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Boom bei Abnehmspritzen: Ist der Umsatz von Lebensmittelunternehmen in Gefahr?

Markets and NewsBoom bei Abnehmspritzen: Ist der Umsatz von Lebensmittelunternehmen in Gefahr?

Ein Kommentar von Nils Bosse Parra, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Dynamic: Pharmakonzerne wie Novo Nordisk* und Eli Lilly* wirbeln mit ihren Diätspritzen die Börse weiter auf. Das dänische Unternehmen Novo Nordisk ist mit dem Medikament Wegovy, ursprünglich als Diabetesmedikament entwickelt, zum wertvollsten Unternehmen Europas geworden. Die sehr teuren und insbesondere In den USA nachgefragten Medikamente dämpfen den Appetit und sollen so Adipositas bekämpfen und dauerhaft die Ernährungsgewohnheiten ändern. Kein Wunder, dass der Gesundheitstrend nun auch Hersteller von Lebensmitteln und kalorienhaltigen Getränken, deren Umsatz- und Gewinnzahlen von einem Konsumeinbruch bei Süßigkeiten und Limonaden betroffen wären, beschäftigt.

Coca Cola: Starke Verkaufszahlen

„Schon seit geraumer Zeit gehört Novo Nordisk zu den von uns favorisierten Unternehmen“, schreibt der Portfoliomanager Nils Bosse Parra, Fondsmanager des ODDO BHF Polaris Dynamic, in einem aktuellen Marktkommentar. Gleichzeitig erkenne er aber auch viel Potenzial in großen Lebensmittelherstellern wie Nestlé* und Coca-Cola*. Auf den ersten Blick ein Widerspruch, da Unternehmen wie Novo Nordisk schließlich davon profitieren, die Fettleibigkeit zu bekämpfen, die durch übermäßigen Genuss von Snacks und zuckerhaltigen Getränken gefördert wird. Trotz des Erfolgs besagter Appetitzügler, war dies in den Quartalszahlen von Coca-Cola noch nicht sichtbar, schreibt der Fondsmanager von ODDO BHF. Der Konzern überzeugte mit starken Verkaufszahlen und konnte sogar höhere Preise durchsetzen. Während die Aktienkurse von Coca-Cola, Nestlé und Pepsi* hinsichtlich des Erfolgs von Abnehmspritzen unter Druck standen, hob Coca-Cola seinen Ausblick für das Gesamtjahr an. Wenngleich Einzelhändler wie Walmart größere Auswirkungen von Mitteln zur Gewichtsreduktion erwarten, rechnet der CEO der Softdrink-Marke nicht damit.

Kalorienarme Alternativen

Konzerne können sich auf verändernde Konsumgewohnheiten einstellen. „Im Coca-Cola-Produktportfolio gibt es für fast jedes Getränk auch eine kalorienfreie oder -arme Variante für gesundheitsbewusste Konsumenten. In dieses Segment wird auch kontinuierlich investiert“, führt Bosse Parra aus. Coca-Cola habe nicht nur einige der bekanntesten Marken der Welt, sondern auch weitere Getränke wie Innocent Direktsäfte oder Fuze Eistee im Angebot. Daher sieht der Getränkehersteller in dem Erfolg der Abnehmspritzen keine strukturelle Bedrohung. Nils Bosse Parra von ODDO BHF sagt dazu: „Insgesamt sind ca. 400 Marken Teil des Coca-Cola-Universums, wobei der Großteil der Umsätze mit den bekannten internationalen Marken erzielt wird. Die Nachfrage ist vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten wenig anfällig.“ Das Angebot von zuckerreduzierten Getränken, vor allem Coke Zero, sorge für Wachstum. 30% des Gesamtumsatzes entfallen derzeit auf kalorienarme oder -freie Getränke, Tendenz steigend. Auch der Konkurrent PepsiCo setzt verstärkt auf den Wachstumsmarkt der gesünderen Produktalternativen.

Gesundheitstrend ist auch Wachstumstreiber in der Lebensmittelbranche

Auch Nestlé biete neben Schokoriegeln und Eistees auch ein breites Produktportfolio von Nescafé bis zu Mineralwasser an und hat mit pflanzlichen Nahrungsmitteln und Getränken noch mehr im Angebot, um bei Konsumenten die erste Wahl für abwechslungsreiche Ernährung zu sein. Bosse Parra hebt in diesem Zusammenhang die Produkte von Nestlé Health Science hervor, die von medizinischer Ernährung bis hin zu pharmazeutischen Lösungen reichen und in Zusammenarbeit mit einem globalen Netzwerk von Gesundheitsdienstleistern, Forschungseinrichtungen und medizinischem Fachpersonal entwickelt werden. Dabei werden Ernährungstherapien für Ernährungsdefizite oder spezielle Erkrankungen entwickelt. „Der Trend zu einer gesünderen, kalorienärmeren Ernährung hat auch die Nahrungsmittelindustrie erfasst – schon allein um der wachsenden Nachfrage nach solchen Produkten nachzukommen“, fasst der Fondsmanager von ODDO BHF zusammen. „Der Wachstumstrend zu mehr Gesundheit und Lebensqualität ist nicht nur für Pharmaunternehmen, sondern auch für die Lebensmittelbranche relevant.“

*Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.