Vor zehn Jahren wurde in Japan der Corporate Governance Kodex eingeführt. Mit ihm sollten die Kapitaleffizienz gesteigert, die Transparenz ausgebaut und die Aktionäre besser eingebunden werden. Japan Equity Investment Director Junichi Takayama von Nikko Asset Management, beschreibt die Früchte dieser Reforminitiativen:
Seit der Veröffentlichung der Leitlinien für Fusionen und Übernahmen (M&A) im August 2023 gibt es auf dem japanischen Markt immer mehr Übernahmeangebote. In der Vergangenheit haben Investmentbanken und Juristen es weitgehend vermieden, potenzielle Übernehmer bei feindlichen Übernahmen zu beraten, um nicht als Verbündete aggressiver Akteure kritisiert zu werden. Das hat sich geändert. Die Zeitung Nikkei schrieb kürzlich: „Wir sollten nicht zu den Zeiten zurückkehren, in denen ‚feindliche Übernahmen‘ ein Tabu waren.“
Wie hoch ist die Erfolgsquote?
Nicht alle Übernahmeversuche gelingen. Tatsächlich werden viele Zielunternehmen letztendlich nicht von den feindlichen Bietern übernommen. Erfolgreich sind sie jedoch alle darin, die Unternehmensführungen zu mehr Shareholder Value zu drängen, um die Übernehmer abzuwehren. So unternimmt beispielsweise Seven & i Holdings nach dem Übernahmeangebot des kanadischen Einzelhandelsriesen Alimentation Couche-Tard Schritte zur Verbesserung seiner Unternehmensstrategie und -abläufe, um den Aktienkurs über das Angebot des Bieters zu heben.
Weiße Ritter zur Rettung?
Selbst erfolglose Übernahmeversuche können zu einem höheren Shareholder Value führen. Ende 2024 wurde das Angebot von Nidec für Makino Milling Machine, Japans zweitgrößten Werkzeugmaschinenhersteller, nicht nur „ohne Zustimmung“, sondern ohne vorherige Verhandlungen hinter den Kulissen unterbreitet. Nidec gab die Übernahme schließlich auf, nachdem das Zielunternehmen mit einer „Poison Pill”-Übernahmeabwehr gedroht hatte. Das Unternehmen war gezwungen, einen „weißen Ritter” zu finden, der das Unternehmen zu einem höheren Preis übernimmt. MBK Partners bot schließlich einen Preis, der noch über dem Aufschlag des Nidec-Angebots lag. Für die bestehenden Aktionäre von Makino dürfte noch mehr Wert freigesetzt werden, wenn das Übernahmeangebot angenommen wird.
Bieterkämpfe sind gut für Aktionäre
In anderen Fällen gab es Bieterkämpfe zwischen feindlichen Übernehmern und weißen Rittern, wie etwa beim taiwanesischen Elektronikkonzern und Apple-Zulieferer Yageo, der ein Angebot zum Kauf von Shibaura Electronics abgegeben hat, einem Spezialisten für Sensoren, Messgeräte und Steuerungsausrüstung. Yageo wollte für Shibaura den weltweiten Vertrieb aufbauen und bot ursprünglich 37 % mehr als der Aktienkurs. Nachdem bekannt wurde, dass Shibaura einen „weißen Ritter” gesucht hatte, kündigte der japanische Elektronikhersteller Minebea Mitsumi einen höheren Preis in einer freundlichen Übernahme an. Die beiden Unternehmen sind sich einig und sehen sich besser positioniert für Synergien aus der Fusion. Im folgenden Bieterkampf stieg der Angebotspreis bis zu über 97 % Prämie gegenüber dem damaligen Aktienkurs.
Mehr M&A, mehr Wertpotenzial
Firmen sollten von Eignern geführt werden, die ihren Wert maximieren und den höchsten Preis zahlen. Reformen haben die Grundlage dafür geschaffen. Die Unternehmenskultur in Japan hat sich im Jahrzehnt seit Einführung des Corporate-Governance-Kodex und nur zwei Jahre nach der Verabschiedung der M&A-Richtlinien dramatisch gewandelt. Die Zahl der M&A-Fälle dürfte zunehmen. Außerdem werden Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um nicht zum Ziel strategischer Käufer zu werden. Damit werden in den kommenden Jahren weitere Wertpotenziale auf dem japanischen Markt gehoben.
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