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Markets and Newsabrdn Kommentar nach den US-Wahlen

In drei Marktkommentaren von Luke Bartholomew, Deputy Chief Economist bei abrdn, Blair Couper, Investment Director bei abrdn, und Aaron Rock, Head of Nominal Rates bei abrdn, werden die US-Präsidentschaftswahlen und deren möglichen Auswirkungen auf die Finanzmärkte bewertet:

Luke Bartholomew, Deputy Chief Economist bei abrdn

„Nachdem das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen relativ früh feststand, wird die vom Markt erwartete Volatilität für die kommenden Tage wohl nicht eintreten.

Im Allgemeinen verhalten sich die Finanzmärkte so, wie man es bei einer republikanische Welle erwarten würde. Der Dollar ist stärker, die Treasury-Renditen sind höher, die US-Aktien-Futures sind gestiegen und der Ölpreis ist gesunken.

Dies bedeutet, dass sich der Markt auf die reflationären Aspekte von Donald Trumps Politik konzentriert, wobei die Aussicht auf Steuersenkungen (und die Vermeidung von Teilen der Agenda von Kamala Harris) die Risikobereitschaft anheizt.

Je nachdem, wie sich im Laufe der Zeit verschiedene Aspekte seiner Agenda entwickeln, könnte sich diese Reaktion aber ändern – insbesondere angesichts der Aussichten auf höhere Zölle und des Umfangs potenzieller fiskalischer Anreize in einer bereits vollbeschäftigten Wirtschaft.

Die jüngsten Umfragedaten zeigen, dass die US-Wirtschaft weiterhin robust ist. Der ISM-Index für den Dienstleistungssektor stieg im Oktober auf ein 18-Monats-Hoch von 56, wobei die Zahl der Beschäftigten besonders hoch war. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor folgt inzwischen recht genau dem PMI-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor, obwohl sowohl der ISM- als auch der PMI-Einkaufsmanagerindex für den Produktionssektor nach wie vor schwach sind.“

Blair Couper, Investment Director bei abrdn

„Längerfristig wird ein Wahlsieg Donald Trumps wahrscheinlich ein lockereres regulatorisches Umfeld, eskalierende Handelszölle und mögliche Versuche, Teile des Inflation Reduction Act (IRA) aufzuheben, bedeuten. Die Märkte haben die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsiegs von Donald Trump bereits eingepreist, aber es sieht so aus, als würden die Republikaner auch den Kongress erobern, was es der Partei erleichtern würde, ihre politische Agenda durchzusetzen.

Wir gehen davon aus, dass in diesem Szenario Sektoren unter Druck geraten könnten, die stärker von Zollerhöhungen betroffen sind, sowie Bereiche der IRA, die sich leichter aufheben lassen, was vor allem europäische Automobilhersteller, Elektrofahrzeuge und die Offshore-Windkraft treffen würde.

Die Aktienkurse von US-Unternehmen mit Lieferketten in China dürften ebenfalls negativ reagieren, während die heimische Industrie und US-Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung eine Outperformance erzielen dürften. Mit Präsident Donald Trump an der Spitze sehen sich die USA auch mit erhöhten Inflationsrisiken konfrontiert, so dass zinssensitive Sektoren reagieren werden und der Dollar aufwerten dürfte.

Sektoren wie der Finanzsektor (z. B. Banken) könnten sich gut entwickeln, wenn die Zinsen länger hoch bleiben. Während Sektoren wie Immobilien und Wachstumsaktien von einer längeren Duration negativ betroffen sein dürften, wird dies wahrscheinlich durch die positiven Aussichten für die Märkte insgesamt aufgrund seiner Politik ausgeglichen, so dass wir noch nicht wissen, ob diese Sektoren negativ betroffen sein werden oder nicht.“

Aaron Rock, Head of Nominal Rates bei abrdn

„Die Märkte können sich mit einer schnellen Lösung des US-Wahlprozesses trösten. Die Befürchtungen, dass die Stimmenauszählung angefochten werden könnte, scheinen ausgeräumt zu sein, und die Neubewertung der „Trump-Trades“ verlief in geordneten Bahnen.

Die nächste Herausforderung besteht darin, die Rhetorik mit der tatsächlichen Politik zu vergleichen. Die erste Amtszeit von Donald Trump hat in dieser Hinsicht ein gemischtes Bild ergeben. Wir erwarten in naher Zukunft Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen, ein zentrales Element von Donald Trumps populistischer Vision. Die Zölle könnten mit der Zeit erhöht werden, was im Moment eher eine Drohung als eine Realität ist. In jedem Fall scheint eine weitere fiskalische Expansion sehr wahrscheinlich. Dies passt nicht zu Donald Trumps Wunsch, die Zinsen aggressiv zu senken.

Wir gehen davon aus, dass die Renditen von US-Staatsanleihen im Vergleich zu anderen Ländern steigen werden, vor allem bei längeren Laufzeiten.“

Bild (c) abrdn