Saturday 27-Apr-2024
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Meinungen unabhängiger Asset Manager

Markets and NewsMeinungen unabhängiger Asset Manager

Zu Beginn des Jahres 2024 dreht sich für die Marktteilnehmer vieles um die Themen ‚Zinswende wann?‘ und ‚Inflation – wird sie bleiben?‘ und die darauf aufbauende richtige Aufstellung ihrer Depots. Unsere kleine Umfrage unter unabhängigen Asset Managern zeigt, dass es hier auch unter Experten durchaus unterschiedliche Meinungen gibt.

Value Partnership Management GmbH

Dr. Carl Otto Schill, Geschäftsführer, Value Partnership Management GmbH

Die Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft bleibt auch im neuen Jahr ein faszinierender Sweet Spot für Investments. Im B2B-Bereich entstehen neben den etablierten Giganten wie Alphabet oder Meta im B2C-Sektor spannende Plattformgeschäfte. Viele dieser Plattformen befinden sich noch in der Entwicklungsphase, was potenziellen Investoren einen attraktiven Zeitpunkt für den Einstieg ermöglicht. In diesem Zusammenhang möchten wir zwei Plattformen vorstellen, die auch Portfoliounternehmen des Selection Value Partnership Fonds sind.

JDC Group

Die JDC Group aus Wiesbaden hat sich zum Ziel gesetzt, den Versicherungsbereich zu digitalisieren. Insbesondere im Bereich Advisortech bietet JDC eine digitale Plattform an, auf der nahezu alle Versicherungen mit ihrer gesamten Produktpalette vertreten sind. Durch Sichtsysteme und Schnittstellen können Finanzvermittler Vergleiche durchführen und die Versicherungsverträge ihrer Kunden digital verwalten. Dank erfolgreicher Kooperationen konnten bereits namhafte Makler, Banken, FinTechs und Versicherungen an die JDC-Plattform gebunden werden. Der Break Even der Plattform wurde bereits vor einiger Zeit erreicht.

Nynomic AG

Die Nynomic AG mit Sitz in Wedel bei Hamburg hat mithilfe ihrer Tochterfirma Spectral Engines eine cloudbasierte Datenbank zur Validierung verschiedener Substanzen entwickelt. Durch einen photonischen Sensor und das Smartphone können Echtzeitmessungen durchgeführt werden, deren Ergebnisse mithilfe hinterlegter Algorithmen in der Cloud abgeglichen werden. Die Schwerpunkte der Validierung liegen unter anderem in der Erfassung illegaler Drogen durch die Polizei, der Erkennung gefälschter Medikamente und der Bestimmung von Inhaltsstoffen bei Cannabis. Nach höheren Anlaufkosten strebt Spectral Engines in diesem Jahr den Break Even an.

Beide digitale Plattformen haben gemeinsam, dass sie das Entwicklungsstadium hinter sich gelassen haben und bereits Marktführer in ihren Nischen sind. Das Wachstum der Umsätze führt zu Skaleneffekten und höheren Margen. Ein zunehmender Anteil der Umsätze wird künftig durch wiederkehrende Lizenzen und Provisionen generiert. Die Bewertungen beider Unternehmen erscheinen unserer Meinung nach äußerst attraktiv und weisen eine hohe Sicherheitsmarge auf.

Gladwyne Investments LLP

Barend Pennings, CIO, Gladwyne Investments LLP

Talktalk Telecom Group plc

Der Fonds besitzt TALKLN-Anleihen mit einem Zinssatz von 3,875%, fällig am 20. Februar 2025. Diese sind mit 78% des Nennwerts bewertet, daher ergibt sich bei einer Rückzahlung nach einem Jahr eine Rendite von 32%.

Bei Hochzinsanleihen muss beachtet werden, dass Unternehmen dazu neigen, sie ein Jahr vor Fälligkeit zu refinanzieren, um zu vermeiden, dass die Schulden unter kurzfristige Verbindlichkeiten fallen. Die Unternehmensführung hat angekündigt, diese Anleihen „etwa im März“ dieses Jahres refinanzieren zu wollen, vorbehaltlich der Beschaffung von Eigenkapital aus ihrem Großhandelsgeschäft. Wir sind zuversichtlich, dass dies machbar ist. In der Zwischenzeit sind die Anleihen vorrangig besichert, und ein großer in den USA ansässiger Manager, Ares, besitzt Schulden, die unseren Anleihen nachrangig sind, er dürfte das Ziel haben, deren Wert zu verteidigen. Schließlich werden 75% der Anleihen von einem „ad hoc“-Ausschuss gehalten, von dem die meisten in der Lage sind, die Anleihen zu erwerben, was bedeutet, dass Potenzial besteht, wenn das Unternehmen uns auszahlt oder wenn wir die neuen Aktionäre werden.

Pizza Express

Der Fonds hält auch Anleihen eines Unternehmens im Freizeitgastronomiesektor namens Pizza Express. Die Anleihen haben einen Kupon von 6,75% und laufen am 15. Juli 2026 aus. Sie sind mit 85% des Nennwerts bewertet und wir sind der Meinung, dass auch hier eine Rückzahlung nach einem Jahr wahrscheinlich ist, was zu einer Rendite von 25% bei der Refinanzierung führt.

Obwohl die Verschuldung mit einem Verschuldungsgrad von 5 gegenüber dem EBITDA hoch ist, lässt sie Spielraum für die Aktionäre, und das Unternehmen plant eine Monetarisierung später in diesem Jahr. Der kürzliche Verkauf der Restaurant Group zeigt Interesse im Sektor, und das Unternehmen ist ein „category killer“ in seinem Bereich.

Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltungs GmbH

Marco Jansen, Gesellschafter

Die Wirtschaftsdaten aus den letzten Wochen des Jahres 2023 haben verdeutlicht, dass die Wirtschaft den Pfad der Schwäche noch nicht nachhaltig verlassen hat und wir weiter von einer nachhaltigen Erholung deutlich entfernt sind. Zwar sind die Inflationsdaten deutlich zurückgekommen, dennoch dürften wir durch Zweitrundeneffekte speziell zu Beginn des Jahres wieder mit leicht anziehenden Preissteigerungen rechnen. Getragen vom Inflationsrückgang legten die Anleihekurse im 4. Quartal eine Rallye hin, die die Umlaufrendite um mehr als 100bp auf unter 2% zurückkommen ließ.

Die Korrektur dieser Übertreibung bietet unserer Meinung nach den Anlegern, die ihr Portfolio bisher noch nicht auf das Szenario „Zinsrückgang“ ausgerichtet haben, eine neuerliche Gelegenheit mit einer deutlichen Ausweitung der Duration sich nicht nur das aktuell sehr attraktive Zinsniveau auf längere Sicht zu sichern, sondern sich auch die Chance auf Kursgewinne zu sichern, die fallende Zentralbankzinsen mit sich bringen.

100-jährige NRW-Anleihe

Für den konservativen Anleger bieten sich neben Einzelinvestments in Rentenpapieren ETFs auf Staatsanleihen mit längerer Laufzeit an wie z.B. dem ishares US Treasury 7-10y Eur hedged (IE00BGPP6697). Wer wie wir von Oberbanscheidt von einer nachhaltigen Zinswende der Zentralbanken überzeugt ist, setzt mit einem Investment in eine 100-jährige Anleihe des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW0MP) ein klares Statement. In der jüngsten Rallye in Q4 konnte die Anleihe schon mehr als 50% im Kurs zulegen, aber selbst auf den aktuellen Niveaus ist das Papier noch sehr attraktiv und bleibt unser Favorit und Top-Investment für das Jahr 2024.

Auf der Aktienseite wird auch 2024 ein Stockpicking-Jahr sein, da wir mit keiner breiten Erholung in den großen Weltwirtschaften erwarten. Daher gilt es Branchen und Titel zu identifizieren die sich losgelöst von den Gegebenheiten positiv entwickeln und wachsen.

Rheinmetall

Auch in 2024 bleibt unter diesem Aspekt die Verteidigungs- und Rüstungsindustrie einer unser Branchenfavoriten. An den weltpolitischen Gegebenheiten hat sich leider nichts geändert und der Paradigmenwechsel in Bezug Verteidigungsausgaben setzt sich weltweit fort. Unternehmen wie Rheinmetall (WKN 703000) wurden in 2023 mit Aufträgen überschüttet und werden in den nächsten Monaten und Jahren nun die Früchte dieser Sonderkonjunktur ernten. Zusätzlich birgt bei Rheinmetall die Abspaltung des Automobilzuliefergeschäfts weiteres Kurspotenzial.

DocMorris

Eine weitere Sondersituation findet man im Deutschland im Bereich der Online-Apotheken. Nach jahrelangem Hin und Her wurde zum Ende des Jahres nun endgültig das E-Rezept verpflichtend für alle beschlossen. Während die Umsetzung in den ersten Wochen noch hakelt und sich das neue System etablieren muss werden Unternehmen stark von der Ausweitung ihrer geschäftlichen Aktivitäten im Jahr 2024 profitieren. Unser Favorit ist die schweizerische DocMorris AG für die die Öffnung des deutschen Marktes ein Quantensprung in Sachen Umsatz bedeutet, Analysten überschlagen sich aktuell mit der Erhöhung der Kursziele.

MB Fund Advisory GmbH

Thilo Müller, Geschäftsführer

Wir setzen auf einen Sektor, der nach einem fulminanten Aufschwung im Jahr 2022 dann im vergangenen Jahr einen scharfen Einbruch erlebte:

7C Solarparken

ist ein unabhängiger Stromerzeuger (IPP – Independent Power Producer) mit einem klaren Fokus auf kleine PV-Parks, hauptsächlich in Deutschland. Das Unternehmen hat – nach eigenen Prognosen – zum Ende des Geschäftsjahres 2023 PV-Anlagen mit einer insgesamt installierten Erzeugungskapazität von 460 MW in Betrieb. Dabei wurde voraussichtlich ein Jahresumsatz von 68 Mio. EUR und ein EBITDA von 58 Mio. EUR erreicht. Seit einiger Zeit ist das Unternehmen aber auch in Belgien (ca. 12 % der installierten Kapazitäten) aktiv, wo das Management aufgrund ungenutzter Grundstücke und Dächer großes Potenzial für neue Entwicklungen sieht. Wichtig ist, dass die Vergütung dank grüner Zertifikate, die zu den Marktpreisen hinzukommen, halbfest sein sollte.

Das Management hat kürzlich seine Finanzierungsstrategie an die Aktienkursentwicklung des Unternehmens angepasst. Das Unternehmen wird sich auf die Entwicklung seiner 500-MW-Pipeline konzentrieren und diese hauptsächlich aus dem Cashflow finanzieren. 7C Solarparken will in 2024 weitere 40 MW hinzufügen. Trotz momentan niedrigerer PPA (Power Purchase Agreement)-Preise liegt der IRR (Internal Rate of Return) auf das Eigenkapital weiterhin über 7 %, da die Kosten für PV-Module im Jahr 2023 um ein Drittel gesunken sind und nun mit 0,14 US-Dollar/Watt neue Rekordtiefs erreicht haben. Während die Panelpreise auf diesem niedrigen Niveau bleiben oder sogar weiter sinken könnten, sollten die PPA-Preise in Europa und insbesondere in Deutschland wieder steigen können, da der Stromverbrauch schneller steigt als neue Stromproduktionskapazitäten. In Deutschland wächst das Stromproduktionsdefizit nach der Abschaltung aller verbleibenden Kernkraftwerke im April 2023 (6 % der Stromproduktion im Jahr 2022) und aufgrund einer kontinuierlichen Zunahme batteriebetriebener Elektrofahrzeuge sowie der Installation elektrischer Wärmepumpen. Damit ist Deutschland mittlerweile an jedem Tag des Jahres Nettoimporteur von Strom! Ein Delta von 5 €/MWh (das entspricht 0,5 Cent pro KWH) beim Strommarktpreis entspricht einem Delta von 1 Mio. EUR beim EBITDA bei 7C Solarparken.

Die Aktie wird derzeit im Vergleich mit Mitbewerbern zu attraktiven Bewertungen gehandelt. Nimmt man das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 7C Solarparken als Benchmark mit Faktor 1,2, liegt er bei dem deutschen Mitbewerber Energiekontor sogar bei Faktor 7. Der französische Konkurrenten Neoen steht zur Zeit bei Faktor 1,6. Auch bei den EV/EBITDA-Multiplikatoren, die auf den EBITDA-Konsensschätzungen für 2024 basieren, ist 7C Solarparken mit einem Faktor von 7 attraktiv gegenüber Energiekontor (Faktor 11) oder Neoen (Faktor 12) bewertet. Die Cashflow-Rendite im Verhältnis zur Marktkapitalisierung beträgt etwa 10 % (ähnlich wie Neoen), bei Energiekontor dagegen lediglich bei 8%.

Auch eine andere Betrachtung ist recht interessant: Der gesamte Kraftwerkspark mit einer Leistung von 460 MW ist momentan bei einem Kurs von 3,62 Euro mit einer Marktkapitalisierung von 295 Mio. Euro bewertet. Der Aktionär kann also 1 MW zu ca. 641.000 Euro kaufen, das durchschnittlich im Jahr 2016 (gewichtet nach Kapazität) in Betrieb genommen wurde. Man könnte dafür aber auch einen Wert von 800.000 Euro pro MW ansetzen, woraus sich aus dem Stand ein Kurspotential von knapp 25% ergeben würde.

Darüber hinaus hat 7C ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von 6 Mio. EUR initiiert, um ca. 1,7 Mio. Aktien bis zum 28. Februar 2024 zurückzukaufen. Vor diesem Hintergrund scheint 7C Solarparken eine der attraktivsten Aktien im Bereich der erneuerbaren Energien zu sein.

Seahawk Investments GmbH

Hubertus Clausius, Geschäftsführer

New Fortress Energy (Segment: Energie Infrastruktur)

New Fortress Energy ist ein führender Betreiber von LNG-Infrastrukturanlagen. Derzeit in Betrieb sind LNG-Terminals in Mittel-und Südamerika. Weiterhin im Bau befinden sich zusätzliche LNG – Terminals sowie sogenannte Fast-FLNG-Anlagen (Offshore-LNG-Anlagen), die mit verkürzter Bauzeit realisiert werden können. Die Gesellschaft verzeichnet starke Wachstumsraten und konnte ihre Umsätze in den vergangenen zwei Jahren verdoppeln.

Im Gegensatz zu anderen fossilen Energieträgern sollte der Gasanteil am weltweiten Energiemix in den nächsten 10-Jahren weiter ansteigen. Aufgrund der im Vergleich zur Öl-und Kohleverbrennung deutlich geringeren CO2-Emissionen wird Gas mittlerweile als zunehmend nachhaltig eingestuft. Für das Segment LNG werden in den nächsten 10 Jahren weltweit Wachstumsraten von ca. 3 – 3,5% p.a. prognostiziert.

New Fortress Energy handelt derzeit bei einem KGV von 4-5 auf Basis der Ertragserwartungen für das Jahr 2024. Weiterhin handelt das Unternehmen mit einem EV/EBITDA(2024) von ca. 5 deutlich tiefer als andere Energie-Infrastrukturanbieter.

Tidewater (Segment Energie und Transport)

Tidewater ist ein führender Betreiber von Offshore-Supply-Schiffen (Anchor Handler und Platform-Versorgungsschiffe) für die Offshore-Ölindustrie. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind nahezu keine Schiffe mehr in diesem Segment bei den Werften geordert worden. Dadurch hat sich eine Kapazitätsknappheit in diesem Segment ergeben.

Tidewater handelt derzeit in etwa zum Netto-Inventarwert. Die Charterraten sind im Jahr 2023 im Mittel um ca.+30% gestiegen. Je nach Region und Schiffskategorie werden Anchor-Handler derzeit mit täglichen Raten von ca. $ 40 Tsd./Tag (Nordsee; 20 Tsd. PS) und Platform-Versorgungsschiffe mit täglichen Raten von ca. $ 20 Tsd. / Tag (Nordsee, > 900m2) eingechartered. Tidewater handelt auf Basis der erwarteten Erträge für das Jahr 2024 bei einem KGV von ca. 10.

Genco Shipping (Segment: Shipping Dry Bulk)

Das Segment Dry-Bulk könnte im Jahr 2024 von einem günstigen Angebots-/Nachfrageverhältnis profitieren. Derzeit liegen die Orderbücher für neue Massengutfrachter bei den Werften bei nur 8.7%.

Bedingt durch die Dekarbonisierungsmaßnahmen der International Maritime Organisation (IMO) kann auch im laufenden Jahr von einem weiteren Rückgang der Schiffsgeschwindigkeiten ausgegangen werden, was eine weitere Verknappung der Kapazitäten bedeutet (2023 : Durchschnittsgeschwindigkeit nur 13,7 Knoten. Dies entspricht einem Rückgang ca. -2%). Genco Shipping handelt derzeit mit einem Abschlag zum Nettoinventarwert von ca. 20% .

Trotz eines sehr schwachen Frachtratenumfeldes war Genco Shipping im Jahr 2023 profitabel. Auf Basis der erwarteten Erträge für das Jahr 2024 handelt Genco bei einem KGV von 10.

ICM InvestmentBank AG

Dr. Viktor Papst, Fondsmanager

Dass die Anleihen nun attraktive Renditen bieten, ist inzwischen bekannt. Deswegen wollen wir drei übergeordnete Thesen aufstellen.

These 1: Das Ende des chinesischen Booms bedeutet, dass nun ein wichtiger Wachstumsmotor für die ganze Welt ausgefallen ist.

Die Bewertungen chinesischer Immobilien bleiben in der Stratosphäre. Der 60 Billionen US-Dollar schwere US-Immobilienmarkt ist etwas mehr als doppelt so viel wert wie die 27 Billionen US-Dollar schwere US-Wirtschaft, aber der 100 Billionen US-Dollar schwere chinesische Immobilienmarkt ist unglaubliche sechsmal so viel wert wie die 18 Billionen US-Dollar schwere chinesische Wirtschaft. Von der realen Wachstumsrate der Weltwirtschaft von 2,6 % in den letzten zehn Jahren entfiel fast die Hälfte, nämlich 1,1 %, auf China, während die USA und die Eurozone nur 0,6 % bzw. 0,2 % erzielten. Aber ohne den Bau- und Infrastrukturboom wird die Wachstumsrate Chinas auf 4% sinken und der Beitrag zum weltweiten Wachstum bei bestenfalls 0,5% liegen. Wenn sich das weltweite Wachstum verlangsamt, dann wird dies eine Konsequenz für die Rohstoffnachfrage haben.

=> Somit sollte man Öl, Industriemetalle sowie entsprechende Sektoren untergewichten.

These 2: Wenn die Fed und die EZB die Wirtschaft nicht abwürgen, werden sie auch nicht die Inflation abwürgen.

Die Inflationserwartung ist ein Spiegelbild der Vergangenheit. Somit ist die erwartete Zehnjahresinflation nichts anderes als die historische Zehnjahresinflation mit einer Anpassung an die historische Dreimonatsinflation. Damit die erwartete Zehnjahresinflation sinkt, muss die aktuelle Inflation unter die historische Zehnjahresinflation fallen. Einfach ausgedrückt: Wenn die Inflationserwartungen bei 2% liegen müssen und die Inflation über längere Zeit die 2%-Marke deutlich überschritten hat, dann muss das nächste Zyklustief der Inflation deutlich unter 2% liegen. Das erforderliche Inflationstief wird jedoch ohne eine Rezession kaum möglich sein.

Der große Fehler der 1970er Jahre war, dass die Inflation nicht unter ihre historische Zehnjahresrate fiel. Folglich stiegen die Inflationserwartungen weiter nach oben. Erst während der zweiten „Volcker-Rezession“ in 1981-82 sank die Inflation schließlich unter ihre historische Zehnjahresrate. Das Gleiche müsste auch im Jahr 2024 passieren. Wenn die Zentralbanken sich daranhalten, dann dürften die Zinssenkungen in USA und Europa deutlich später und tiefer ausfallen, als der Markt dies aktuell einpreist.

=> Somit sollte man Anleihen mit langen Laufzeiten übergewichten, jedoch wachsam bleiben, falls die Zentralbanken zu früh kapitulieren und die Fehler der 1970er Jahre wiederholen.

These 3: Der KI-Goldrausch wird Schwierigkeiten haben, Gold zu finden.

Bei einem Goldrausch werden nur sehr wenige Menschen reich, indem sie Gold finden. Aber die Typen, die Schaufeln verkaufen, verdienen ein Vermögen. Im aktuellen KI-Rausch macht der Verkäufer von Schaufeln – Nvidia – ein Vermögen, die Technologieunternehmen, die die Schaufeln kaufen, haben jedoch Mühe, überhaupt Gold zu finden.

Während der ersten Internetrevolution von 1995 bis 2009, dem Web 1.0, waren die Gewinne des Technologiesektors strukturell nicht überdurchschnittlich hoch. Der Dotcom-Boom der späten 1990er Jahre war einfach eine Bewertungsblase, die schließlich platzte. Während der zweiten Internetrevolution von 2009 bis 2020, dem Web 2.0, übertrafen die Gewinne des Technologiesektors strukturell die Erwartungen. Der Unterschied bestand darin, dass sich im Web 2.0 alles um Netzwerke drehte. Entstand ein Netzwerk und stieg die Anzahl der Nutzer, dann führte dies zu einem „Winner takes it All“ Phänomen: Amazon, Google und Facebook.

Somit gibt es keine Garantie, dass die KI Gewinne steigern kann. Um die Gewinne zu steigern, muss jedoch der Technologiesektor einen „Burggraben“ haben, um zu verhindern, dass diese Gewinne wegkonkurriert werden. Während Web 1.0 gab es keinen solchen Burggraben, aber der Netzwerkeffekt war der Burggraben während Web 2.0. Die Bewertung des US-Technologiesektors steht kurz vor dem Höhepunkt der Dot-Com-Blase. Somit ist die Deflation des KI-Wahns ein potenzielles Risiko für Aktien im Jahr 2024.

=> Dies bedeutet eine Übergewichtung des technologiearmen Europa gegenüber den USA, sowie Übergewichtung von französischen Luxusgüteraktien, die bereits korrigiert haben, gegenüber US-Technologiewerten.  

FPM Frankfurt Performance Management AG

Raik Hoffmann, Vorstand

Elumeo 

  • Das Kerngeschäft von Elumeo (Verkauf von Edelsteinschmuck) litt auch dieses Jahr unter der allgemeinen Konsumzurückhaltung in Deutschland. Allerdings konnte sich Elumeo deutlich besser als der Markt entwickeln und gewinnt Marktanteile hinzu. Rückgänge beim Warenkorb konnten durch mehr Neukunden nahezu aufgefangen werden. Sobald sich das Konsumklima wieder verbessert, sollte dies wieder zu steigenden Umsätzen führen.
  • Das Unternehmen implementiert erfolgreich KI und plant im Laufe von 2024 damit vollautomatisiert Videoshopping-Content kostengünstig in anderen Ländern streamen zu können.
  • Die vor einiger Zeit gestartete Videoshopping-App Jooli hat mittlerweile in Indien rund 1500 Kanäle und kann sich nach der Einführung der Bezahlfunktion jooliPay ab 2024 um die Kommerzialisierung der Plattform und entsprechendes Wachstum kümmern.
  • Das Kerngeschäft könnte nach einer Normalisierung des Konsumklimas deutliches Upside haben. Das neuartige Konzept im Bereich Videoshopping gibt es als kostenfreie Option dazu, die im Erfolgsfall ein erhebliches Upside mit sich bringen könnte.

HelloFresh 

  • Nachdem HelloFresh ein Gewinner der Pandemie gewesen war, kam aus dieser Ecke in Verbindung mit der Konsumzurückhaltung 2023 Gegenwind. Nichtsdestotrotz verzeichnete HelloFresh ein Wachstum – wenn auch nur leicht -, ist aber immer noch 4x so groß wie vor der Pandemie und gewinnt Marktanteile, während die Wettbewerber schrumpfen. Der Börsenkurs und die Bewertung sind allerdings so eingebrochen, als ob das Unternehmen nach und nach verschwindet. Wir sehen weiter ein großes Marktpotenzial, während der Markt aktuell einpreist, dass sie das Wachstum die nächsten Jahre nicht fortsetzen können.
  • Wir sehen insbesondere im Bereich „Ready to Eat“, dessen Wachstum durch Kapazitätsengpässe 2023 zurückgehalten wurde, einen potenziellen Katalysator zu wieder höheren Wachstumsraten.

K+S 

  • Die weltweite Kali-Nachfrage wächst normalerweise langfristig mit 2-3% pro Jahr, 2022 gab es allerdings einen Rückgang um 15% aufgrund schlechter Farm Economics (zu hohe Preise bei sinkenden Agrarpreisen). Entsprechend fielen die Preise für Kali und auch 2023 gibt es voraussichtlich von dem niedrigen Niveau nur einen geringen Mengenzuwachs. Gleichzeitig haben sich aber die Farm Economics wieder verbessert und die Lager sind leer, entsprechend sind die Aussichten für steigende Mengen und Preise positiv. Q3/2023 scheint der Boden gewesen zu sein.
  • Die Aktie handelt bei 0,4xBuch und steigende Kali-Preise erhöhen direkt die Gewinne. K+S verfolgt eine klare Strategie hinsichtlich Dividende und Aktienrückkäufen.

GS&P Kapitalanlagegesellschaft S.A.

Alexander Lippert, Fondsmanager

Die systematische und nun schon mehrere Jahre anhaltende Underperformance von deutschen und europäischen Nebenwerten im Vergleich zu ihren größerkapitalisierten Pendants bietet antizyklische Einstiegschancen.

Europäische Nebenwerte: Günstig bewertet aber untergewichtet

Nach der jahrelangen Rally in US-(Technologie-)Werten sind europäische Nebenwerte in den meisten Portfolios stark untergewichtet. Die Bewertungsdiskrepanzen zu US-Werten sind offensichtlich. Allein eine Anpassung dieser Gewichtungen würde zu beträchtlichen Zuflüssen in die relativ gesehen kleine Kategorie führen. Die erhebliche Unterbewertung von europäischen Small und Mid Caps relativ zu Large Caps und zur eigenen Historie bietet daher die Möglichkeit, Outperformance zu erzielen, sobald eine Umkehr in der Wahrnehmung des Marktes stattfindet und die kleineren Unternehmen wieder in den Fokus der Anleger rücken. Bei Trendumkehr sind schnelle, größere Bewegungen möglich, die durch selbstverstärkende Tendenzen weiteres Kapital anziehen. Erste Anzeichen dafür gab es bereits ab Ende Oktober 2023, als die Notenbanken Zinssenkungen in Aussicht stellten.

Steigendes Interesse atypischer Investorengruppen

Die günstigen Kurse für attraktive Werte rufen auch vermehrt atypische Investorengruppen wie Strategen oder Private Equity bei Public Equity auf den Plan, was die Wahrscheinlichkeit für Wertaufdeckungen zwar erhöht, die Liste an spannenden Unternehmen allerdings im denkbar undankbarsten Zeitpunkt weiter ausdünnt. Diese Ziele zeichnen sich durch eine solide Aufstellung, starke Cash-Generierung und technologische Innovationen aus, die in einer Zeit zunehmenden Konsolidierungsdrucks besondere Begehrlichkeiten wecken. Unternehmen mit zusätzlich überdurchschnittlichen ESG-Profilen rangieren oben auf den M&A-Listen, was auch die steigenden Marktanforderungen in puncto Nachhaltigkeit widerspiegelt. Die zuletzt zahlreichen Übernahmeaktivitäten auch in diesem Bereich sprechen dafür, dass sowohl finanziell-orientierte als auch strategische Investoren sich für Assets in Bezug auf nachhaltige Aktivitäten interessieren.

MB Fund Advisory GmbH

Markus Stillger, Geschäftsführer

Hilfe – ich verstehe das nicht !

Jeder kennt das Bonmot von Warren Buffet „Kaufe den Dollar für 50 Cent und warte einfach ab“.

Wenn ich mir die Bewertung der deutschen Automobilindustrie anschaue, scheint mir hier aktuell eingepreist, dass es die aktuelle Regierung schafft, diesen Wirtschaftszweig – einen der Garanten für den Wohlstand und die Lebensqualität in unserem „good old Germany“ – kaputt zu machen. Sie haben ja ein gutes Vorbild – die Vorgängerregierung hat es ihnen in bester Manier gezeigt, als sie vor 10 Jahren – völlig ohne Not – unsere Energieversorger „platt gemacht“ hat.

  • In der vergangenen Woche meldeten BMW und VW neue Rekordabsatzzahlen für das Jahr 2023, Mercedes konnte das hohe Niveau des Vorjahres halten.
  • Und die Aktienkurse dieser Unternehmen ?
  • Dümpeln seit 10 Jahren dahin und keiner interessiert sich für diese „Perlen“.
  • Die für Value-Investoren maßgeblichen Kennziffern KGV, KBV und Dividenden-Rendite sind attraktiv wie nie zuvor in der Historie:
  • Selbst bei einer Kursverdopplung würden diese Kennzahlen immer noch nicht auf eine Übertreibung hindeuten.
  • Dieser ganzen Gemengelage setzt die Bewertung der Porsche Holding (PAH003) die Krone auf.

Porsche Holding AG

Ich bin ein Freund der Methode, komplizierte Zusammenhänge auf eine einfache Bierdeckel-Rechnung herab zu brechen – also machen wir uns mal auf den Weg

  • Bekannterweise handelt es sich hier nicht um eine operativ tätige Gesellschaft, sondern wir reden hier über ein Depot, in dem VW Stammaktien und Stammaktien der Porsche ING AG (PAG911) enthalten sind.
  • Das Paket der VW Stammaktien umfasst knapp 160 Mio Aktien (54,2% des gesamten Kapitals) im Gegenwert von ca. 20 Milliarden €.
  • Das Paket der Porsche ING Aktien ist etwas schwerer zu bewerten, da an der Börse nur Vorzugsaktien gehandelt werden.
  • Nimmt man aber für Stammaktien den gleichen Aufschlag wie bei VW (aktuell 7,14%) reden wir hier über einen Depotwert von etwas über 9 Milliarden €.
  • Das bedeutet: Auf dem Depotauszug der Porsche Holding AG steht ein Guthaben von 29 Milliarden €.
  • Davon abziehen müssen wir jetzt noch ein paar Schulden, da die Beteiligung an der Porsche ING auf Pump gekauft wurde.
  • Allerdings floss dieses Geld VW zu, da VW zuvor 100% an der Porsche ING hielt.
  • In Form einer Sonderausschüttung, die im Januar 2023 vorgenommen wurde, floss dann ein Großteil wieder an Porsche zurück.
  • Diese Sonderausschüttung (ca 3 Milliarden €)  wurde zur Tilgung der Schulden verwendet, die aktuell nur noch knapp 5 Milliarden € betragen.

D.h.: Wir reden (bei den aktuell sehr günstigen VW Kursen) über eine Bewertung der Porsche Holding von 24 Milliarden Euro

Beim aktuellen Aktienkurs von 45 € beläuft sich die Börsenbewertung der Porsche Holding allerding nur auf knapp 14,3 Milliarden Euro

(Genauso wie bei der Porsche ING habe ich hier den gleichen Aufschlag für die Stammaktien eingerechnet wie bei VW)

  • Bildlich gesehen liegt hier ein Portemonnaie im Schaufenster eines Lederwarengeschäfts in dem 200 € enthalten sind, was (inklusive Inhalt !!!) für 119 € angeboten wird.
  • Aber alle laufen vorbei in den nächsten Apple-Laden, bestellen bei Amazon oder schlagen sich um Nvidia-Aktien (KGV: 315 / Dividenden-Rendite: 0,03% und Kurs-Buchwert: 34).
  • Klar haben Wachstumswerte andere Kennziffern – aber diese Wachstumswerte sind teilweise schon so groß, dass man die Wachstumsraten der Vergangenheit eben nicht einfach in die Zukunft fortschreiben kann – es sei denn Apple gelingt eine Mutation, dass die Menschen künftig 6 Ohren haben und 3 Mobiltelefone gleichzeitig nutzen können. Oder Hund und Katze werden als Kunden entdeckt.

Und ich sitze vor meinem Bierdeckel, verstehe das alles nicht und bin kurz davor, den Bierdeckel mit dem nächsten Bier aufzuessen.

Wer kann mir das erklären?