Naoki Kamiyama, Chief Strategist bei Nikko Asset Management, kommentiert die angestrebte Fusion des zweit- und drittgrößten japanischen Autoherstellers:
Schnell wurde die geplante Allianz schnell als Zeichen eines breiten Niedergangs der japanischen Industrie gedeutet. Japans Hersteller haben es in der Tat mit Herausforderungen zu tun, vor denen die gesamte Branche steht. Diese erlebt einen Jahrhundertwandel, vor allem aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Elektrofahrzeugen (EVs).
Weniger Keiretsu, mehr gesunder Wettbewerb
Ein Vorteil der Fusion ist jedoch, dass sie den übermäßigen Wettbewerb reduzieren kann, der in der Branche seit langem herrscht. Übermäßig deshalb, weil jeder Hersteller von eigenen Tochterunternehmen mit vielen speziellen Teilen versorgt wurde. Solche „Keiretsu“-Firmennetzwerke mit engen Allianzen und wechselseitigen Beteiligungen führen dazu, dass zahlreiche Unternehmen die gleichen Produkte herstellten, obwohl für die gesamte Branche nur wenige Zulieferer ausreichen würden.
Infolge der Fusion werden sich einige Tochterunternehmen aus dem Keiretsu-Rahmen lösen müssen, um weiterhin relevant zu bleiben. Ein echter Wettbewerb könnte entstehen, wenn die Keiretsu-Teilehersteller danach streben, mit Innovationen und überlegenen Produkte in einem offeneren Markt zu bestehen.
Wirkung über Autoindustrie hinaus
Eine solche Entwicklung auf der Ebene einzelner Unternehmen der Autobranche dürfte gesamtwirtschaftliche Auswirkungen haben, da sie Reformen der Keiretsu-Systeme in anderen Branchen, wie z. B. der Elektronik, anregen könnte. Dies liegt vor allem daran, dass Autohersteller und ihre Tochtergesellschaften einen erheblichen Teil der japanischen Arbeitskräfte beschäftigen und jegliche Veränderungen in der Branche als positive Zeichen für einen Wandel der gesamten Wirtschaft wahrgenommen werden könnten.
Auf dem EV-Markt haben japanische Autohersteller mit Herausforderungen zu kämpfen. Eine Fusion zwischen zwei großen Herstellern könnte jedoch Skaleneffekte freisetzen. Der jüngste Anstieg der Beliebtheit von Hybridfahrzeugen, bei denen japanische Hersteller führend sind, könnte der Branche ebenfalls eine Atempause verschaffen. Dies könnte es Unternehmen ermöglichen, in die Forschung und Entwicklung neuer Technologien im Zuge der Elektrifizierung zu investieren.
Bild © Nikko AM