Die Insolvenz des PVC-Herstellers Vynova in Wilhelmshaven ist ein weiteres Warnsignal für den Industriestandort Deutschland. Hohe Energiepreise, schwache Nachfrage und zunehmender Wettbewerbsdruck aus dem Ausland werden nun als Gründe genannt – Faktoren, die sich nicht plötzlich ergeben haben, sondern die Chemiebranche seit Jahren belasten.
Dazu erklärt Dr. Tobias Moser, Restrukturierungsexperte und Gründer von MR Corporate Solutions:
„In der Industrie und insbesondere in der Chemie entstehen Insolvenzen selten über Nacht. Die wirtschaftlichen Ursachen bauen sich über Jahre auf – mit sinkenden Margen, steigenden Fixkosten und Geschäftsbereichen, die zunehmend zur Belastung werden. In vielen Fällen hätte ein früheres Eingreifen des Managements die Insolvenz mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern können.
Problematisch ist, dass nun reflexartig nach staatlicher Unterstützung gerufen wird. Die Erfahrung zeigt: Politische Rettungsversuche kommen oft zu spät, sind teuer und verlängern strukturelle Probleme, statt sie zu lösen. Nachhaltige Sanierung lässt sich nicht verordnen.
Mit marktwirtschaftlichen Instrumenten wie Restructuring as a Service besteht die Möglichkeit, angeschlagene oder nicht mehr strategische Unternehmensteile frühzeitig auszulagern und an einen externen Spezialisten zu übergeben. Diese Ausgliederung wirkt unmittelbar bilanziell entlastend, reduziert Haftungsrisiken für Geschäftsführung und Management und verschafft dem verbleibenden Unternehmen die Chance auf eine echte Neuausrichtung. Wer diesen Schritt zu lange hinauszögert, landet am Ende oft in der Insolvenz – mit allen wirtschaftlichen und reputativen Folgen für die Verantwortlichen.“