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Digitale Transformation im Wealth Management: Zwischen Tradition und Innovation

TopicsDigitale Transformation im Wealth Management: Zwischen Tradition und Innovation

Die Finanzbranche befindet sich in einem radikalen Umbruch. Klassische Banken stehen zunehmend unter Druck, digitale Prozesse zu integrieren, während Fintechs mit innovativen Ansätzen Marktanteile gewinnen. In einem ausführlichen Gespräch mit Karl im Brahm, DACH-CEO von Objectway GmbH, gibt dieser Einblicke in die Erfolgsfaktoren moderner Finanzdienstleistungen – und warum der Kunde mehr denn je im Mittelpunkt stehen muss.

Der Kunde als Treiber der Transformation

Die Digitalisierung des Bankensektors wird nicht primär durch Technologie angetrieben, sondern durch veränderte Kundenerwartungen. „Menschen wollen rund um die Uhr und ohne Schnickschnack bedient werden“, betont Karl im Brahm. Diese Erwartungshaltung macht eine nutzerzentrierte, intuitive Plattformarchitektur unabdingbar.

Dabei sind vier Prinzipien entscheidend für eine erfolgreiche Demokratisierung des Wealth Managements:

  1. Personalisierte Technologie: Nicht nur eine App, sondern skalierbare Plattformen, die Millionen Menschen individuell bedienen können.
  2. Regulierung als Chance: Erfolgreiche Anbieter automatisieren Compliance und schaffen Vertrauen zu Aufsichtsbehörden.
  3. Skalierbarkeit: die das gesamte Betriebs- und Servicemodell umfasst, um Effizienz sicherzustellen sowie die Fähigkeit, die steigende Kundennachfrage zu befriedigen, ohne Kompromisse bei Qualität und Compliance einzugehen.
  4. Neues Verständnis von Vertrauen: Weg von Marmorgebäuden – hin zu Transparenz, Sicherheit und verständlicher Sprache.

Was traditionelle Banken von Neobanken lernen können

Neobanken haben früh verstanden, worauf es in der digitalen Kundenbeziehung ankommt. Im Brahm nennt als Beispiel den Unterschied zwischen einer Kreditkartenbestellung bei einer Sparkasse und bei Trade Republic. Während der Prozess bei der Sparkasse mehrere Wochen dauerte, war er bei Trade Republic in wenigen Minuten abgeschlossen – inklusive digitaler Legitimation, Apple Wallet Integration und Gamification-Elementen zur Nutzerbindung.

Diese neuen Anbieter punkten mit:

  • Mobile-First-Ansätzen
  • Intuitiver Nutzerführung
  • Niedrige Einstiegshürde für Investitionen
  • Konsistenter Digitalisierung

Der Appell an traditionelle Banken: Prozesse vereinfachen, klare Sprache verwenden und den Dialog auf Augenhöhe suchen.

Gamification – Mehr als ein Spiel?

Gamification kann Kundenbindung und -aktivierung fördern, birgt aber Risiken. Im Brahm warnt vor unseriösen Anwendungen: „Verbraucherschutzkonformität ist Pflicht.“ Wenn jedoch mit Augenmaß eingesetzt, kann Gamification zur Aufklärung beitragen und den Zugang zu Finanzthemen erleichtern – insbesondere für jüngere Zielgruppen.

Erfolgsmodell Zusammenarbeit: Banken und Fintechs

Die Kooperation zwischen traditionellen Instituten und Fintechs ist kein neuer Gedanke. Bereits in den frühen 2000er Jahren versuchten Banken mit „Schnellbooten“ wie der Consorsbank oder DKB Innovationen zu testen. Häufig scheiterte es jedoch an fehlender Integration in etablierte Strukturen.
Heute gelingt es Fintechs wie Trade Republic oder Scalable Capital, neue Standards im Nutzererlebnis zu setzen – durch datengestützte Prozesse, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und mobile Optimierung. Im Brahm sieht großes Potenzial in hybriden Modellen: „Das Beste aus beiden Welten“ – Vertrauen und Erfahrung der Banken kombiniert mit Innovationskraft der Fintechs.

Ausblick: Die Finanzwelt in fünf Jahren

Ein vollständiger Ersatz traditioneller Banken durch Fintechs ist aus Sicht von Karl im Brahm nicht zu erwarten. Vielmehr wird sich das hybride Modell durchsetzen. Gründe dafür sind:

  • Veränderte Lebensphasen der Kunden, die sowohl digitale als auch persönliche Beratung benötigen.
  • Hohe Anforderungen an Vertrauen, das nur durch transparente und stabile Prozesse gewonnen werden kann.
  • Konsolidierung des Marktes, bei der sich Anbieter mit offenen Technologieplattformen und konsequenter Kundenorientierung durchsetzen werden.

„Ich bin optimistisch“, so im Brahm, „wenn Banken sich schnell genug anpassen, können sie nicht nur bestehen, sondern sogar wachsen.“

Fazit

Die digitale Transformation im Finanzwesen ist keine Frage der Technologie allein, sondern eine strategische Aufgabe mit dem Kunden im Zentrum. Erfolgreich wird, wer Vertrauen neu definiert, Regulierung nicht als Bürde, sondern als Chance begreift – und bereit ist, neue Wege zu gehen. Die Zukunft gehört jenen Akteuren, die traditionelle Werte mit digitalen Möglichkeiten intelligent verbinden.

Bild © Objectway GmbH