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Europa: Politische Risiken halten Investoren in Atem

OpinionsEuropa: Politische Risiken halten Investoren in Atem

Europa scheint nicht aus dem Strom politischer Events und den damit verbundenen Risiken für Investoren zu kommen. Nach dem Aufstieg von Syriza in Griechenland 2012, den Wahlen in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich 2017 und der Bildung der italienischen Fünf-Sterne-Koalition 2018 wird es auch in diesem Jahr keine Atempause geben. Denn die finnischen, spanischen, griechischen und polnischen Wahlen sowie die Europawahlen stehen ins Haus. Zudem könnte Italien vorgezogene Wahlen durchführen, damit die Lega Nord von den besseren Umfrageergebnissen gegenüber ihrem Koalitionspartner, der Fünf-Sterne-Bewegung, profitieren kann. „Die größte Sorge ist, dass der Populismus weiter um sich greifen wird. Damit verbunden steht die Frage im Raum, inwiefern sich die Wahlversprechen der Politiker auf das Wirtschaftswachstum und die öffentlichen Finanzen auswirken werden“, sagt Hetal Mehta, Senior European Economist bei Legal & General Investment Management. Das gelte auch für die Europawahlen Ende Mai, bei denen es vor allem darum gehe, ob eine verstärkte populistische Repräsentanz im Parlament die wirtschaftliche und politische Integration künftig beeinflussen wird. 

So werden bei den EU-Wahlen auch populistische Parteien vertreten sein, unter anderem die AfD (Deutschland), der Front National und die Gelbwesten (Frankreich), die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega Nord (Italien), Unidas Podemus und VOX (Spanien). „Auch wenn diese Parteien wahrscheinlich nicht sehr viele Sitze im Parlament gewinnen werden, werden sie doch Einfluss auf die größeren, etablierten Parteien ausüben. Das lässt sich bereits an der finanzpolitischen Haltung der Eurozone erkennen, welche in diesem Jahr so locker sein wird wie zuletzt 2010 – und das überraschend weiträumig“, so Mehta weiter.

Die italienische Regierung beispielsweise lockere ihre Politik in dem Versuch, das Wachstum anzukurbeln. Emmanuel Macron in Frankreich musste derweil den Protesten von Gilet Jaunes nachgeben: Die Erhöhung der Treibstoffsteuer blieb aus, staatliche Mittel sollen zur Erhöhung des Mindestlohns aufgewendet werden. Und selbst das sonst so umsichtige Deutschland wolle die Steuern senken und die Ausgaben erhöhen. „Die Europawahlen läuten darüber hinaus das Rennen um die Nachfolge von Mario Draghi in der Europäischen Zentralbank sowie um weitere hochrangige Positionen in der EU ein“, sagt Mehta.

Europa wird vor Marktschwankungen daher wohl nicht gefeit sein. Volatilität bietet Anlegern Mehta zufolge aber auch Chancen: „Und die europäische Politik bietet der Volatiliät in den kommenden Monaten durchaus Spielraum – vom Brexit ganz zu schweigen.“