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Demokratischer Hoffnungsträger in Westafrika mit ambitionierten Zielen für erneuerbare Energien

Markets and NewsDemokratischer Hoffnungsträger in Westafrika mit ambitionierten Zielen für erneuerbare Energien

Markets in Motion

Was bewegt die Märkte? Was macht die Emerging Markets interessant? Wo liegen Chancen, wo Risiken? Damit beschäftigen wir uns ab sofort in unserem regelmäßig erscheinenden Newsletter „Markets in Motion“.

Demokratischer Hoffnungsträger in Westafrika mit ambitionierten Zielen für erneuerbare Energien

Während andere westafrikanische Länder wie Mali, Niger oder Burkina Faso in den vergangenen Jahren mit gewaltsamen Machtwechseln für Schlagzeilen gesorgt haben, kann Ghana mittlerweile als eine gefestigte Demokratie gelten. Im „Freedom of the World Score“ erhält das Land 80 von 100 Punkten – nur vier Punkte weniger als die Vereinigten Staaten.[1] Seit Beginn der 4. Republik 1992 gab es keine gewaltsamen Machtwechsel. Auch die letzten Wahlen im vergangenen Dezember sind friedlich verlaufen. Die Regierungspartei hat ihre Niederlage schnell eingeräumt. Kein Präsident hat in den vergangenen drei Jahrzehnten versucht, die verfassungsrechtliche Beschränkung auf maximal zwei aufeinander folgende Amtszeiten außer Kraft zu setzen.

Wirtschaft: Erholung und Reformen nach schwerer Krise

Einer der Gründe für die politische Stabilität liegt im relativen Wohlstand des Landes. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist mit ca. 2.400 US-Dollar in Ghana deutlich größer als in den von politischen Konflikten geplagten Nachbarländern.[2] Zwischen 2010 und 2019 wuchs die Wirtschaft im Durchschnitt um 6,7 Prozent.[3]

Dennoch erlitt Ghana, die zweitgrößte Volkswirtschaft in Afrika, im Jahr 2022 die schwerste Wirtschaftskrise seit einer Generation. Diese wurde durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine zwar beschleunigt, hatte sich aber schon zuvor angekündigt. Zu den Gründen gehörten eine hohe Staatsverschuldung, zu geringe Staatseinnahmen, eine negative Zahlungsbilanz und eine Abhängigkeit vom Export schwankungsanfälliger Rohstoffe.[4]

Im Mai 2023 bewilligte der Internationale Währungsfonds Ghana einen Nothilfekredit (Extended Credit Facility Arrangement) von 3 Milliarden US-Dollar für drei Jahre. Im Gegenzug musste sich Ghana verpflichten, Reformen durchzuführen. Diese zeigen erste Ergebnisse: Die Inflation ist mittlerweile von einem Höchststand von 54,1 Prozent im Dezember 2022 auf 8 Prozent im Oktober 2025 gefallen und befindet sich damit innerhalb des vom vom Internationalen Währungsfonds (International Monetary Fund, IMF) vorgegebenen Rahmen. 2024 erreichte Ghana ein Wirtschaftswachstum von 5,7 Prozent.[5] Die Vorausschau der Weltbank vom Oktober 2025 sieht für dieses Jahr ein Wachstum von 4,3 Prozent, das bis 2027 auf 4,8 Prozent steigen soll.[6]

Stromversorgung für Haushalte und Unternehmen: Hohe Kosten und ein störungsanfälliges Transmissionsnetz

Bis 2015 wurde die Stromversorgung Ghanas fast ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen, insbesondere dem Wasserkraftwerk am Akosombo-Stausee, in den der Volta-River fließt. Aufgrund von Dürreperioden und ausbleibenden Regenfällen, die niedrige Pegelstände in den Kraftwerken verursachten, kam es seit 2012 zu derart häufigen Stromausfällen, dass die Bevölkerung einen eigenen Spitznamen dafür erfand: „Dumsor“, was auf Akan (Sprache einer Gruppe sprachlich und kulturell verwandter westafrikanischer Völker) so viel wie „aus und an“ bedeutet.

Seit 2015 hat die Regierung daher massiv auf den Ausbau thermischer Kraftwerke gesetzt, die vor allem mit Naturgas, zu einem geringeren Teil auch mit Öl betrieben werden. Sie sollen verhindern, dass es erneut zu derartigen Engpässen kommt. Über 61 Prozent des Stroms wird mittlerweile durch diese Kraftwerke generiert; der Anteil von Wasserkraft ist unter 38 Prozent gefallen.

Abbildung: Entwicklung der Stromerzeugungsquellen in Ghana seit 2000

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Quelle: International Energy Agency. Lizenz: CC BY 4.0

„Dumsor“ als omnipräsente Krise der Stromversorgung mag damit zwar mittlerweile vorbei sein, doch bleibt das Transmissionsnetz störungsanfällig. So gaben 2023 im Rahmen einer Umfrage der Weltbank 73,8 Prozent der Unternehmen an, von Stromausfällen betroffen zu sein. 24,2 Prozent sehen die Stromversorgung als eines der wichtigsten Hemmnisse für ihre Geschäftstätigkeit an. Über zwei Drittel der Unternehmen besitzen einen Dieselgenerator oder teilen sich einen.[7] Verschiedene Studien haben dabei aber gezeigt, dass der Einsatz von Dieselgeneratoren insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (im Gegensatz zu großen Unternehmen) aufgrund der hohen Fixkosten und fehlender Skaleneffekte den Produktivitäts- und Umsatzverlust durch Stromausfälle nicht wettmachen kann.[8]

Neben der weiterhin gegebenen Unzuverlässigkeit plagen die Verbraucher hohe Stromkosten. Der staatliche Stromversorger, die Electric Company of Ghana, hat laut IMF ein jährliches Defizit von 1,6 Milliarden US-Dollar, das bis Ende des Jahres auf 2,2 Milliarden US-Dollar anwachsen dürfte.[9] Der IMF drängt auf kostendeckende Strompreise und hat daher auch die jüngsten Strompreiserhöhungen unterstützt, die sich auf insgesamt fast 19 Prozent innerhalb von zwei Jahren belaufen.[10] Die Stromkosten dürften für die Verbraucher auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen.

Unter diesen Umständen bietet ein Umstieg auf Solarenergie für die Nutzer erhebliche Vorteile. Die Gestehungskosten für Solarenergie sind in den vergangenen Jahren auch in Afrika stark gefallen, und Strom aus Photovoltaikanlagen ist mittlerweile deutlich günstiger als aus dem staatlichen Stromnetz – zumal die Dieselgeneratoren, die im Falle von Netzausfällen betrieben werden müssen, noch höhere Kosten verursachen und das Klima sowie die Gesundheit der Menschen schädigen. Die Regierung Ghanas, die sich ambitionierte Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt hat, scheint dies erkannt zu haben und hat in diesem Jahr ein Pilotprojekt zur Nettostromzählung durchgeführt. Die Möglichkeit zur Einspeisung überschüssigen Solarstroms für Unternehmen und Haushalte wird in den nächsten Monaten kommen und den Umstieg auf Photovoltaik noch vorteilhafter machen, als er ohnehin schon ist.

Ein Hindernis für die Verbreitung von Solarenergie in Ghana besteht wie in ganz Subsahara-Afrika weiterhin darin, dass spezialisierte Unternehmen, die PV-Anlagen für die Nutzer planen, installieren und vorfinanzieren können, von lokalen Banken kein Wachstumskapital bzw. nur zu äußerst unvorteilhaften Konditionen erhalten.

Genau hier setzt der IIV Solar Electrification Debt ELTIF an: Mit langfristigem Kapital für Solarprojekte trägt der Fonds dazu bei, diese Finanzierungslücke zu schließen – und den Ausbau sauberer, bezahlbarer Energie in Subsahara-Afrika voranzubringen.

[2] Mali (1.086 USD), Niger (722 USD), Burkina Faso (987 USD).

[3] World Bank, Africa’s Pulse. Pathways to Job Creation in Africa, October 2025, S. 100.

[6] World Bank (wie in Fn. 3).

[7] Siehe hierfür die Daten des World Bank Formal Enterprise Survey;

[8] Abeberese et al. (2021), Productivity Losses and Firm Responses to Electricity Shortages: Evidence from Ghana, S. 16f.