Friday 26-Apr-2024
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International Women’s Day – Was Du nicht beziffern kannst, gibt es nicht!

TopicsInternational Women’s Day - Was Du nicht beziffern kannst, gibt es nicht!

Wir haben das Jahr 2022, und Frauen sind immer noch benachteiligt. Nicht nur in fernen Ländern, sondern leider auch hierzulande. Am Internationalen Frauentag wird kurz der Fokus auf das Genderthema geworfen – „ach ja, das gibt’s ja auch!“ – und danach geht es wieder wie gewohnt weiter.

Mit dem Netzwerk Fondsfrauen, so Anke Dembowski, Gründungsmitglied und Co-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen“, wollen wir die Gleichstellung von Frauen in der Finanzindustrie fördern. Dabei klagen wir nicht an. In den seltensten Fällen ist es nämlich so, dass Männer Frauen absichtlich benachteiligen. Es passiert einfach. Der Grund? Vermutlich ist es eine Mischung aus Vielem: Kulturelle Prägung, Erziehung, Gedankenlosigkeit, vielleicht sogar nett-gemeinte Schonung von Frauen.

Kulturelle Prägung, Erziehung, Gedankenlosigkeit

Weil aber die Benachteiligung sozusagen auf samtenen Pfoten daherkommt und in den seltensten Fällen mit böser Absicht geschieht, ist sie vielen kaum bewusst. Daher brauchen wir Zahlen, die unsere Kritik belegen. Die Sache ist ja die: Wenn Du heutzutage keine Statistik vorweisen kannst, die beispielsweise die Benachteiligung von Frauen dokumentiert, giltst Du als weinerlich oder ewig gestrige Mecker-Tante. In der Finanzbranche stehen Zahlen ganz besonders im Fokus – was Du nicht beziffern kannst, gibt es schlicht nicht! Davon werden auch die Dame aus dem Bereich der Impact-Messung und dem Risikomanagement, die heute hier ebenfalls zu Wort kommen, berichten können.

Wir müssen also Zahlen, Daten, Fakten bringen, um unsere Themen transportieren zu können. Aus diesem Grund erstellen wir Fondsfrauen regelmäßig Studien – die letzte zusammen mit KPMG Deutschland und der Uni Mannheim – um die Ungleichheit zahlenmäßig belegen zu können. Hier ein paar Ergebnisse, die zum Internationalen Frauentag nachdenklich stimmen:


 Die Studien und Beiträge:

  1. Studie der Fondsfrauen und von KPMG zu Gender-Diversity – Fondsfrauen
  2. 14,7% Frauen-Quote in der Geschäftsleitung der BVI-Gesellschaften – Fondsfrauen
  3. Gender-Diversity: Leichte Verbesserungen. Forderungskatalog der Fondsfrauen – Fondsfrauen

  •  Der Anteil an weiblichen Bewerberinnen in der deutschen Fondsbranche liegt mit 26% deutlich unter dem der männlichen Bewerber. Das zeigt, dass weibliche Arbeitnehmerinnen die Asset Management Branche offenbar nicht häufig genug als potenzielle Arbeitgeber in Betracht ziehen.
  • Der Frauen-Anteil an den Berufsanfänger*innen ist mit 42% überproportional hoch (gegenüber 26% Bewerberinnen) und verdeutlicht, dass sich die Unternehmen häufiger am Pool der weiblichen Bewerber bedienen. Offenbar sind die Bewerberinnen gut ausgebildet und kompetent – sonst würden sie nicht eingestellt.
  • Der Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen insgesamt ist seit 2015 leicht von 41% auf 38% gesunken.
  • Der Frauenanteil in der Geschäftsführung ist hingegen von 12% (2015) auf 13% im Geschäftsjahr 2020 gestiegen. Bei der Anzahl von Frauen in der Geschäftsführung ist also noch Luft nach oben.
  • Deutlicher Anstieg des Anteils von Frauen im Executive Committee. Hier befanden sich 2015 nur 8% Frauen, und mittlerweile ist der Anteil deutlich auf 17% im Geschäftsjahr 2020 gestiegen. Das ist eine gute Entwicklung, zeigt sie doch, dass Frauen dort wo funktionsbezogen gearbeitet wird, kompetent sind und von den Unternehmen gern eingesetzt werden.
  • Viele Frauen sind in den sogenannten „Pink Ghettos“ zu finden: In den Personalabteilungen arbeiten 81% Frauen, in Compliance sind es 67%, und im Marketing 57%. Dahingegen finden nur 21% Frauen ihren Weg ins Portfoliomanagement, 22% in den IT Bereich und 25% in den Vertriebs-Außendienst. Die Ausprägung der „Pink Ghettos“ ist rückläufig – 2015 war sie deutlich höher.
  • Bei den variablen Jahresvergütungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Beschäftigten innerhalb eines Unternehmens. Auf der 2. Führungsebene lag der Unterschied bei knapp 70%, und in der 3. Ebene bei knapp 60%. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Frauen ihre Boni weniger stark verhandeln als Männer.

Mit solchen Zahlen können wir zu den Unternehmen gehen, um etwas zu ändern. Leider wird das ein langer Weg sein, denn kulturelle Verständnisse können wir nicht hopplahopp ändern. Aber wir müssen dran bleiben und die Themen immer wieder ansprechen. Sonst wird sich nichts tun!

Wir glauben, dass es Frauen bei der Verfolgung ihrer Karriere hilft, wenn wir sie dazu inspirieren, anspruchsvolle Positionen anzustreben, und sie darin unterstützen, ihre Ziele zu erreichen; sei es durch Netzwerk-Möglichkeiten, durch Zahlen & Fakten, die wir ihnen an die Hand geben, oder durch tolle weibliche Vorbilder, die wir zeigen.

Und auch wir Frauen selbst werden durch unsere Erziehung und Kultur geprägt. Wir müssen auch uns selbst immer wieder wachrütteln, dass wir nachfragen, dass wir laut sind, dass wir uns gut vernetzen und gegenseitig unterstützen.

Autorin: Anke Dembowski, Gründungsmitglied und Co-Geschäftsführerin des Netzwerks „Fondsfrauen“.


Dieser Beitrag ist Teil des altii-Spezial zum Internationalen Frauentag. / This post is part of the altii special International Women’s Day.