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Mehrwert durch „ESG Momentum“

TopicsMehrwert durch „ESG Momentum“

Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum zielt auf Unternehmen mit einer positiven Veränderung des ESG Scores ab. Die Kombination der Momentum-Strategie und der fundamentalen Qualität der Unternehmen ist aus Risikogesichtspunkten äußerst interessant. Im altii Interview erklärt Michael Huber, Senior Fondsmanager – Nachhaltige Investments bei Raiffeisen Capital Management, den Mehrwert einer positiven Veränderung des ESG Scores.

altii: Herr Huber, Nachhaltigkeit ist ein weiter Begriff. Bitte definieren Sie Ihren Ansatz.

Michael Huber: Wenn wir über nachhaltiges Investment sprechen, dann sehen wir in der Berücksichtigung extra-finanzieller Faktoren die Möglichkeit, aktives Risikomanagement über den traditionellen Bereich hinaus umzusetzen. Unser Ansatz ermöglicht zum einen die Widerspiegelung des Themas „Verantwortung“ im Fondsmanagement, zum anderen wird der Notwendigkeit der „Zukunftsfähigkeit“ – unter Berücksichtigung verschiedenster langfristiger und ESG-konformer und in diesem Sinn doppelt nachhaltiger Faktoren – Rechnung getragen. Der Nachhaltigkeitsansatz von Raiffeisen Capital Management verbindet auf vier Analyseebenen ESG-Analyse und finanzielle Analyse. Nach einer Überprüfung des Investmentuniversums nach Ausschlusskriterien sowie der Bilanzqualität findet eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Unternehmen oder Emittenten statt. Dabei werden auf der Nachhaltigkeitsebene neben einer Stakeholder-Bewertung zusätzlich ESG-Risikobewertungen und eigene Research-Inputs zum proprietären „Raiffeisen ESG Score“, der gleichzeitig eines unserer wesentlichsten Alleinstellungsmerkmale darstellt, zusammengefügt. Auf der dritten Ebene kommt das innovative Konzept „ESG Momentum“ zu tragen. Dabei wird die Nachhaltigkeitsentwicklung der Unternehmen in den vergangenen Jahren überprüft. Die Basis dieser Berechnung ist der bereits genannte „Raiffeisen-ESG-Score“. Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum zielt auf Unternehmen mit einer positiven Veränderung des ESG Scores ab. Auf der vierten Ebene schließlich wird ein diversifiziertes Portfolio konstruiert, dessen positive Wirkung – also dessen „Impact“ – auch gut messbar ist. Bei den ausgewählten Unternehmen steht natürlich auch die finanzielle Qualität der Unternehmen im Fokus.

altii: Wie spiegelt sich das in Ihrem Fonds wider?

Huber: Der nachhaltige Momentum-Ansatz unseres Hauses basiert auf der Annahme, dass eine Verbesserung der Nachhaltigkeit im Unternehmen, also ein positives „ESG Momentum“, zu einer finanziellen Outperformance in der Zukunft führt. Das Portfolio ist mit 50 Titeln konzentriert aufgestellt und auf europäische Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 250 Mio. Euro und 25 Mrd. Euro fokussiert. 2017 konnte die Strategie mit 19,76 % sowohl den europäischen Mid Cap-Markt (14,91 %) als auch den breiten europäischen Markt (10,70 %) deutlich ausbremsen. Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen allerdings keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung zu.

Nicht nur die finanzielle Performance überzeugt, auch was den „Impact“ betrifft, sind die Zahlen beeindruckend. Betrachtet man den Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum und seine „Wirkung“, so stoßen die dort investierten Unternehmen im Vergleich zum Gesamtmarkt 68 % weniger CO2-Emissionen aus. Ein ebenfalls deutlich positives Bild ergibt sich für zwei andere Umweltdimensionen, Abfallmenge und Wasserverbrauch. Hier liegen die Verbesserungen bei 96 % respektive 91%. Was die soziale Dimension betrifft, so liegt die Rate an Arbeitsunfällen bei Unternehmen im genannten Fonds um 24 % unter dem Wert durchschnittlicher Unternehmen.

altii: Wodurch zeichnet sich Ihre Anlagestrategie aus?

Huber: Die Kombination aus der Momentum-Strategie und der fundamentalen Qualität der Unternehmen ist aus Risikogesichtspunkten äußerst interessant. Zudem werden Unternehmen mit einer bewussten Veränderung in diversen Nachhaltigkeitsagenden mit einem langfristigen Investment in die jeweiligen Unternehmen „belohnt“.

altii: Was kostet Nachhaltigkeit?

Huber: Viele Investoren fragen sich, ob auf Basis nicht-finanzieller Faktoren wirtschaftlicher Ertrag erzielt werden kann, wenn es in der Portfolioauswahl entsprechende Einschränkungen gibt. Ganz generell gesprochen erklärt sich die Idee einer finanziellen Sinnhaftigkeit der nachhaltigen Investments folgendermaßen: Die Berücksichtigung von sogenannten extra-finanziellen Informationen  – also umweltbezogenen, sozialen und Governance-Faktoren – führt zu einer erweiterten Grundlage für die Analysen von Unternehmen und Emittenten gegenüber traditionellen Investments. Weiters bringt die dargestellte Integration von ESG-Faktoren in das Datenset eine breitere Basis für die Auswahlentscheidung und eine erweiterte Risikodefinition. Denn die Berücksichtigung von ökologischen, Stakeholder-relevanten und Governance-Risiken ist ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Investmentprozesses und wertet das Risikoprofil der Portfolios auf. Dies wiederum führt zu einem positiven Einfluss auf den Ertrag. Denn über die langfristige Perspektive und das Investment in die nachhaltig sehr gut aufgestellte Unternehmen und Emittenten sind meist stabilere, im Vergleich zu traditionellen Portfolios zumindest gleichwertige Erträge mit geringeren Schwankungsbreiten möglich. 

Mit unserer innovativen Momentum-Strategie konnten wir seit Auflage in einem Mandat einen Mehr-Ertrag von über 3,5 % p.a. gegenüber dem relevanten Markt erzielen. Wobei Wertentwicklungen der Vergangenheit keine Rückschlüsse auf die künftige Performance eines Investments zulassen. 

Fazit: Der Preis der Nachhaltigkeit in unserem Fonds ist nicht wie bei anderen Produkten – wie zum Beispiel bei einem biologisch produzierten Konsumprodukt – teurer. Der Investor bekommt eine „doppelte Dividende“: durch die mögliche finanzielle Performance auf der einen Seite und die positive Wirkung auf  Umwelt- und Gesellschaft auf der anderen Seite.

altii:  Können Sie uns bitte ein Beispiel geben für ein Investment, das Ihre Kriterien erfüllt hat?

Huber: Ein positives Beispiel für eine gelungene Implementierung von Nachhaltigkeitsagenden ist der niederländische Biolebensmittelerzeuger Wessanen. Das Unternehmen hat sich vor Jahren entschlossen, sich auf die Produktion von gesünderen und nachhaltig produzierten Lebensmitteln zu konzentrieren. Das Unternehmen konnte dadurch gegenüber traditionellen Lebensmittelproduzenten durch deutlich höheres Wachstum überzeugen, was sich auch beeindruckend im Preis der Aktie widerspiegelt und die großen Nahrungsmittelkonzerne weit hinter sich lässt.

altii: In welchem Format kommt die Strategie?

Huber: Im November 2016 wurde ein UCITS-konformer Publikumsfonds für die ESG-Momentum Strategie aufgelegt. Mit dem Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum können sowohl Retail- als auch institutionelle Kunden aus Deutschland, Frankreich, Liechtenstein, der Schweiz und Österreich in die Strategie investieren.

altii: Trotz UCITS wie sieht es mit der Liquidität und anderen Risiken aus?

Huber: Die Liquidität der Unternehmen muss wie in jedem anderen Fonds natürlich auch berücksichtigt werden. Dennoch gilt gerade bei einem Fokus auf Small- und Mid Caps, dass die Flexibilität bei einem Fonds mit geringerem Volumen wesentlich höher ist als bei einem Milliarden-Fonds.  Durch die Berücksichtigung von finanziellen als auch nachhaltigen Kriterien wird dem Risikomanagement schon in der Titelselektion hohe Aufmerksamkeit geschenkt. Durch die Ausschlusskriterien verzichten wir nicht auf Unternehmen, sondern wir reduzieren das Risiko von hohen Strafzahlungen aufgrund von Verstößen oder Umweltkatastrophen.

altii: Wer sind denn Ihre Investoren und wer sollte den Fonds erwerben?

Huber: Das Produkt eignet sich als Beimischung in Dachfonds für jeden institutionellen Kunden, der durch aktiv gemanagte Produkte zusätzliches Alpha generieren möchte. In einer Welt die mittlerweile von Exchange Traded Funds und Index-nahen Produkten beherrscht wird, eigenen sich solche Strategien zur Risiko-Ertragssteuerung. Zum Kundenkreis zählen sowohl Pensions- und Vorsorgekassen also auch klassische Vermögensverwalter mit langfristigem Anlagehorizont.

altii: Was erwarten Sie für die nächsten 12-24 Monate bzgl. der Märkte und Ihres Fonds?

Huber: Wir beschäftigen uns vorwiegend mit der Qualität der Unternehmen und sind so vor einer möglichen Korrektur besser gerüstet, da diese Unternehmen in der Regel besser durch Krisen kommen. Das Umfeld in Europa kann aus heutiger Sicht wohl als stabil bezeichnet werden. Sowohl bei den von der Finanzkrise gebeutelten südeuropäischen Staaten als auch in Osteuropa lichteten sich die dunklen Wolken und das Wachstum kehrt zurück. Davon dürfte die gesamte Euro-Zone profitieren. Aus meiner Sicht sind der Brexit und das Vorgehen der Europäischen Zentralbank in Bezug auf die Zinspolitik und damit die Entwicklung des Euros die großen Unsicherheitsfaktoren.


Kontakt
Oliver Müller
+49 162 2038 883
oliver.mueller@rcm.at
Senior Institutional Sales Manager
Raiffeisen Kapitalanlageges. mbH
Niederlassung Deutschland
Wiesenhüttenplatz 26 • 60329 Frankfurt am Main


Über Michael Huber

Michael Huber ist seit 2010 bei Raiffeisen Capital Management tätig. Bis Juni 2013 war er Fondsanalyst und Portfoliomanager in der Tochtergesellschaft Raiffeisen Vermögensverwaltungsbank AG mit Strategie-Schwerpunkt Analyse und Selektion von Nachhaltigkeitsfonds. Weiters war er für das Management von Dachfonds verantwortlich.
Seit November 2013 ist Michael Huber im Bereich Sustainable and Responsible Investments als Fondsmanager tätig. Er ist verantwortlich für die SRI Analyse und die Ideengenerierung sowie das Management von nachhaltigen Aktienfonds.
Michael Huber hat einen Studienabschluss in Betriebswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien mit Schwerpunkt Investmentbanking und Unternehmensführung.

Über Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H.
Raiffeisen Capital Management ist mit einem Marktanteil von rund 17,5 % (per Ende Dezember 2017) einer der führenden österreichischen Asset Manager. Das Unternehmen mit Sitz in Wien hält per Ende Dezember 2017 33 Mrd. Euro Assets under Management, wovon ein überwiegender Teil auf institutionelle Kunden entfällt.
Raiffeisen Capital Management verfügt über klar definierte Kernkompetenzen, in denen das hauseigene Fondsmanagement in vielen Jahren besonderes Know-how erworben hat In diesen Bereich fallen Anleihefonds – sowohl klassische Produkte, wie Euro- und internationale Staatsanleihen als auch Fonds mit europäischen Hochzins- oder Unternehmensanleihen bzw. auf Osteuropa-Anleihen spezialisierte Fonds. Eine wichtige Kernkompetenz stellt außerdem der Bereich Multi Asset Strategien dar. Auf der Aktienseite ist Raiffeisen Capital Management nicht nur ein international anerkannter Spezialist für Emerging Markets, sondern auch für die Aktienmärkte Europas.

Raiffeisen Capital Management setzt auf nachhaltige Fondsqualität
Seit 2013 widmet sich Raiffeisen Capital Management sehr intensiv mit nachhaltigen Geldanlagen und hat diese inzwischen klar zu einer Kernkompetenz erklärt. In der Abteilung „nachhaltige Investments“ beschäftigt sich ein eigenes Fondsmanagement-Team rund um den Nachhaltigkeitsexperten Wolfgang Pinner speziell mit der Verwaltung nachhaltiger Investmentfonds. Raiffeisen Capital Management ist Unterzeichner der UN-PRI (United Nations-supported Principles for Responsible Investment). Diese Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investment sind Kern einer freiwilligen Selbstverpflichtung von Asset Managern, Asset Ownern und Service Providern. Mit der Unterzeichnung garantiert Raiffeisen Capital Management seinen Anlegern die Berücksichtigung dieser Grundsätze. Seit mehreren Jahren hat sich das Unternehmen aus dem in der öffentlichen Diskussion sehr umstrittenen Geschäft mit Agrarrohstoffen zurückgezogen. Und schließt auch „kontroverse Waffen“ aus seinem Investmentuniversum aus. Auch ein sukzessiver Rückzug aus Kohleinvestment ist im Herbst 2016 eingeleitet worden. Nachhaltiges Investieren bietet nicht nur Großanlegern die Möglichkeit der Einflussnahme auf verantwortliches Handeln der einzelnen Unternehmen, auch Kleinanleger haben mittlerweile eine gediegene Auswahl an nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten. Sie können sich so entsprechend ihrer Risikoneigung für verantwortliches Anlegen in unterschiedlich ausgestalteten Fondsprodukten entscheiden. Zu beachten gilt, dass „nachhaltig“ investieren nicht nur so deklariert wird, sondern es auch ist: nämlich im Sinne von sozial, ökologisch und ethisch. Die Nachhaltigkeits-Produktlinie von Raiffeisen Capital Management umfasst mittlerweile sieben Publikumsfonds unterschiedlicher Risikostufen. Ein Großteil davon ist mit renommierten Gütesiegeln ausgezeichnet.

Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten.

Der veröffentlichte Prospekt sowie das Kundeninformationsdokument (Wesentlichen Anlegerinformationen) des Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum stehen unter www.rcm.at in deutscher und gegebenenfalls auch in englischer oder Ihrer Landessprache zur Verfügung. 

Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum weist eine erhöhte Volatilität auf, d.h. die Anteilswerte sind auch innerhalb kurzer Zeiträume großen Schwankungen nach oben und nach unten ausgesetzt, wobei auch Kapitalverluste nicht ausgeschlossen werden können.