EIn Martkommentar von Nicholas Yeo, Director und Head of Equities China bei aberdeen: „Premierminister Li Qiang hat am Mittwoch in seinem jährlichen Regierungsbericht die Ankündigung der Regierung, mehr fiskalische Anreize zu schaffen, weitgehend eingehalten. Die fiskalischen Rahmenbedingungen für dieses Jahr sind durchweg expansiv und entsprechen den Erwartungen, auch wenn die Marktteilnehmer sich vielleicht etwas mehr Unterstützung für den privaten Konsum und den Immobilienmarkt erhofft hätten. Das Ergebnis der Sitzungen ist, dass das derzeit erhöhte Tempo der fiskalischen Anreize in den kommenden Monaten anhalten wird. Die Sorge, dass dieses Tempo nicht ausreicht, falls die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump das globale Wachstum stark belastet, bleibt allerdings bestehen. Doch die politischen Entscheidungsträger scheinen bereit zu sein, die wirtschaftliche Unterstützung bei Bedarf weiter zu erhöhen.
BIP-Wachstumsziel von 5 %
Das Wachstumsziel der Wirtschaft für 2025 wurde auf ca. 5 % festgelegt, zusammen mit einem Inflationsziel (CPI) von 2 %. Angesichts der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der US-Handelspolitik erscheinen diese Ziele relativ ehrgeizig. Gleichzeitig könnte es jedoch ein Signal der politischen Entscheidungsträger sein, dass diese bereit sind, proaktivere und wirksamere Maßnahmen zu ergreifen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Weiterhin moderat lockere Geldpolitik
Konkrete Details zur Geldpolitik blieben begrenzt, doch die Botschaft einer „moderat lockeren Geldpolitik“ wurde bekräftigt. Dies unterstreicht das Engagement der Behörden, die Leitzinsen bei Bedarf weiter zu senken. Die politischen Entscheidungsträger werden Instrumente wie Anpassungen der Mindestreserveanforderungen und Zinssenkungen nutzen, um sicherzustellen, dass das Wachstum der Finanzierung des Sozialsektors und der Geldmenge mit den Zielen der wirtschaftlichen und preislichen Stabilität im Einklang steht.
Fiskalische Impulse werden deutlich erhöht
Um das Wachstumsziel zu erreichen, haben die Behörden die Defizitquote von 3 % auf 4 % erhöht – ein historischer Höchststand, der das Defizit um 1,6 Billionen Renminbi (RMB) erhöht. Auch die Quoten für die Ausgabe von Anleihen wurden erhöht. Die Sonderanleihe der Kommunalverwaltung (LGSB) wird um 500 Mrd. RMB auf 4,4 Mrd. RMB erhöht, wobei 800 Mrd. RMB für lokale Schuldenswaps verwendet werden sollen und der Rest für die Rückgewinnung von brachliegendem Land und den Erwerb von Wohnraum. Dies dürfte sich positiv auf die Stimmung auf dem Immobilienmarkt auswirken, da mehr Geld für den Abbau von Lagerbeständen zur Verfügung steht. Die ultra-langfristigen Sonderanleihen der Staatskasse wurden von 1 Billion RMB auf 1,3 Billionen RMB erhöht, wobei die Hälfte für das Subventionsprogramm für den Umtausch von Konsumgütern vorgesehen ist.
Die veranschlagte Summe ist jedoch ein wenig enttäuschend: Das Programm hat in weniger als einem halben Jahr 150 Milliarden RMB verbraucht, was bedeutet, dass 300 Milliarden RMB über ein ganzes Jahr eine geringere Finanzierungsgeschwindigkeit bedeuten würden. Dennoch könnten die politischen Entscheidungsträger die Finanzierung des Programms später im Jahr aufstocken, ähnlich wie sie es 2024 getan haben. Zusätzlich wurde eine separate Sonderanleihe des Staates in Höhe von 500 Milliarden RMB für die Rekapitalisierung von Banken aufgelegt, was die Kapitalpuffer der Großbanken stärken dürfte.
Fokus auf Technologie
Auch die Botschaften zu technologischen Innovationen sind ermutigend. Sie senden ein starkes Signal der Unterstützung sowohl von Innovationen als auch des Privatsektors. Weiterhin bekräftigen sie Präsident Xi Jinpings Position, die er bereits bei seinem jüngsten Roundtable-Treffen mit führenden Technologieunternehmen vertrat. Da die Bewertungen des chinesischen Internetsektors im Vergleich zu den US-Pendants günstig sind und die Behörden gleichzeitig den Ausbau der nationalen KI-Fähigkeiten vorantreiben, stellt der Sektor weiterhin eine sehr attraktive Gelegenheit für Investoren dar.
Unterstützende finanzielle Rahmenbedingungen
Unser Index für die finanziellen Rahmenbedingungen signalisiert weiterhin günstige Bedingungen, die seit der geldpolitischen Wende im letzten Jahr unverändert locker sind. Da die vollständige Wirkung dieses Kurswechsels aufgrund üblicher Verzögerungen noch nicht vollständig durchgeschlagen haben dürfte, gehen wir davon aus, dass die nach den „Two Sessions“ gelockerten Bedingungen schrittweise zusätzliche Impulse für die Wirtschaft liefern und das Wachstum unterstützen werden (siehe Abbildung 1).“
Abbildung 1
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