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Institutionelle Investoren und Impact Investing– Banken

Sustainability and ImpactInstitutionelle Investoren und Impact Investing– Banken

Das Thema Impact Investing spielt für Förderbanken eine zentrale Rolle. Institute wie die KfW, NRW.Bank und andere finanzieren aus (entwicklungs)politischen Gründen seit Jahrzehnten soziale und ökologische Projekte und Unternehmen im In- und Ausland. Sie haben umfangreiche Impact-Mess- und Managementsysteme sowie innovative Finanzierungsinstrumente (Green Bonds, Social Bonds, Blended Finance-Strukturen und andere) entwickelt. Daneben haben sich hierzulande Spezialinstitute wie unter anderem die GLS Bank, Umweltbank, Triodos Bank oder Ethikbank, aber auch Kirchenbanken etabliert, die vor allem Kredite an soziale und ökologische Projekte vergeben. Bei konventionellen Privatbanken, Sparkassen oder Genossenschaftsbanken ist das Thema bisher weniger prominent vertreten. Doch das ändert sich gerade. Eine Einordnung von Dr. Lukas Adams, Leiter Vermögensmanagement der GLS Bank eG.

Motivation: Reputationsrisiken und regulatorischer Druck als Treiber

Banken sind heutzutage einem deutlich anderen Umfeld als noch vor wenigen Jahren ausgesetzt. Die Reputation einer Bank bemisst sich inzwischen auch an dem Umstand, inwiefern sie ihr Anlageportfolio nachhaltig ausrichtet. Die Öffentlichkeit, allen voran Nichtregierungsorganisationen, nehmen unter anderem Geschäftspraktiken von Banken immer stärker unter die Lupe. Zwei Beispiele: 1) Facing Finance veröffentlicht jährlich den Fair Finance Guide, welcher die sozialen und ökologischen Richtlinien von Banken bewertet sowie Kontroversen aufdeckt. 2) Der WWF hat ein Bankenrating aufgestellt, das aufzeigt, wie gut ausgewählte Institute in den Bereichen Klima sowie Biodiversität aufgestellt sind.

Aber auch der Gesetzgeber verlangt von Banken mehr Engagement. Die EU-Kommission verpflichtet Banken, Nachhaltigkeit in ihrer Governance, im Risikomanagement, in der Anlageberatung, aber auch im Anlageportfolio systematisch zu integrieren. Banken müssen offenlegen, wie viele ihrer Kredite und Anlagen im Bankportfolio taxonomie-„grün“ sind (Green Asset Ratio). Noch gibt es methodische Mängel, welche die Aussagekraft der Kennzahl schmälern. Doch wird sich keine Bank langfristig dem Druck entziehen können, hier hohe Quoten zu erzielen. Zugleich müssen die Kreditinstitute auch die negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen (Principal Adverse Impacts) ihrer Aktivitäten transparent ausweisen.

Marktdurchdringung: Nachhaltigkeit Pflicht, Impact Investing die seltene Kür

Dieses Umfeld hat zur Folge, dass jede Bank sich mittlerweile dazu äußert, wie sie gemäß Offenlegungsverordnung Nachhaltigkeitsrisiken adressiert und negative Nachhaltigkeitsauswirkungen mitigieren will. Die Qualität der Angaben ist sehr unterschiedlich. Viele Institute beschränken sich auf die Standard-Textbausteine von Bankenverbänden. Weitere orientieren sich an Instrumenten und Systemen von Branchenakteuren, (etwa BVR-NachhaltigkeitsCockpit), mit dem sie Banken den Weg zu mehr Nachhaltigkeit aufzeigen.

Allerdings sagen diese Kennzahlen wenig darüber aus, wie Banken gezielt Impact Investments – also Investments mit der Absicht, einen messbaren positiven Beitrag zu leisten (sogenannte „Additionalität“) – fördern. Dazu ist bisher wenig bekannt. Eine Marktstudie 2020 der Bundesinitiative Impact Investing hat ergeben, dass Banken hierzulande rund einer Milliarde Euro in Impact Investments investieren, die Hälfte davon in Private Equity, die andere Hälfte in Private Debt. Nähere Auskünfte, wie diese genau ausgestaltet sind, fehlen jedoch.

Umsetzung

Banken können Impact Investing auf verschiedenen Wegen im Anlagegeschäft fördern. Die Vorreiter sehen Nachhaltigkeit als strategisches Thema. Sie haben ein eigenes Verständnis geschaffen, welche Unternehmen und Branchen zur sozial-ökologischen Transformation der Wirtschaft beitragen und investieren bewusst nur in diese Branchen. Laut FNG-Marktbericht 2022 gibt es in Deutschland 15 Spezialinstitute mit Kundeneinlagen in Höhe von 46 Milliarden Euro. Die Mehrzahl der Banken investiert dagegen selektiv in wirkungsstarke Anlageformen. Ein einfacherer Weg ist etwa die direkte Anlage in Nachhaltigkeitsanleihen (Green Bonds, Social Bonds, Sustainability Bonds). Zwar liegen keine Marktdaten vor, jedoch dürften aufgrund des Wachstums dieser Assetklasse in den vergangenen Jahren nicht wenige Bank-Treasurer zugegriffen haben. Eine weitere Möglichkeit, Impact Investing zu fördern, ist die Anlage in Alternative Assets. Insgesamt scheinen sich Alternative Assets immer größerer Beliebtheit erfreuen. Eine BAI-Studie zeigt auf, dass Anfang 2021 rund acht Prozent in Alternative Assets investiert waren. Für 2025 wurde ein Anteil von zwölf Prozent prognostiziert. Hintergrund für diese Entwicklung sind vor allem Diversifikationserwägungen bei einem attraktiven Risiko-RenditeProfil. Einen Großteil machen dabei Immobilieninvestments aus. Ein hohes Impact-Potenzial auf der Private Debt-Seite haben auch Mikrofinanzfonds, die sich auch während der Corona-Krise als sehr wertstabil gezeigt haben.

Transparenz

Banken berichten (künftig) aufgrund ihrer Funktion als Finanzmarktteilnehmer gemäß Offenlegungsverordnung über Taxonomiequoten („Green Asset Ratio“) und negative nachhaltige Auswirkungen (Principal Adverse Impacts). Doch geben diese Offenlegungspflichten nur eingeschränkt Auskunft darüber, welche positiven sozialen oder ökologischen Wirkungen sich entfalten. Hinzu kommt, dass Banken nicht berichten, an wen sie Kredite vergeben beziehungsweise wie sie im Depot A anlegen. Denn im Gegensatz zur Veröffentlichungspflicht bei Fondsanbietern müssen Banken für ihr Depot A nicht offenlegen, worin sie investieren. Auch Impact-Reportings sind eher die Ausnahme als die Regel. Für einzelne Angebote wie etwa Green Bonds existieren dagegen zum Teil umfangreiche Reportings, da hier bereits eine Standardisierung erfolgt ist. Vorbild sind auch hier die Förderbanken. Unter anderem hat die KfW ein umfangreiches Reporting über die Wirkung ihrer unterschiedlichen Finanzierungsprogramme erstellt.

Fazit

Impact Investing ist bei Banken unterschiedlich ausgeprägt. Während Förderbanken diesen Markt über Jahrzehnte entwickelt haben, spielt er bei klassischen Banken hierzulande – abgesehen von ein paar Spezialinstituten – nur eine geringe Rolle. Strukturen und Transparenz sind schwach ausgeprägt. Zwar steigt der Änderungsdruck aufgrund von Regulatorik und Reputation, jedoch gibt es wenige Anzeichen, dass Banken künftig über das gesetzlich Geforderte hinausgehen. Dabei bieten unter anderemAlternative Assets – die klassische Form des Impact Investing – in Zeiten volatiler Kapitalmärkte interessante Diversifikationsmöglichkeiten, die eine genauere Betrachtung verdienen.

Über Lukas Adams

Dr. Lukas Adams ist Leiter Vermögensmanagement der GLS Bank eG und berät in dieser Funktion institutionelle Kunden im Bereich sozial-ökologischer Kapitalanlagen. Zuvor leitete er die Abteilung Business Development und Marketing bei der Asset-Management-Tochter einer Düsseldorfer Privatbank und betreute für einen führenden Schweizer Private Equity und Real Estate Private Equity Placement Agent Investoren in Norwegen, Schweden, Portugal, Spanien und Deutschland. Adams hat an der Universität Würzburg sowie am Davidson College in North Carolina Politische Wissenschaften, Wirtschaftsgeographie und Soziologie studiert und wurde an der ETH Zürich promoviert.