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Die Tücken der aktienbasierten Vergütung in Zeiten des Konjunkturabschwungs

Markets and NewsDie Tücken der aktienbasierten Vergütung in Zeiten des Konjunkturabschwungs

Marktkommentar von Pieran Maru, Investment Analyst, Disruptive Growth & Technology Team bei GAM Investments: Die Mitte der 1970er Jahre aufkommende aktienbasierte Vergütung galt einst als das goldene Ei, das nur darauf wartete, ausgezahlt zu werden. Doch warum ist man derzeit bei aktienbasierten Vergütungen zurückhaltender? Welche Herausforderungen sind damit verbunden?

Die aktienbasierte Vergütung ermöglicht es Unternehmen, möglichst hohe Beträge an flüssigen Mitteln zu reinvestieren, um das Wachstum voranzutreiben und gleichzeitig Managementtalente anzuziehen und zu halten, indem Mitarbeiter von der Wertsteigerung zukünftiger Aktienkurse profitieren. Nach Angaben des National Center for Employment Ownership in den USA erhielten im Jahr 1990 weniger als 1 Million Angestellte Aktienoptionen; im Jahr 2000 waren es bereits rund 10 Millionen. Trotz der negativen Auswirkungen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre und der Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften im Jahr 2006, die die Unternehmen dazu verpflichteten, die aktienbasierte Vergütung als Aufwand zu verbuchen, gewann sie weiter an Zugkraft. Sogar so sehr, dass aktuell nahezu alle börsennotierten Unternehmen das Instrument der aktienbasierten Vergütung einsetzen.

Weshalb haben wir derzeit Bedenken?

Während die aktienbasierte Vergütung dazu dient, die Arbeitnehmer an den Arbeitgeber zu binden, kann ein Rückgang des Aktienkurses und damit des Wertes der aktienbasierten Vergütung einen gegenteiligen Effekt bewirken, der durch den derzeitigen Anstieg der Lebenshaltungskosten noch verstärkt wird. Angesichts der angespannten Lage auf dem Markt für Fachkräfte in der Softwarebranche wird die Mitarbeiterfluktuation voraussichtlich steigen, was wiederum die Arbeitgeber unter Druck setzt, den Anteil von Geldzahlungen für Neueinstellungen und die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Höhere Geldzahlungen würden sich negativ auf die Gewinnspannen, den Gewinn pro Aktie und den freien Cashflow auswirken, während das Angebot zusätzlicher Aktien als Anreiz für die Mitarbeiter den Wert für die Aktionäre weiter verwässern würde.

Es existieren unterschiedliche Arten der aktienbasierten Vergütung. Die beiden gängigsten sind Aktienoptionen sowie gesperrte Anrechte auf Aktien. Aktienoptionen berechtigen den Mitarbeiter zum Kauf von Aktien zu einem Preis, der am Tag der Optionsgewährung festgelegt wird. Der Mitarbeiter hat anschließend eine festgelegte Zeitspanne, um die Optionen auszuüben, meist ein Jahr nach dem Tag der Gewährung. Bei Anrechten auf Aktien, die zu einem im Vorhinein festgelegten Zeitpunkt unverfallbar werden. RSUs werden häufig als die bessere Option für den Mitarbeiter betrachtet, da bei deren Ausgabe keine Geldzahlungen erfolgen.

Fazit und Ausblick

Insgesamt schätzen wir das Instrument der aktienbasierten Vergütung unverändert als integralen Bestandteil von wachstumsstarken Unternehmen ein. Wir erwarten jedoch, dass die Unternehmen die Kontrolle über dieses Instrument verschärfen werden. In Vorbereitung auf einen potenziellen Konjunkturabschwung haben einige große Technologieunternehmen bereits eine Verlangsamung der Neueinstellungen oder einen Einstellungsstopp angekündigt, was wiederum zu einer Verringerung des Wachstums von aktienbasierten Vergütungen beitragen dürfte.