges Wachstums für diesen Bereich erwartet wird und dass dieser deshalb auch zu den aussichtsreichsten Megatrends aus Investorensicht zählt.

Robotik – ein wahrhaft gewaltiger Megatrend!

Wie nutzen wir den Robotik-Megatrend im Aktienfonds? Wir haben den Markt derzeit in vier Segmente geteilt, wobei wir aus ethischen Gründen nicht in den Militärbereich investieren.

  • Industrie: Roboter arbeiten schneller, länger und härter in der Produktion als Menschen.
  • Kommerziell: beispielsweise Medizin (Pflege, Reha, Operationen), vorbereitende Fertigung, Landwirtschaft, Logistik, Hoch- und Tiefbau etc.
  • Privat: beispielsweise im Entertainment, Rasen- und Staubsaugroboter, Bildung, Sprachassistenz
  • (Militär: Entminungsroboter, Kampfroboter, Drohnen etc. sind aus ethischen Gründen nicht im Fonds enthalten)

Die rasante technologische Entwicklung von Robotern steht und fällt inzwischen mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“. Deshalb investieren wir auch in Unternehmen, die auf diesem Gebiet führend sind. Allgemein gesprochen geht es dabei um selbstlernende Roboter. Dieser Bereich steckt aber noch in den Kinderschuhen. Er bietet gewaltiges, kaum absehbares Potenzial, wird jedoch angesichts der ihm innewohnenden Risiken sehr kontroversiell diskutiert.

Ebenso interessieren wir uns für Unternehmen, die die notwendigen technologischen Grundvoraussetzungen schaffen. Beispielsweise Chiphersteller oder Anbieter für Netzwerklösungen, die den Robotern eine Kommunikation untereinander erlauben sowie Zulieferer von kritischen Komponenten.

Fazit

Roboter sind ein echter Megatrend, der unser gesamtes Leben nachhaltig verändern wird. Wir glauben, dass ihr Einsatz in der Industrie weiter zunehmen und sich zugleich vor allem auf viele neue Bereiche ausweiten wird. Deswegen beobachten wir die Entwicklungen entsprechend intensiv, um neue Chancen zu entdecken, aber auch mögliche Bedrohungen für bislang erfolgreiche Unternehmen zu erkennen. Denn den überdurchschnittlichen Ertragschancen, die mit dieser technologischen Großoffensive verbunden sind, stehen selbstverständlich auch höhere Risiken gegenüber.