Laut dem Pariser Klimaschutzabkommen haben sich alle Länder zur Senkung von CO2-Emissionen verpflichtet, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 ̊C zu begrenzen. Der Markt für Green Bonds („grüne Anleihen“) ist, neben anderen, eines der Instrumente, die Anlegern zur Erreichung von Umweltzielen zur Verfügung stehen, so Edith Southammakosane, Multi-Asset Strategist bei ETF Securities. Der Zugang ist allerdings nach wie vor institutionellen Anlegern vorbehalten. Der Green-Bond-Markt dürfte ein schnelles Wachstum verzeichnen, da es zu einer stärkeren Regulierung und Standardisierung kommt, um die Ausgabe und Zeichnung zu erleichtern.
Internationale Organisationen konnten ihre Klimaziele in der Vergangenheit nie erreichen. Die Durchschnittstemperaturen weltweit steigen weiter an. Naturkatastrophen treten so häufig auf wie noch nie zuvor, während internationale und lokale Maßnahmen zur Minderung der negativen Auswirkungen von Treibhausgasemissionen nach wie vor nicht ambitioniert genug sind, um der globalen Erderwärmung Einhalt zu gebieten. Das Übereinkommen von Paris, das im Dezember 2015 aufgesetzt wurde und im November 2016 in Kraft trat, gilt als Wendepunkt in den weltweiten Bemühungen zur Rettung des Planeten, da es die Unterzeichner dazu ermutigt, ambitioniertere Ziele nach Best-Effort-Prinzip zu definieren. Allerdings müssen den Worten auch Taten folgen.
In einem früheren Bericht mit dem Titel Sustainable investing: the performance myth hoben wir Millennials als wesentliche Nachfragequelle für grüne Anlagen sowie deren Rolle bei der Neugestaltung der Anlagebranche hervor. Nachhaltige Anlagen und ESG-Kriterien sind dank des neuen Kapitals seitens der Millennials, die ihre Anlageziele mit ihrer moralischen Verpflichtung gegenüber dem Planeten und künftigen Generationen verbinden möchten, mittlerweile weit verbreitet. Während sich Emissionsrechte bei der Verringerung von CO2- Emissionen nicht als so effizient erwiesen haben wie erwartet worden war, haben die Umweltpolitik und die Stärkung des globalen Bewusstseins zu einem Anstieg der Investitionen in erneuerbare Energien beigetragen. In diesem Beitrag analysieren wir den Markt für Green Bonds, der Möglichkeiten für Anlagen in grüne Projekte bietet und auf kurze Sicht rasant wachsen dürfte.
Was sind Green Bonds?
Green Bonds sind Anleihen, deren Erlöse zugunsten von ökologischen Projekten gehen, darunter z.B. die Entwicklung erneuerbarer Energien, sauberer Transport, Verschmutzungsprävention oder Energieeffizienz. Ein Green Bond weist dieselben Merkmale auf wie eine „normale“ Anleihe – von Kupon über Duration und Laufzeit bis hin zur Abhängigkeit des Kurses von Angebot und Nachfrage. Dabei widmeten sich, wie bereits beim nachhaltigen und verantwortungsbewussten Anlegen (Sustainable and Responsible Investing, SRI), internationale Organisationen der Definition allgemeiner Richtlinien, welche Kriterien auflisten, die eine Anleihe erfüllen muss, um als „grün“ betrachtet zu werden. Derzeit kommen zwei wesentliche Standards zum Einsatz:
- die von der International Capital Markets Association entwickelten Green Bond Principles (GBP), die Transparenz, vor allem im Hinblick auf die Verwendung von Erlösen, fördern; und
- der von der Climate Bonds Initiative herausgegebene Climate Bonds Standard, der sektorspezifischere Kriterien für Anlagen und Projekte festlegt, um als „grün“ zu gelten. Zwar wurden auf lokaler Ebene viele weitere freiwillige Richtlinien veröffentlicht. Allerdings ist ein global anerkannter Standard erforderlich, damit der Markt für Green Bonds sein volles Potenzial entfalten kann.
Lage am Green-Bond-Markt
Die erste grüne Anleihe wurde 2007 von der Europäischen Investitionsbank ausgegeben. Dabei handelte es sich um eine Klimaschutzanleihe (Climate Awareness Bond) im Umfang von 600 Mio. EUR mit Fokus auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Während das Interesse seitens der Anleger und Emittenten hoch war, brauchte der Markt angesichts des Mangels an klaren Richtungsvorgaben und Transparenz einige Zeit, um sich zu etablieren. Erst mit der Veröffentlichung der GBP 2014 kam es zu einem deutlichen Anstieg der Volumina. Laut Daten von Bloomberg nahm die Emission grüner Anleihen von unter einer Milliarde im Jahre 2008 auf beinahe 80 Mrd. USD in 2016 zu. 2017 fiel das Emissionsvolumen noch größer aus und erreichte bis Ende Oktober 92 Mrd. USD.
Laut Green Bond Database beläuft sich der Marktwert aller ausstehenden Green Bonds derzeit auf insgesamt 260 Mrd. USD und damit weniger als 0,5 Prozent des globalen Anleihenmarktes. Die Emittenten reichen von multinationalen Konzernen und Regierungen bis hin zu Kommunen und Unternehmen, wobei Banken 2016 laut Bloomberg für beinahe die Hälfte der Emissionen verantwortlich waren. Die Erlöse wurden, wie aus der nachstehenden Grafik ersichtlich, ebenfalls für ein breites Spektrum an Projekten aufgewandt. Dabei entfielen 80 Prozent der Erlöse auf die Bereiche erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Transport.
Anlagen in Green Bonds
Aufgrund der geringen Größe des Marktes sind grüne Anleihen in der Regel überzeichnet, da die Nachfrage nach Anlagen in grüne Projekte stark ausfällt. Der Zugang zu diesen Anleihen ist in erster Linie institutionellen Anlegern vorbehalten, wobei der Liquiditätsengpass einen Kursaufschlag grüner Anleihen gegenüber normalen Papieren zur Folge hat.
Seit 2008 wurden fünf Indizes aufgelegt, die hauptsächlich dazu genutzt werden, die Performance des Green-Bond-Marktes im Vergleich zum Anleihenmarkt nachzubilden. Zwar umfassen alle Indizes Anleihen, deren Erlöse grünen Projekten zugutekommen. Die zusätzlichen indexspezifischen Kriterien sorgen aber für leichte Unterschiede.
Die vorstehende Grafik macht allerdings deutlich, dass die spezifischen Auswahlkriterien aus Performancesicht kaum einen Unterschied machen. Mit Ausnahme des ChinaBond Green Bond Index, der in Renminbi denominiert ist, sind Green-Bond-Indizes ungeachtet ihres Auflagedatums stark miteinander korreliert. Seit der letzten Talsohle Mitte Dezember 2016 legten Green-Bond-Indizes um 10 Prozent zu, da das im Dezember 2015 abgefasste Klimaschutzabkommen von Paris am 4. November 2016 in Kraft trat. Da sich der Markt noch in den Kinderschuhen befindet, stehen Retail-Anlegern nur sehr wenige Exchange Traded Products (ETPs) zur Verfügung. Deren Zahl dürfte aber parallel zum Wachstum des Green-Bond-Marktes steigen.
Die obige Tabelle macht deutlich, dass die Performance grüner Anleihen klar hinter der Wertentwicklung von Standard- Anleihenindizes zurückbleibt. Ähnlich wie das SRI oder der Handel mit Emissionsrechten richten sich diese Märkte an eine neue Art von Anlegern, die auf den Schutz des Planeten einen stärkeren Schwerpunkt legen als auf die Wertentwicklung ihres Portfolios.
Wachstum erwartet, Herausforderungen bleiben aber bestehen
Laut Angaben der Weltbank wären zwischen 2016 und 2030 Green-Bond-Emissionen im Umfang von 23 Bio. USD erforderlich, um die Ziele des Übereinkommens von Paris auch nur annähernd zu erreichen. Dies entspricht rund 1,6 Bio. USD pro Jahr. Die People‘s Bank of China schätzt hingegen, dass zwischen 290 Mrd. und 580 Mrd. USD pro Jahr ausreichend sind, um die Folgen des Klimawandels zu mindern. In beiden Fällen entspricht dies einem Emissionsanstieg am Green-Bond- Markt um über das Dreifache des aktuellen jährlichen Volumens.
Zwar trägt ein starkes Emissionswachstum zur Verringerung der Liquiditätsknappheit bei. Dies ist allerdings weiterhin mit wesentlichen Herausforderungen verbunden, darunter:
- die Notwendigkeit eines globalen Branchenstandards, der die zahlreichen freiwilligen Richtlinien ersetzt;
- die Entwicklung eines Systems zur Überwachung der Erlösnutzung, das unabhängig von den Berichten der Emittenten arbeitet;
- Zugang zum Green-Bond-Markt für kleinere Anleger;
- messbare Umweltwirkung des Projekts (z.B. geschätzte Reduzierung der CO2-Emissionen je investiertem USD);
- Risiko von „Greenwashing“, z.B. wenn ein Unternehmen grüne Anleihen ausgeben darf, gleichzeitig aber einen starken Bezug zu fossilen Brennstoffen aufweist; und
- Schwellenländer stellen nur kleine Emittenten dar, wenngleich grüne Projekte in diesen Regionen dringender benötigt werden.
Dieser Beitrag ist Teil von ETF Securities’ Ausblick 2018. Hier geht es zum vollständigen Ausblick “Disruptive Faktoren gehören 2018 zum Mainstream”.