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Barometer: Frohes neues Jahr?

OpinionsBarometer: Frohes neues Jahr?

Nach einem düsteren Jahr 2018 sind Risikoanlagen stürmisch ins neue Jahr gestartet. Günstige geldpolitische Entwicklungen in den USA und China dürften solide Rahmenbedingungen für die Aktienmärkte schaffen, so das Pictet Asset Management Strategy Unit.

Asset Allocation: Sicherheitsnetz Zentralbank

Die Weltwirtschaft kühlt sich ab. Ängste vor einem ausgewachsenen Handelskrieg zwischen den USA und China haben zu einer erheblichen Verschlechterung des Geschäftsklimas und der Konjunktur geführt, vor allem in den Industrieländern.

Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer. Die Zentralbanken werden wieder tätig, um dem Wachstum auf die Sprünge zu helfen.

Die US-Notenbank hat signalisiert, dass sie eine Zinspause einlegen wird. Möglicherweise verlangsamt sie auch das Tempo ihrer Anleiheverkäufe. China setzt zur Stabilisierung des Wirtschaftswachstums neben haushaltspolitischen Maßnahmen auch auf geldpolitische Impulse. Die Maßnahmen der einflussreichsten Zentralbanken der Welt zusammen dürften dazu beitragen, dass sich die Nerven der Anleger nach den Marktturbulenzen Ende 2018 wieder beruhigen.

Dennoch lassen sich Anlagerisiken nicht gänzlich durch Zentralbankmaßnahmen ausschalten: Die Spannungen zwischen den USA und China werden nicht so bald vom Tisch sein.

Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte haben wir beschlossen, an unserer neutralen Haltung gegenüber Aktien und Anleihen festzuhalten.

MONATSÜBERSICHT: ASSET-ALLOCATION

Februar 2019

Quelle: Pictet Asset Management 

Unsere Konjunkturzyklusanalysen haben ergeben, dass sich das Wirtschaftswachstum in den Industrieländern abkühlt.

Unsere Frühindikatoren deuten auf ein reales annualisiertes globales BIP-Wachstum von 2,6% zu Ende März hin – das wäre ein halber Prozentpunkt weniger als in den vergangenen sechs Monaten bis September.

Dies ist weitgehend auf die Auswirkungen der Handelsspannungen zwischen China und den USA zurückzuführen. Exporte und Industrieproduktion gehen stark zurück, wenngleich die realen Zinssätze und der Inflationsdruck gering sind.1

Die US-Konjunktur kühlt sich stark ab – im Dezember verzeichnete die Produktionstätigkeit den größten monatlichen Rückgang seit Ende 2008, als die Wirtschaft mitten in einer Rezession steckte.

In der Eurozone wird die Lage immer schlimmer – die Industrieproduktion nimmt ab (jährliche Rate von 3,2%) und Italien ist das erste Mal seit fünf Jahren in die Rezession gerutscht.

Die Schwellenländer entwickeln sich wirtschaftlich viel besser, dank der Bemühungen Chinas um Stabilisierung des Wachstums. Peking hat ein Paket aus geld-, haushalts- und handelspolitischen Maßnahmen in einer Größenordnung von 1,1% des BIP geschnürt, um der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Lateinamerika ist ebenfalls ein Lichtblick. Das Wachstum nimmt dort an Fahrt auf – Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro sorgt mit seinen marktfreundlichen Reformen für Optimismus und frischen Wind.

EIN HAUCH VON KÄLTE

Globales reales BIP und Frühindikator sinken

* Gewichteter Durchschnitt der Frühindikatoren von 38 Ländern. Quelle: Thomson Reuters Datastream; Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1998–31.12.2018

Unsere Kennzahlen für die Liquidität zeigen, dass die Währungshüter in den USA und China allmählich auf die Wachstumsängste reagieren.

Allein die chinesische Zentralbank hat in den vergangenen vier Monaten 15 neue Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum anzukurbeln und den Kreditfluss in die privaten Haushalte und Kleinunternehmen zu verbessern. Neben der Senkung des Mindestreservesatzes für die Banken richtet die chinesische Notenbank ein Central Bank Bill Swap (CBS)-Programm ein, das ein Anreiz für die Banken sein soll, sich durch Emission von ewigen Anleihen wieder Kapital zu besorgen, und die Kreditvergabe fördern soll.

Unsere Kennzahlen für Europa sind allerdings weniger erfreulich. Die Europäische Zentralbank hat die Käufe neuer Anleihen eingestellt, ausgerechnet jetzt, wo die fragile Wirtschaft der Region durch den Brexit und die Handelsspannungen zwischen den USA und China gefährdet ist. Erschwerend kommt hinzu, dass alle Versuche der EZB, ihr Anleihekaufprogramm wieder aufleben zu lassen, bevor Präsident Mario Draghi im Juni aus dem Amt scheidet, auf großen politischen Widerstand treffen dürften.

Unsere Indikatoren für die Bewertungen sind bei Risikoanlageklassen weiter neutral, wenngleich eine Reihe von Anlageklassen günstig erscheinen.

Britische Aktien gehören zu den attraktivsten Anlageklassen. Nicht nur, dass es am britischen Markt eine Vielzahl defensiver Large-Caps gibt, auch ist die Dividendenrendite mit 5% ordentlich – weltweit liegt der Durchschnitt bei 3%.2

US-Aktien hingegen sind überbewertet. Auch nach dem jüngsten Ausverkauf bleiben US-Werte teuer, gemessen an ihren zyklusbereinigten KGVs. Zudem rechnen wir mit weiteren Abwärtskorrekturen der Unternehmensgewinne durch die Analysten. Unsere Prognose für 2019 – 3% Wachstum beim Gewinn je Aktie in den USA – entspricht gerade mal der Hälfte dessen, was der Konsens prognostiziert.

Bei den Anleihen bieten Schwellenländeranleihen in Lokalwährung den besten Wert, vor allem, weil die Währungen der Region rund 25% unter dem von uns als angemessen betrachteten Wert gehandelt werden. Deutsche Bundesanleihen sind die teuersten Anleihen in unserer Scorecard.

Unsere technischen und Stimmungsanalysen sprechen ebenfalls für unsere neutrale Haltung gegenüber Aktien. Die Aktienflüsse machen deutlich, dass die Anleger nach dem Sell-off am Jahresende nur zögerlich wieder neue Positionen aufgebaut haben. Unsere Indikatoren deuten darauf hin, dass die Volatilität an den Aktienmärkten in den kommende Wochen andauern wird.

Aktiensektoren und -regionen: Wertpotenzial in Schwellenländern und UK

Egal ob bei den Bewertungen oder der Stimmung – die Bedingungen für den globalen Aktienmarkt sind nicht gerade förderlich.

Bei genauerem Hinsehen treten viele Risiken zutage, wie beispielsweise die Sorge um das Wirtschaftswachstum  in den Industrieländern, Unsicherheit hinsichtlich des geldpolitischen Kurses der US-Notenbank und die anhaltenden Handelsspannungen. Es ist kein Zufall, dass die Prognosen für die Unternehmensgewinne nach unten tendieren – weltweit kommen auf eine Aufwärtskorrektur der Analysten fünf Abwärtskorrekturen.

Unseren Modellen zufolge werden die Unternehmensgewinne in diesem Jahr weltweit um 5% wachsen – das ist zwar kein Weltuntergang, aber ein deutlicher Rückgang gegenüber 2018, wo es noch 15% waren, und weniger als der aktuelle Analystenkonsens von 7%.

Wir glauben, der beste Schutz vor einer möglichen Marktkorrektur besteht in der Umschichtung in defensivere Sektoren.

Zunächst bedeutet dies, dass Energiewerte auf neutral herabgestuft werden. Der Preis ihres Basiswerts – Erdöl – ist im letzten Monat um rund 20% gestiegen und wir können uns nur schwer vorstellen, dass er viel weiter über den aktuellen Stand von ca. 60 US-$ hinaus steigen wird, vor allem nicht in dieser späten Phase des globalen Konjunkturzyklus. Die technischen Indikatoren stehen für den Energiesektor ebenfalls auf Rot, insbesondere im Hinblick auf die Marktbreite – weniger als 20% der Aktien des Sektors werden über ihrem gleitenden 20-Tages-Durchschnitt gehandelt.

Unsere defensive Einstellung spiegelt sich auch in der Untergewichtung der teuren zyklischen Sektoren „zyklische Konsumgüter“ und „IT“ wider.

ZEIT FÜR EINE AUFHOLJAGD

Performance Basiskonsumgüter im Vergleich zu MSCI ACWI

Quelle: Thomson Reuters Datastream. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 29.01.2009-29.01.2019.

Im Gegensatz dazu haben wir Basiskonsumgüter von neutral auf übergewichtet angehoben. Unserem Bewertungsmodell zufolge gehören Unternehmen dieses Sektors zu den günstigsten defensiven Aktienanlagen (siehe Abbildung). Darüber hinaus ist der Basiskonsumgüter-Sektor in Schwellenländern recht stark etabliert – ein Lichtblick in der ansonsten düsteren globalen Wirtschaft.

Bei Aktien mit Schwellenländerbezug sind wir generell recht optimistisch, da das Wachstum dort viel robuster als in der übrigen Welt ist. Schwellenländeraktien sind zudem attraktiv bewertet und dürften von der Zinspause der US-Notenbank und den Reflationsbemühungen Chinas profitieren. 

Wir sind auch in britischen Aktien übergewichtet – die günstigsten in unser Bewertungs-Scorecard. Auch wenn der Brexit Sorge bereitet, sind britische Bluechips in vielfacher Hinsicht attraktiv. Britische Aktien mit höherer Kapitalisierung haben für Anleger nicht nur den Vorteil, dass sie sich in vielen etablierten internationalen Unternehmen engagieren können, sondern es gibt auch eine relativ hohe Anzahl defensiver Aktien, die sich in den Spätphasen des Konjunkturzyklus in der Regel gut entwickeln. Hinzu kommt, dass britische Aktien mit einer attraktiven Dividendenrendite von 5% gehandelt werden – Ausschüttungen britischer Unternehmen an ihre Aktionäre lagen im vergangenen Jahr auf Rekordniveau.

Hingegen bleiben wir bei den USA vorsichtig, deren überzogene Bewertungen ein Warnsignal für die Anleger sein sollten, zumal die Analysten die Gewinnprognosen nach unten korrigieren.


1) Durchschnitt von 7 Nominalzinssätzen (Leitzinsen, 3-Monats-Zinssätze, 2-, 5-, und 10-jährige Swapsätze, Renditen 5- und 10 jähriger Staatsanleihen), VPI-deflationiert, BIP-gewichtet für 10 Industrieländer. Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Thomson Reuters Datastream
2) MSCI All-Country World Index, Daten vom 31.01.2019

Über Pictet Asset Management

Pictet Asset Management ist ein unabhängiger Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 171 Milliarden EUR, das wir für unsere Kunden in Aktien, Festverzinsliche, alternative Anlagen und Multi-Asset-Produkte investieren. Wir verwalten Einzelmandate und Anlagefonds für einige der größten Pensionsfonds, Finanzinstitute, Staatsfonds, Finanzintermediäre und deren Kunden weltweit. Bei unserem auf Anlagen basierenden Geschäft verfolgen wir einen langfristigen Ansatz mit einer einzigartigen Kundenorientierung. Unser Ziel ist es, der bevorzugte Anlagepartner unserer Kunden zu sein. Wir schenken ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, bieten Pionier-Strategien und fühlen uns der Exzellenz verpflichtet.

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