Saturday 27-Jul-2024
19.1 C
Frankfurt am Main

Cobots: Die Zukunft der Industrie

OpinionsCobots: Die Zukunft der Industrie

Menschen, die eng mit Robotern zusammenarbeiten, sind die Zukunft der Industrie, aber Sicherheit hat oberste Priorität, so der Verwaltungsbeirat von Pictet Asset Management.

Violine spielende Roboter haben vielleicht ein millionenfaches Publikum auf YouTube, aber diejenigen, die wirklich die Welt verändern, sind die, welche profane Aufgaben mit einem hohen Grad an Präzision ausführen und die menschlichen Kollegen nicht gefährden.

Die Entwicklung von Robotern, die in direkter Nähe zu Menschen eingesetzt werden können, ist erst seit einigen Jahren möglich, dank größerer Rechenleistung und immer kleineren Sensoren und Motoren. Daraus hat sich ein Spezialgebiet entwickelt, das sich auf Industriecluster wie das dänische Odense konzentriert, einem ehemaligen Zentrum für Schiffsbau, das Mitglieder des Pictet-Robotics Advisory Board vor kurzem besucht haben.

In den 1980er Jahren, als dänische Werften gegen die Billigkonkurrenz z. B. aus Südkorea ankämpfen mussten, fingen weitsichtige Werftbesitzer an, nach Wegen zu suchen, bestimmte qualifizierte, vor allem aber profane Aufgaben wie routinemäßige Schweißarbeiten zu automatisieren. Ein hoher Zuschuss an den lokalen Zweig des Dänischen Technologischen Instituts legte den Grundstein für die Entwicklung eines bedeutenden Zentrums für Robotik. Heute beschäftigen sich in Odense 4.000 Menschen mit Robotik – damit ist Dänemark eines der größten Robotikländer der Welt.

Da das Hauptaugenmerk auf kommerziellen Anwendungen liegt, ist die Arbeit der Robotikunternehmen in Odense nicht ganz so glamourös wie die der Wissenschaftler am MIT, die humanoide Maschinen entwickeln. Die Technologie ist aber nicht weniger komplex oder beeindruckend – das beste Beispiel sind die von Universal Robots, einem zu Teradyne gehörenden Unternehmen aus Odense, gebauten kollaborativen Maschinen.*

Montageroboter zum Beispiel sind in der Industrie schon lange gang und gäbe, aber Roboter, die autonom und doch eng mit Menschen zusammenarbeiten, sind eine noch sehr junge Entwicklung, so das Advisory Board.

AUFSTIEG DER ROBOTER

 Gesamtjahresumsatz weltweit, in Tsd.Quelle: Barclays Research. Prognosen vom 15.02.2016.

Industrieroboter, die nicht einfach nur strikt vorgegebene Aufgaben abarbeiten oder auf einen menschlichen Bediener angewiesen sind, können qualifizierte Arbeiter entlasten, die sich dann komplexeren Aufgaben widmen können. Sie sind sogar eine noch größere Hilfe, wenn sie mit diesen Arbeitern zusammenarbeiten oder in nächster Nähe zu ihnen arbeiten.

Cobots zum Beispiel können Montagearbeiten übernehmen und unliebsame Routineaufgaben ausführen, sodass ihre menschlichen Kollegen Zeit für Aufgaben mit einem höheren Mehrwert wie Qualitätskontrolle und individuelle Anpassungen haben.

Indem nach Möglichkeit Standardkomponenten ergänzend zu den intern konstruierten Teilen verwendet werden, können die Unternehmen aus Odense schnell Industrieroboter für spezielle Einsatzzwecke bauen und ganze Arbeitssysteme entsprechend den Anforderungen der Kunden konzipieren.

Kein Wunder, dass bis 2025 mit mehr als 728.000 verkauften Einheiten dieser Robotersysteme gerechnet wird – das entspricht einem Umsatz von 11.5 Mrd. US-$ pro Jahr. Barclays Equity Research zufolge hatte der Markt 2017 einen Wert von gerade mal 800 Mio. US-$, nachdem er 2012 praktisch aus dem Nichts heraus entstanden ist. Ein Großteil der Nachfrage kommt aus der Automobil- und Technologiebranche.

Adieu Plackerei

Durch diese Form der Automatisierung zum Beispiel bleiben den Arbeitern mühselige Lagerarbeiten wie Materialtransporte erspart. Roboter wie die von Mobile Industrial Robots*, einem anderen Unternehmen aus Odense, gebauten Flurfördergeräte werden zunehmend in Verteilzentren eingesetzt. Ein drittes Unternehmen beschäftigt sich mit Roboterschweißen und zielt damit auf einen großen Markt ab, an dem immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, die die nötigen Fähigkeiten für diese Tätigkeit besitzen (in Großbritannien z. B. ist der typische Schweißer im Durchschnitt 55 Jahre alt).

Dorthin zu gelangen, war jedoch eine enorme Herausforderung. Cobots, die auf große Mengen hochwertiger Sensordaten angewiesen sind, konnten erst im Zuge der Entwicklung komplexerer Sensoren und durch Fortschritte bei der Rechenleistung für die Verarbeitung dieser Daten gebaut werden, so das Advisory Board.

Auch die KI leistet einen wesentlichen Beitrag – weil sich Industrieroboter dadurch viel leichter anlernen lassen. In einigen Fällen zum Beispiel müssen die Roboter nicht mehr mit Computercode programmiert werden, sondern können durch menschliche Bediener durch die Aufgaben geführt werden. Der Mensch steuert direkt die Arme des Roboters, der so während der Arbeit lernt.

ANNÄHERUNG

Formen der Zusammenarbeit mit IndustrieroboternGrüner Bereich: Arbeitsplatz des Roboters; gelber Bereich: Arbeitsplatz des Arbeiters. Quelle: IRF, basierend auf: Bauer et al. (2016)

Da Menschen keine Roboter sind, müssen sich diese autonomen Roboter aus Sicherheitsgründen an unterschiedliche Bedingungen anpassen können. Um die Sicherheit zu gewährleisten, müssen kollaborative Industrieroboter in der Lage sein, Menschen in ihrer Umgebung zu erkennen und ihre Tätigkeit sofort zu unterbrechen oder Platz zu machen, wenn Verletzungsgefahr besteht. Sobald die Gefahr vorüber ist, müssen sie ihre Arbeit sofort wieder aufnehmen können. Fortschritte in diesem Bereich werden durch die neueste Technologie erleichtert.

Um die Sicherheit des Menschen zu gewährleisten, müssen sich Roboterhersteller nach Normen richten, die von der International Organization for Standardization (ISO) festgelegt wurden. Die Sicherheit ist das Teuerste an diesem Prozess – das ist vielleicht auch der Grund, warum die chinesische Regierung sich nicht mehr der ISO unterwerfen, sondern ihre eigenen Sicherheitsstandards entwickeln möchte. Macht China damit wirklich ernst, besteht die Gefahr, dass die Sicherheit der Arbeiter zu kurz kommt, weil es nur noch um billig billig geht.

Da den Faktoren Sicherheit, Kosten und Anpassungsfähigkeit immer stärker Rechnung getragen wird, werden menschliche Arbeiter zunehmend mit Cobots zusammenarbeiten. Roboter werden verstärkt menschliche Aufgaben übernehmen, im Wesentlichen aber gefährliche oder anstrengende Tätigkeiten, sodass für den Menschen die interessanten, abwechslungsreichen Tätigkeiten übrigbleiben. Und Mensch und Roboter werden immer mehr Seite an Seite arbeiten.


* Die Pictet-Robotics Strategie investiert in Teradyne, zu dem Universal Robots und Mobile Industrial Robots gehören

Erfahren Sie mehr zu Robotikindustrie: Die Robotik-Industrie

Über das Beratungsgremium

Jede thematische Strategie profitiert von einem engagierten Beratungsgremium namhafter Wissenschaftler, Unternehmer und Akademiker. Dies ermöglicht uns, unsere Ansichten gegen Fachleute in ihren jeweiligen Bereichen zu testen und uns damit ein vertieftes Verständnis für das regulatorische Umfeld und die Trends zu verschaffen, die das Thema unterstützen.

Über Pictet Asset Management

Pictet Asset Management ist ein unabhängiger Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 167 Milliarden EUR, das wir für unsere Kunden in Aktien, Festverzinsliche, alternative Anlagen und Multi-Asset-Produkte investieren. Wir verwalten Einzelmandate und Anlagefonds für einige der größten Pensionsfonds, Finanzinstitute, Staatsfonds, Finanzintermediäre und deren Kunden weltweit. Bei unserem auf Anlagen basierenden Geschäft verfolgen wir einen langfristigen Ansatz mit einer einzigartigen Kundenorientierung. Unser Ziel ist es, der bevorzugte Anlagepartner unserer Kunden zu sein. Wir schenken ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, bieten Pionier-Strategien und fühlen uns der Exzellenz verpflichtet.

Mehr zu den Anlagestrategien von Pictet Asset Management

Folgen Sie Pictet Asset Management

Für weitere Informationen steht Ihnen Frank Böhmer gerne zur Verfügung.
Telefon: 069-79 5009 1224
e-mail: fbohmer@pictet.com