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Europäische Union im Spannungsfeld interner und externer Herausforderungen

OpinionsEuropäische Union im Spannungsfeld interner und externer Herausforderungen

von Christian Gaier, Senior Fondsmanager, Erste Asset Management.

Wenn über die Europäische Union gesprochen wird, ist aktuell vor allem das Thema BREXIT täglich medienpräsent. Jedoch werden dadurch auch andere wichtige Entwicklungen überschattet.

Was sind die Themen, die Europa abgesehen vom BREXIT  beschäftigen?

Präsident Trump hat als oberstes Ziel seiner Präsidentschaft erklärt das Handelsbilanzdefizit der USA mit dem Rest der Welt zu reduzieren. Im Rahmen der Neuausrichtung der Handelspolitik der Vereinigten Staaten sind vor allem die Verhandlungen mit China im Fokus. Jedoch wurde auch die Europäische Union immer wieder seitens Präsident Trump als unfairer Handelspartner angeprangert. Es gilt zu befürchten, dass nach einem Abschluss der Gespräche zwischen den USA und China, die USA potentiell die Europäische Union zu neuen Handelsvereinbarungen drängen will. Hier stünden vor allem Exporte von Autos in die USA im Fokus, sowie der Wunsch seitens der USA die europäischen Restriktionen im Agrargüterbereich zu reduzieren.

Gleichzeitig drängt China auf bessere und intensivere Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union. Im Rahmen der „One Belt One Road“ Initiative plant China die Errichtung einer neuen Seidenstraße und es gibt bereits Zusammenarbeit in Infrastrukturprojekten zwischen China und einzelnen Staaten von Asien über Afrika bis auf den Balkan. Mit dem Hafen von Piräus hat der chinesische Staatskonzern Cosco Shipping die Haustüre zur Europäischen Union bereits geöffnet. Erst im März hatte Italien gemeinsam mit China ein „Memorandum of Understanding“ zur stärkeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Förderung von Infrastrukturprojekten unterzeichnet. Die einheitliche Linie der Europäischen Union ist jedoch noch nicht gefunden und es wird zunehmend wichtig, dass sich die Gemeinschaftsstaaten darauf verständigen.

Politische Verstimmung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, dem Iran, der Türkei und potentiell anderen Staaten sind ein weiteres Thema. Hier ist Europa als strategischer Partner der USA im Rahmen der Nato gefragt sich zu emanzipieren. Dies passiert auch im Rahmen einer koordinierten Außenpolitik der Europäischen Union. So verfolgte diese etwa den Iran betreffend eine andere Position als die USA. Die Europäische Union wird sich aber diesem Spannungsfeld nicht entziehen können.

Wichtige Postenbesetzungen in der EU

Während die letzten Wahlen in Europa vor allem durch Verluste bei traditionellen Parteien in der politischen Mitte gezeichnet waren, wird nun mit Spannung die Wahl des europäischen Parlaments erwartet. Ob diese Wahl mit oder ohne dem Vereinigten Königreich stattfinden wird, ist immer noch nicht absehbar. Jedenfalls wird mit Spannung das Ergebnis der Wahl in Europa erwartet, da die Zusammensetzung des Parlaments richtungsweisend sein wird in Hinblick auf die Dynamik der weiteren Zusammenarbeit und Entwicklung. Entsteht nach der Wahl eine politische Zusammensetzung aus den unterschiedlichen Lagern im Parlament, welche sich auf keine gemeinsame Strategien einigen können birgt dies die Gefahr eines Stillstands auf europäischer Ebene.

Auch werden heuer wichtige europäische Ämter neu besetzt. So wird sich 2019 die Nachfolge von Donald Tusk als Präsident des Europäischen Rates und von Jean-Claude Juncker als Präsident der Europäischen Kommission entscheiden. Ende des Jahres endet auch die Amtszeit von Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank.

Europa als Wirtschaftsraum ist von globaler Bedeutung, jedoch innerhalb Europas sehen wir sehr starke regionale Unterschiede was das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit und die Entwicklung der Inflation betrifft. Entsprechend ist auch der Ausgang der Wahl ein wichtiger Faktor, da mit einem zerstrittenen Parlament die Schlagkraft der Wirtschaftspolitik gelähmt würde.

Themen wie die Sicherung der Außengrenzen sowie Migration werden so rasch nicht gelöst werden. Jedoch ist der politische Wille vorhanden darüber zu diskutieren und gemeinsam zu versuchen Lösungen zu finden. Viel wichtiger ist es aus unserer Sicht die positiven Entwicklungen hervorzuheben!

Erst kürzlich gab es die Beilegung des Namensstreits zwischen Griechenland und Nordmazedonien. Dies ist als Musterbeispiel friedlicher Konfliktlösung europäischer Partner zu verstehen. Nun ist der Weg frei für den Beitritt zur Nato und auch die Europäische Union muss liefern da Nordmazedonien seit 2005 zwar offiziell Beitrittskandidat ist, jedoch am Veto von Griechenland bisher die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen gescheitert ist.

Auch die Eurozone wächst weiter

Während der Wahlen in Italien sind noch Stimmen laut geworden, die den Sinn des Euro für Italien bezweifelt hatten. Diese sind nach einer turbulenten Phase der Regierungsbildung verstummt. Ganz im Gegenteil, vor allem jüngere Mitglieder der Europäischen Union bereiten sich intensiv auf die Einführung des Euro vor.

So hat sich etwa Bulgarien bereits 2018 für die Mitgliedschaft  im Europäischen Wechselkurs Mechanismus II (ERM II) Regime beworben, mit dem Wunsch und Ziel den Euro einzuführen. Der Schritt kommt für uns nicht überraschend, da Bulgarien ohnedies bereits seit Jahren die eigene Währung fix an die Deutsche Mark und später den Euro gebunden hatte. Im Rahmen des Beitritts zur Eurozone wird auch die Kooperation der Aufsicht über Banken und Kapitalmärkte intensiviert.

Auch Kroatien bereitet sich intensiv auf den Beitritt zu ERM II vor. Erwartet wird der Beitritt 2020 und auch in Kroatien ist der Euro im Verständnis der Bevölkerung bereits weit verbreitet.

Eurozone Investment Grade Staatsanleihen – wovon sprechen wir?

Jeder der heutzutage an Zinsen europäischer Staatsanleihen denkt, sieht sofort niedrige bis zum Teil sogar negative Zinsen, wobei gerade am kurzen Ende der Zinskurve die negativen Zinsen dominieren.

Dies ist jedoch nicht überall der Fall, denn das Investment-Universum besteht aus 15 Ländern von Portugal bis Finnland und von Irland bis Italien, wenn man von den traditionellen Eurozonenländern spricht. Auch jüngere Länder der Eurozone wie etwa Slowenien, die Slowakei und die baltischen Staaten sind in der Zwischenzeit fixer Bestandteil des Investment-Universums.

Die Assetklasse ist aufgrund des niedrigen Zinsumfeldes auch die Laufzeiten betreffend gewachsen. Gute Emittenten wie Österreich, Frankreich und Belgien nutzen die Gunst der Stunde und emittierten Anleihen mit Laufzeiten von 50 bis 100 Jahren.

Vergangene Performance hat keine Aussage über zukünftige Performance. Dennoch ist auf den durchschnittlichen Wertzuwachs von 3,47% p.a. über 10 Jahre, mit Stichtag 31.03.2019, zu verweisen und betrachtet man das Jahr 2018 hat diese Asset Klasse so manche Asset Klasse mit höherer Rendite in Total Return Terms betreffend übertroffen.

ESPA BOND COMBIRENT wird 50

Am 5. Mai 2019 feierte der ESPA BOND COMBIRENT seinen 50. Geburtstag. Ein guter Zeitpunkt den Fonds und seine Strategie zu betrachten:

Der ESPA BOND COMBIRENT ist ein Fonds, der in Staatsanleihen europäischer Emittenten investiert. Er setzt den Fokus auf Euro lautende Staatsanleihen, wodurch der Kunde kein Währungsrisiko zu tragen hat. Durch die Einschränkung auf Anleihen mit Investment-Grade-Rating wird auch bewusst auf Investitionen in das Junk Segment verzichtet um dem Kunden eine bessere Kreditqualität zu gewährleisten.

Durch seine lange Historie hat der Fonds die Euro Einführung aktiv miterlebt und davon profitiert. Diese führte zu einer sukzessiven Erweiterung des Investmentuniversums und damit zu einer breiteren Diversifikation für den Kunden.

Die beschriebenen internen und externen Herausforderungen der Eurozone und der Europäischen Union werden auch die Herausforderungen für die Positionierung des Fonds in den kommenden Jahren sein.


Wichtige rechtliche Hinweise

Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog der Erste Asset Management.

Mehr Informationen zur Produktpalette der Erste Asset Management finden Sie unter www.erste-am.at.