Thursday 25-Apr-2024
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Ein Handelskrieg verschiebt die Gravitationsachse des Welthandels nur weiter zu Gunsten der Schwellenländer

OpinionsEin Handelskrieg verschiebt die Gravitationsachse des Welthandels nur weiter zu Gunsten der Schwellenländer

So wie es derzeit aussieht, werden sich die Angriffe Chinas und der USA auf die Wirtschaft des jeweils anderen in diesem Jahr verstärken. Kim Catechis, Head of Global Emerging Markets bei der Legg Mason-Tochtergesellschaft Martin Currie, rechnet dennoch nicht mit einem umfassenden Handelskrieg. Und selbst wenn: „Kluge Anleger würden vermutlich sogar langfristig von einem Handelskrieg profitieren“, glaubt der erfahrene Fondsmanager.

Die Beziehungen der beiden Supermächte hatten am 22. März einen Tiefpunkt erreicht, als die USA ihre Sanktionspläne gegen China mit der Begründung kundtaten, die Chinesen würden den Diebstahl geistigen Eigentums von US-Firmen unterstützen. Die geplanten Strafzölle für chinesische Unternehmen, die sich auf Stahl- und Aluminiumimporte fokussieren, könnten bei bis zu 60 Milliarden US-Dollar liegen, die ohnehin angespannte Beziehung der beiden Länder weiter strapazieren und damit die Angst vor einem umfassenden Handelskrieg schüren, der beide Seiten gleich hart träfe. China hat als Antwort eigene Sanktionen gegen US-Produkte in Höhe von rund drei Milliarden US-Dollar angekündigt.

Die Märkte reagierten weltweit mit deutlichen Einbrüchen der wichtigsten Indizes auf die Drohungen. Für Catechis, den Manager des Legg Mason Martin Currie Emerging Markets Fund, stellt ein möglicher Handelskrieg jedoch einen guten Einstiegszeitpunkt in Aktien der Schwellenländer im Allgemeinen und chinesische Titel im Besonderen dar: „Die Spannungen der Außenhandelsbeziehungen zwischen den USA und China werden sich vermutlich bis Mitte dieses Jahres zuspitzen, jedoch nicht in einen schwerwiegenden Konflikt ausarten. Die Androhung von Strafzöllen in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar kam nicht völlig unerwartet, weshalb die Chinesen Zeit hatten, sich darauf einzustellen.“ Das zeige auch die lange Liste verhältnismäßiger Zölle für US-Produkte von chinesischer Seite, mit der zum Gegenangriff geblasen wurde. „Peking ist auf den Zug aufgesprungen und hat ein Langstreckenticket gelöst. Ich glaube nicht, dass man dort zurück rudert – vor allem auch deshalb nicht, weil die Chinesen mit ihrem ‚One Belt, one Road’ Projekt und anderen Initiativen in hohem Tempo ihre Außenhandelsbeziehungen breiter aufstellen“, führt Catechis weiter aus. „Nach derzeitigem Wissensstand haben die USA Handlungsspielraum gelassen, den China mit höheren Öl- und Sojaimporten zur Deeskalation nutzt, ohne dabei das Gesicht zu verlieren.“

Genau diese kurzfristigen Reaktionen der Märkte böten laut Catechis gute Einstiegschancen für Anleger: „Die jüngsten Schlagzeilen haben natürlich einige Alarmglocken bei Anlegern in den Schwellenländern läuten lassen. Langfristig werden die Handelsbeschränkungen aber nur das schnelle Wachstum des intra-regionalen Handels unter den Schwellenländern weiter befeuern – und die USA davon ausschließen.“ Aus Sicht der Legg Mason-Tochtergesellschaft würde dies die Gravitationsachse des Welthandels nur weiter zu Gunsten der Schwellenländer verschieben.

Emerging Market-Experte Catechis sieht zudem drei handelsnahe Entwicklungen, die sich durch den von den USA geführten Handelskrieg weiter beschleunigten: 

  1. Regional Comprehensive Economic Partnerschip (RCEP): Das von China geförderte multilaterale Handelsabkommen umfasst die komplette asiatische Region inklusive Indien, Japan, Australien, Neuseeland, Südkorea sowie den ASEAN-Ländern. Zusammen haben diese Länder einen Anteil am Welthandel von gut 40 Prozent.
  1. One Belt, one Road Initiative: Die chinesischen Bemühungen, die Seidenstraße wiederzubeleben, umfassen den Auf- und Ausbau von Infrastruktur, um Handel zu betreiben, und werden 65 Nationen erreichen. Das Projekt werde laut Catechis auch die Geschwindigkeit der Handelsrouten zwischen Europa und China beeinflussen.
  1. Trans-Pacific-Partnerschip (TPP): Dieses Abkommen wurde noch von der Obama-Administration verhandelt, im vergangenen Jahr vom Weißen Haus verabschiedet und wird auch trotz der Nichtteilnahme der USA weitergeführt. Denn die anderen elf Länder – darunter Mexiko, Peru, Chile oder Malaysia – preschen hier weiter vor.

Mit Blick auf den chinesischen Markt hat Catechis klare Präferenzen, wenn es um die Aktienauswahl geht: „Wir bevorzugen Unternehmen, die vor allem in der heimischen Wirtschaft aktiv sind und sich auf die aufstrebende Mittelklasse des Landes konzentrieren.“ Insgesamt bewertet der Fondsmanager  die Anlagechancen im Land als attraktiv und auch hier insbesondere mit Blick auf die große Bevölkerungsgruppe mit mittlerem Einkommen, auf den privaten Konsum und Services. Auch internetnahe Unternehmen, die typischerweise ein höheres und profitableres Wachstum vorweisen und weniger abhängig von externen Finanzierungsquellen sind, seien interessant.

„Langfristig sollten Anleger auf die Unternehmen setzen, die von Präsident Xis ‚chinesischem Traum’ profitieren – also Unternehmen, die sich auf Umweltaspekte wie saubere Luft und sauberes Wasser fokussieren, oder solche, die Wartezeiten und Kosten reduzieren“, glaubt Catechis. Einen Bogen macht der Fondsmanager hingegen um Unternehmen der „alten Industrie“, der Schwerindustrie, die hoch verschuldet ist und einen signifikanten Anteil an der Umweltverschmutzung in China hat. „Es ist eine Einfache Wahl“, sagt Catechis. „Lieber auf die neue, schimmernde Aktienwirtschaft mit hohen Renditen setzen als auf die alte, umweltverschmutzende, die wenig profitabel dafür aber hoch verschuldet ist.“


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