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Kühne DAX-Prognose in 2016: 25.000 Punkte

Markets and NewsKühne DAX-Prognose in 2016: 25.000 Punkte

Markus Stillger – vielen bekannt als „Max“ – ist Fondsmanager, Stiftungsgründer und wortgewandter Verfechter der Aktienkultur. Bereits im Januar 2016 hat er sich bei einem aktuellen Indexstand von unter 10.000 Punkten auf eine damals kühne Prognose festgelegt: 25.000 DAX-Punkte im Jahr 2025. Heute – ein gutes halbes Jahr vor der Ziellinie – steht der Index bei rund 24.500 Punkten. Ein Grund zu feiern? Wir haben mit ihm gesprochen – über alte Zitate, die neue Realität und das, was Anleger jetzt nicht tun sollten.

Max, Du hast in schwierigen Marktphasen stets Zuversicht ausgestrahlt. Jetzt, mit dem DAX bei 24.500 Punkten – wie fühlt sich das an?

Ich würde sagen: Der Langstreckenlauf war hart, aber wir sehen die Ziellinie. Als ich die 25.000er-Marke formuliert habe, hielten mich manche für übertrieben optimistisch – heute stehen wir bei 24.500. Das ist der Beweis, dass sich langfristiges Denken und disziplinierte Aktienanlage auszahlen. Die eigentliche Kunst war nicht die Prognose – sondern das ruhige Durchhalten in stürmischen Zeiten.

Du hast vor Jahren geschrieben, dass ein DAX-Käufer bei 12.000 Punkten 108% Gewinn machen könne, wenn 25.000 erreicht werden. Dieses Szenario ist nun fast Realität. Ist das für Dich Genugtuung?

Eher Bestätigung. Ich habe nie behauptet, das Timing perfekt zu erwischen. Aber ich habe immer gesagt: Geduld schlägt Prognose. Wer 2017 oder 2018 bei rund 12.000 eingestiegen ist, hat heute in etwa diese Verdopplung erlebt – trotz Corona, Krieg, Inflation und all der täglichen Horrormeldungen. Der Börsenweg verläuft nie geradlinig – aber der langfristige Trend war, ist und bleibt aufwärts.

Du hast Dich schon früh von Jahresendprognosen distanziert. Jetzt zeigt sich, dass Dein Fokus auf Jahrzehntentwicklungen klüger war. Würdest Du das heute jungen Anlegern genauso raten?

Unbedingt. Ich habe damals gesagt: „Die Börse ist kein Markt für ein Investment mit 12 Monaten Laufzeit.“ Das gilt noch heute. Wer in Jahrzehnten statt in Quartalen denkt, trifft bessere Entscheidungen. Ich sage jungen Anlegern heute: Baut Euch ein System aus Regelmäßigkeit, Breite und Disziplin – dann erledigt der Zinseszinseffekt den Rest.

Deine Warnung vor dem Slogan „Dividende ist der neue Zins“ war deutlich. Was hältst Du davon heute, wo viele defensive Aktien hoch bewertet sind?

Meine Skepsis bleibt bestehen. Dividenden sind kein Ersatz für feste Zinsansprüche. Sie sind Teil einer Gesamtrendite – und sie können gekürzt werden. Ich halte es mit dem Realismus: Gute Aktien bringen Erträge, aber man braucht Volatilitätstoleranz. Wer Ausschüttungen sucht, sollte die Bilanzen verstehen – und die Nerven behalten, wenn der Kurs auch mal 20% runtergeht.

Politische Risiken gibt es mehr denn je. Aber Du hast einst geschrieben: „Die Börse interessiert langfristig nicht, welcher Kasper in welchem Land das Sagen hat.“ Bleibst Du dabei?

Und ob! Schauen wir zurück: Trump, Brexit, Handelskriege, Corona, Ukraine, Nahost – und trotzdem stehen wir heute bei 24.000 Punkten. Das zeigt doch: Börse ist Wirtschaft – nicht Weltuntergang. Natürlich gibt es Rückschläge, aber am Ende setzen sich Innovation, Produktivität und Kapitalakkumulation durch. Und das ist es, was die Kurse treibt – nicht der Lärm in den Medien.

Wenn Du 2025 als das Jahr Deiner DAX-Prognose siehst – was wäre dann Dein Ausblick für 2035?

(Lacht) Jetzt wird’s gefährlich. Aber mal im Ernst: Wenn wir von heute an 6–8% p.a. ansetzen – was historisch gesehen machbar ist – reden wir 2035 über DAX-Stände von 45.000 bis 50.000 Punkten. Das klingt heute vielleicht genauso kühn wie damals die 25.000. Aber mit ruhigem Puls und langen Horizonten ist das durchaus realistisch.

Abschlussfrage: Gibt es etwas, das Du heute anders machen würdest als in den Jahren 2015 bis 2020?

Nein. Ich bin froh, früh auf langfristige Aktienstrategien, breite Streuung und geduldige Aufklärung gesetzt zu haben – auch gegen Widerstände. Wenn heute mein damaliger Blogbeitrag mit der These „25.000 im DAX bis 2025“ fast erfüllt ist, dann ist das kein „Ich hab’s euch ja gesagt“-Moment. Es ist ein Moment, um zu sagen: Wer damals zugehört hat, darf heute leise feiern.

Bild © MB Fund Advisory GmbH

Pro BoutiquenFondsDieser Beitrag erschien zuerst bei Pro BoutiquenFonds