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Die Index-Neugewichtung: Zur Vermeidung von Handelsverlusten

TopicsDie Index-Neugewichtung: Zur Vermeidung von Handelsverlusten

Da Indexanlagen immer beliebter werden, wird das Handelsvolumen rund um die Termine, zu denen Indizes neu gewichtet werden, zunehmend erhoeht. Das kann in der Folge zu unvorhersehbaren Kursschwankungen führen, so Howie Li und David Barron, beide Legal & General Investment Management.

Indexfonds gelten häufig als die kostengünstigste und einfachste Art, um Marktengagement aufzubauen. Aber ihr Erfolg bei der Gewinnung von Anlagegeldern geht mit der Gefahr von Renditeschmälerungen für die Anleger einher, wenn die Mittelflüsse nicht proaktiv gemanagt werden.

Legal & General Investment Management (LGIM) bietet diese Investmentlösungen seit mehr als 30 Jahren an und hat sich so zum fünftgrößten Indexmanager weltweit entwickelt.1 In dieser Zeit haben wir verschiedene Risiken und Ineffizienzen beobachtet, die wir zugunsten unserer Anleger auf pragmatische Weise mindern und aus denen wir für sie sogar Vorteile ziehen konnten. Da zum Beispiel die Anlagegelder, mit denen populäre marktkapitalgewichtete Indizes nachgebildet werden, im Laufe der Jahre zugenommen haben, sind laut unseren Studien immer mehr Anleger für die mit den Aktienkursen verbundenen Risiken rund um Neugewichtungsereignisse anfällig geworden.

Diese Ineffizienzen dürften noch weiter zunehmen, da wir für beliebte, auf Kernaktien fokussierte Indizes von einer steigenden Kursvolatilität ausgehen, während immer mehr Anleger an Lösungen mit aus Kernaktien bestehenden Indizes interessiert sind. Aus diesem Grund sind wir bemüht, die Risiken, die mit extremen Handelsereignissen (o.ä) einhergehen, proaktiv zu meistern.

Mehr Vermögen, mehr Risiken?

Es ist kein Geheimnis, dass die Beliebtheit von Indexanlagen in den letzten Jahren explosionsartig gestiegen ist. Anleger interessieren sich für die vielen Vorteile von Indexfonds, darunter die vergleichsweise niedrigeren Gesamtkosten und den breiten Marktzugang. Die große Anzahl an Indexanlagen am Markt – insbesondere Anlagen, die beliebte, marktkapitalisierungsgewichtete Aktienindizes nachbilden – ist in den letzten zehn Jahren weiter gestiegen.

Bank of America Merrill Lynch und Moody’s haben in Studien festgestellt, dass in den USA etwa 38 % aller Aktienanlagen in indexnachbildenden Fonds vorgenommen werden. Sie gehen davon aus, dass der Aktienfondsmarkt in den USA schon ab 2020 zur Hälfte auf aktive und zur Hälfte auf indexbasierte Anlagen entfallen wird. In absoluten Zahlen schätzt PwC, dass sich das verwaltete Vermögen in indexnachbildenden Anlagen 2016 auf 14 Billionen US$ belief. Bis 20252 wird sich diese Zahl laut PwC mehr als verdoppeln.

Der Preis von Popularität

Das Ziel der Indexfondsmanager besteht in erster Linie darin, die Indizes so genau wie möglich nachzubilden. Da jedoch Indexanlagen immer beliebter werden, ist die Kursvolatilität wegen der Transaktionen, die die zahlreichen Indexanleger rund um die Neugewichtungstermine vornehmen, gestiegen. Früher fielen diese Transaktionen kaum ins Gewicht.

Wenn ein Indexanbieter sich entscheidet, eine Aktie in seinen Index aufzunehmen oder daraus zu entfernen, dann wird diese Entscheidung sowohl entsprechend der Regeln des jeweiligen Index getroffen als auch lange im Voraus öffentlich bekannt gegeben. Manager von Indexfonds, die Abbildung 1: Vermögen in Aktienindizes nachbildenden Fonds als %-Anteil des gesamten verwalteten Vermögens aller Aktienfonds die Übereinstimmungs-Differenz zwischen dem Fonds und dem Index auf ein Minimum beschränken möchten, werden diese Änderungen oft erst am letzten Tag vor der Umsetzung der Änderungen in ihren Transaktionen widerspiegeln, um sichsonahwiemöglichanihrenBenchmarksauszurichten. Wie es die Logik von Angebot und Nachfrage vorschreibt, gilt jedoch: Je mehr Nachfrage nach Transaktionen mit den gleichen Aktien – von denen es ein festes Angebot gibt – zu einem bestimmten Zeitpunkt besteht, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs dieser Aktien vorübergehend steigt oder zumindest kurzfristig Schwankungen aufweist.

Abgesehen von diesen Neugewichtungsterminen ist der Umschlag für Indexfonds in der Regel insgesamt recht niedrig. Im Mai 2018 führte eine umfangreiche Überprüfung eines Aktienindex zu folgendem Ergebnis. Rund 50 Aktien wurden neu aufgenommen bzw. schieden aus, was an einem einzigenTag eine Steigerung des Handelsvolumens um mehr als das 13-fache im Vergleich zum Vormonat nach sich zog. Unsere Schätzungen deuten darauf hin, dass je nach Index der dritte Freitag eines jeden Quartals oder der letzte Tag in den Monaten Mai und November das Handelsvolumen wesentlich durch umfangreiche Indexneugewichtungen bestimmt wird.

Wir untersuchten den möglichen Unterschied auf die Performance bei Neugwichtung eines großen globalen Aktienindex wenn am Tag der Bekanntgabe gehandelt wird und nicht bis zum Datum der effektiven Neugewichtung ein paar Wochen später gewartet wird. Im Verlauf von 14 Neugewichtungen von Februar 2015 bis Mai 2018 hätten sich mit einer solchen Strategie laut unserem Research im Durchschnitt 6,5 Basispunkte an jährlicher Performance erzielen lassen. Anders gesagt verloren Anleger, die erst am Tag der Indexneugewichtung Transaktionen vornahmen, potenziell bis zu 6,5 Basispunkte an Performance. Sie hätten diesen Verlust aber eventuell verringern können, wenn sie das hohe Tradingvolumen an den Neugewichtungsterminen vermieden hätten.

Research von Berkeley erläutert, weshalb dies unter Umständen der Fall ist: Viele der von ihnen untersuchten Aktien wurden sowohl nach der Ankündigung ihrer Aufnahme in Kernindizes als auch am Neugewichtungsdatum weit über ihrem durchschnittlichen Kursniveau gehandelt und gaben häufig einige dieser Zugewinne in den darauffolgenden Tagen wieder ab.2 Bei den einzelnen Unternehmen können diese Ereignisse im Vergleich zu den Tagen vor und nach der Neugewichtung zu einem äußerst sprunghaften Anstieg der Handelsvolumina führen, was sich natürlich auf die Kursvolatilität auswirkt.

Ruhige Tage

Die Nachbildung von Indizes, deren Neugewichtungen nicht an Tagen mit hohem. Tradingvolumen erfolgen oder die ganz einfach weniger Neugewichtungen vornehmen als andere Benchmarks, kann ebenfalls helfen, das mit unvorhersehbaren Kursschwankungen einhergehende Risikozumeiden.WieanhanddesNeugewichtungskalenders im Anhang ersichtlich wird, kann ein Index, der an einem anderen Zeitpunkt als dem Quartalsende neu gewichtet wird, die Massen meiden, die durch maßgebliche andere Indexanbieter mobilisiert werden. Anleger können nach wie vor einen breiten Marktzugang erhalten, wenn sie auf indexnachbildende Aktienfonds setzen, bei denen Neugewichtungen im Vergleich zu den beliebten Kernindizes in „ruhigeren“ Zeiten erfolgen.

In unseren in Kernaktien investierenden Exchange Traded Funds (Core ETFs) verfolgen wir beispielsweise die Performance der von Solactive unabhängig verwalteten und berechneten Indizes. Bei Solactive aus Frankfurt am Main handelt es sich um einen globalen Marktführer in der Indexbranche mit mehr als zehn Jahren Erfahrung und Anlagen in Höhe von 200 Milliarden US$ in indexgebundenen Produkten (Stand: Januar 2018). Diese Indizes sind so konzipiert, dass sie neu gewichtet werden, bevor viele der maßgeblichen Indexanbieter Änderungen an ihren Indizes ankündigen. Trotzdem korrelieren sie unseren historischen Analysen zufolge zu 99,9 % mit vergleichbaren Benchmarks maßgeblicher globaler Indexanbieter.

Erfahrene Indexmanager

Natürlich geht es bei der Bewältigung der mit Indexanlagen verbundenen Ineffizienzen nicht nur darum, das Datum der Neugewichtung zu ändern. Das Management von Indexfonds hat den unglücklichen Zusatz „passiv“ erworben. Dabei ist es alles andere als das.

Wir bei LGIM verfolgen einen pragmatischen Ansatz der Indexreplikation, der es uns ermöglicht, die Renditen der Anleger potenziell zu steigern, indem vorhersehbare Performancebelastungen gemindert werden. So kann unser erfahrenes, für das Management von Indexfonds zuständiges Team zum Beispiel versuchen, wahrscheinliche Indexänderungen vorwegzunehmen, oder optimale Handelsstrategien einsetzen, wenn es zu bestimmten Ereignissen in Unternehmen kommt.

Nicht nur Interesse an niedrigen Gebühren

Je stärker sich die Anleger der Ineffizienzen einer „herkömmlichen“ Indexanlage bei Neugewichtungsereignissen bewusst werden, desto anspruchsvoller werden sie gegenüber ihren Indexfondsmanagern. Da die Beliebtheit indexnachbildender Anlagen so bald nicht nachlassen dürfte, liegt es unseres Erachtens an den Managern, die in dieser Publikation aufgeführten Risiken zu steuern, etwa durch Lösungen wie die Nachbildung von Indizes mit alternativen Neugewichtungsterminen.

Darüber hinaus könnte eine pragmatischere Methode der Indexreplikation zur Minderung anderer Indexineffizienzen die Kosten für Anleger senken oder sogar die Renditen steigern. In unserer unlängst aufgelegten Palette an Core ETFs sind wir zugunsten unserer Kunden um beides bemüht und zeigen, dass die wachsende Anzahl an Indexanlegern mehr von ihren Indexfondsmanagern erwarten kann und sollte.

Weitere Informationen sowie eine Auflistung der Termine für die Neugewichtung der wichtigsten Indixes finden Sie links im PDF.


1) Pensions & Investments; Umfrage unter den größten Indexmanagern 2018.
2) Quelle: PWC, Asset & Wealth Management Revolution: Embracing Exponential Change, 2017

Howie Li ist Head of ETFs und leitet die Entwicklung sowie das Wachstum von ETFs bei LGIM. Li war unlängst CEO von Canvas, bevor er nach der erfolgreichen Übernahme von Canvas ETF zu LGIM stieß.

David Barron ist Head of Index Equity and Factor-Based Investing. Er konzentriert sich auf die Bereiche Research und Strategie und führt außerdem das Team, das für Anlagen in Index-Aktien verantwortlich ist.