Monday 25-Sep-2023
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Aktien werden reduziert

OpinionsAktien werden reduziert

Der positive Aktienausblick der letzten Monate basierte vor allem auf fundamentalen Faktoren: dem positiven Wirtschaftsausblick, steigenden Unternehmensgewinnen und einer nur langsam steigenden Inflation. Dieses, für Aktien positive Umfeld, hat dazu geführt, dass sich die Märkte nach der Korrektur wieder erholt haben. In der Zwischenzeit hat sich die Gesamtsituation jedoch eingetrübt. Einige Wirtschaftszahlen lagen zuletzt unter den Erwartungen und das Gewinnwachstum hat seinen Höhepunkt überschritten. Das Niveau ist zwar weiterhin gut, doch die Tendenz hat sich verschlechtert. Diese ist für die Finanzmärkte in aller Regel bedeutsamer.

Das allein reicht aber noch nicht zur Entscheidung, die Aktienquote in der Taktischen Asset-Allocation zu reduzieren. Bei dieser Entscheidung haben auch technische Faktoren eine Rolle gespielt, die kurzfristig eine vorsichtigere Haltung nahelegen. So hat die steile Erholung in den letzten Wochen dazu geführt, dass die Märkte überkauft sind und es daher unwahrscheinlich ist, dass die charttechnischen Widerstände bald überwunden sind. Asset-Allocation ist allerdings mehrdimensional und nicht nur eine Frage der Aktien.

Werden Aktien bevorzugt, reduzieren sich andere Kategorien. Zuletzt ging die Übergewichtung der Aktien zulasten von Euro-Staatsanleihen. Diese sind jüngst spürbar gefallen und somit war die vorsichtige Haltung durchaus vorteilhaft. Die Gründe für die Rückgänge waren jedoch andere als erwartet. Nicht der positive Wirtschaftsausblick, sondern ein Aufflammen des politischen Risikos, hat zu steigenden Renditen geführt und vor allem die Anleihen der südlichen Länder belastet. Politische Risiken führen regelmäßig zu verstärkten Schwankungen an den Märkten. Meist stellt sich jedoch nach absehbarer Zeit eine Beruhigung ein. Die Situation in Italien wird da keine Ausnahme sein. Folgerichtig werden Anleihen zugekauft.

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Aktien – Sand im Getriebe

Nach einem vergleichsweise schwachen und volatilen ersten Quartal haben sich die Märkte – mit einigen Ausnahmen – im April und vor allem Anfang Mai wieder erholt und prächtige Wachstumsraten geliefert. Zuerst belasteten die Befürchtungen bezüglich Inflation und Leitzins den Markt. Später sorgten die Ängste vor einem Handelskrieg, ausgelöst durch die unberechenbare Ankündigungspolitik der US-Regierung, für Unruhe. Diese Entwicklungen sind momentan wieder in den Hintergrund getreten.

Etwas fragiler ist die Lage in Europa. Anfangs war der Markt hier am stärksten von der Korrektur betroffen. Der starke Euro und Diskussionen um Strafzölle wirkten belastend. Dann gab es eine prächtige Erholung und zuletzt wischte die Italien-Krise die Gewinne wieder weg. Auch Asien (China und Japan) holte stark auf. Selbst Russland, im April noch arg gebeutelt, erholte sich rasch wieder. Lediglich die Türkei (daher auch das schwache Abschneiden des CEE-Index) und Lateinamerika (Brasilien) konnten die Mai-Rallye nicht mitmachen.

Aktien USA und Europa – Höhepunkt im Gewinnwachstum erreicht?

Das nun fertig berichtete erste Quartal 2018 stellt für die USA den Höhepunkt im aktuellen Gewinnwachstumszyklus dar. Der letzte Schub im US-Gewinnwachstum ist der Steuerreform zu verdanken. Dieser rein konjunkturelle Effekt bleibt zwar auch übers Jahr erhalten, lässt jedoch tendenziell ab dem zweiten Quartal nach.

Im aktuellen Konjunkturumfeld sind stark divergierende Entwicklungen der einzelnen Branchen zu beobachten. Die länger anhaltende relative Kursschwäche klassisch defensiver Sektoren wie Telekom und Gebrauchsgüter (Consumer Staples) gegenüber dem Gesamtmarkt hielt 2018 auch im turbulenten Marktumfeld ab Februar mit wenigen Unterbrechungen an.

Auf der anderen Seite hat sich die Outperformance von zyklischen Branchen, wie beispielsweise der IT, fortgesetzt. Seit März waren auch Titel aus der Energiebranche klar stärker als der Gesamtmarkt – getrieben durch einen massiven Anstieg des Ölpreises. Die Berücksichtigung der Sektorengewichtung in den unterschiedlichen Länderindizes spielt in der Aktien-Asset-Allocation nach wie vor eine wichtige Rolle.

Emerging Markets – Auch 2018 attraktiv

Die Euphorie, die im Jänner an den Emerging Markets herrschte, ist nun verflogen. Dabei hat sich an den fundmentalen Gegebenheiten kaum etwas geändert. Vielmehr handelt es sich beim Rückgang wohl um eine Anpassung einer überhöhten Positionierung von Investoren in dieser Assetklasse.

Vor allem die Gewinnentwicklung der einzelnen EM-Regionen liegt insgesamt gut im Trend. Insbesondere im asiatischen Raum kommt es zu einer Fortsetzung der erstaunlichen Entwicklung. Gesamt bleiben EM-Aktien relativ attraktiv bewertet.

Der Anstieg der realen US-Renditen wirkte sich hingegen negativ auf Schwellenländer-Anleihen aus. Sowohl die Finanzierungsbedingungen als auch die relative Anlageattraktivität verschlechterten sich damit. Auf der Währungsseite bewirkten zusätzlich zu den global wirkenden US-Zinsen auch „hausgemachte” Themen wie in der Türkei und Brasilien teilweise dramatische Abwertungen.

Das wirtschaftliche Bild bleibt grundsätzlich positiv, auch wenn die Gegenkräfte zuletzt stärker wurden.