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Mit der Theory Of Change effizienter investieren

Sustainability and ImpactMit der Theory Of Change effizienter investieren

Eine Theory of Change (ToC) bzw. „Theorie des Wandels“ ist eine Methode für die Planung und prozessorientierte Evaluierung von Programmen, Projekten und Investitionen, durch die sozialer Wandel gefördert werden soll. Beim Aufstellen einer ToC arbeitet man sich gewissermaßen „von hinten nach vorne“. Zunächst werden die übergeordneten langfristigen Projektziele definiert. Danach wird eine logische Kette von eingesetzten Ressourcen, Maßnahmen und kausalen Zusammenhängen aufgestellt, die zum Erreichen dieser Ziele führen soll. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Wirkungspfade, Akteure und Einzelschritte gelegt, die in den Prozess des Wandels involviert sind.1

Grundlage der meisten Theories of Change ist, entweder in seiner ursprünglichen Form oder leicht abgeändert, ein „logisches Modell“, das schon seit den 1960er eingesetzt wird, um die nicht-finanziellen Ergebnisse von Programmen und Projekten zu evaluieren. In seiner klassischen Form hat dieses „logische Modell“ fünf Bestandteile:

Graphik 1: Bestandteile des logischen Modells2

Ursprünglich wurden solche Modelle von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen für den Nonprofitbereich verwendet. Seit der Entstehung und zunehmenden Verbreitung von Impact Investing werden sie aber auch für den profitorientierten Bereich immer wichtiger. Denn eine Theory of Change erfüllt mehrere grundlegende Funktionen, ganz unabhängig davon, ob ein Programm philanthropisch oder profitorientiert ist.3 So hilft eine Theory of Change zunächst einmal dabei, Maßnahmen zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen zu identifizieren und zu entscheiden, welcher Ansatz gewählt werden sollte. Darüber hinaus ist sie ein wichtiger Wegweiser während des gesamten Investitionsprozesses, von der Due Diligence und der Investitionsentscheidung über das Impact- Monitoring bis hin zur Endevaluierung der Investition. Sie unterstützt darüber hinaus bei der Auswahl von Key Performance Indicators und ist nützlich, um das Projekt darzustellen.

Beim Aufstellen einer Theory of Change ist es sinnvoll, das „logische Modell“ mit der Einsicht zu verknüpfen, dass der relative Einfluss eines Projekts oder Programms abnimmt, je weiter man sich von den Grenzen des Projekts selbst entfernt. Projektleiter oder – wie in unserem Fall – Portfolio Manager haben eine gute Kontrolle über die Aktivitäten und Outputs. Auf der Outcome-Ebene, wo das Projekt mit anderen Akteuren interagiert und andere, projektexterne Einflüsse mit in die Ergebnisse hineinspielen, kann keine Kontrolle, sondern nur noch Einfluss ausgeübt werden. Die Impact-Ebene, in welche die hochrangigen Projektziele fallen, ist zwar von großem Interesse, liegt aber außerhalb der Kontrolle oder des Einflusses. Diese d Sphären können in konzentrischen Kreisen dar- gestellt werden

Graphik 2: Der Einfluss nimmt in dem Maße ab, wie sich die Projekte von dem, was in deren Rahmen getan wird (Sphäre der Kontrolle) und mit wem sie zusammenarbeiten (Sphäre des Einflusses), auf die erhoffte Verbesserung der Bedingungen (Sphäre des Interesses) verlagern.4

Übergeordnete Wirkungsziele am Beispiel des IIV Mikrofinanzfonds

Wesentlicher Teil der Anlagestrategie des IIV Mikrofinanzfonds ist die Verfolgung eines sozialen Ziels in Form der Bekämpfung von wirtschaftlicher und sozialer Ungleichheit sowie der Förderung sozialer und wirtschaftlicher Integration. Dieses Ziel wird insbesondere durch finanzielle Inklusion, also den Zugang zu elementaren und bezahlbaren Finanzdienstleistungen für Einzelpersonen und für kleine und mittelständische Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern erreicht.

Mit den Investitionen in Mikrofinanz möchte Invest in Visions zur Verwirklichung von 4 der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) beitragen.

 

Mikrokredite und andere Finanzdienstleistungen fördern beispielsweise Tätigkeiten zur Einkommensgenerierung oder unterstützen einkommensschwache Menschen, finanzielle Engpässe zu überstehen.

Die Vergabe von Kleinkrediten an Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern trägt dazu bei, die wirtschaftliche Lage und den Status dieser Frauen zu verbessern und ihnen dadurch auch in anderen Bereichen mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen.

Dies beinhaltet die Förderung des Wachstums von Kleinst-, kleinen und mittelständischen Unternehmen durch die Bereitstellung von Darlehen und weiteren Finanzdienst- leistungen.

Refinanzierung von Finanzinstituten in Ländern, die wirtschaftlich weniger stark sind. Zudem werden einkommensschwache Endkreditnehmer gefördert, was potenziell zur Reduzierung von Ungleichheit innerhalb von Ländern beiträgt.

Mit unseren Investitionen über den IIV Mikrofinanzfonds wird folgende Wirkungslogik verfolgt: Wir mobilisieren finanzielle Ressourcen von öffentlichen und privaten Investoren. Durch die Investitionen der von uns gemanagten Fonds werden Darlehen an Mikrofinanzinstitute (MFI) in Entwicklungs- und Schwellenländern vergeben. Diese vergrößern auf diese Weise ihr Portfolio zur Darlehensvergabe an Mikrounternehmer. Dadurch erhalten sie einen Zugang zu Finanzdienstleistungen, den sie bei üblichen Geschäftsbanken nicht erhalten. Mithilfe der Darlehen und anderen Finanzdienstleistungen können sich die Mikrounternehmer eine wirtschaftliche Existenz aufbauen oder bereits bestehende Geschäfte aufrechterhalten bzw. ausbauen.

Über die Laufzeit der Darlehen hinweg sind wir in unserer Rolle als Finanzportfolioverwalter des Fonds zudem im engen Austausch mit den beteiligten Akteuren, um die Wirkung zu erhöhen (Stakeholder Engagement). Beispielsweise verfolgen wir, ob die jeweiligen MFI den Client Protection Pathway beschreiten

Graphik 3: Theory of Change des IIV Mikrofinanzfonds. Eigene Darstellung.

Ergebnismessung entlang der Theory of Change

Wir stellen derzeit die soziale Reichweite der Investitionen in verschiedenen Publikationen dar. Dazu gehören insbesondere die monatlichen Factsheets und der jährlich erscheinende Impact Report.5. Der Schwerpunkt der Kernindikatoren zur Wirkungsmessung beim IIV Mikrofinanzfonds liegt derzeit auf der Output-Ebene. Die Output-Ebene sagt aus, dass die Zielgruppen erreicht werden und diese die Angebote akzeptieren. Pro Ziel haben wir die folgenden Indikatoren gewählt:

  • Durchschnittliche ausstehende Kreditsumme pro Endkreditnehmer

  • Anteil der Kreditvergabe in ländlichen Gegenden

  • Geschlechterverteilung auf Endkreditnehmer-Ebene (Portfolio- und Pro-Kopf-Anteil)

  • Geschlechterverteilung bei Mitarbeitenden auf Ebene der Mikrofinanzinstitute

  • Anzahl der erreichten Kreditnehmer

  • Art der unterstützten Aktivitäten nach Sektor

  • Volumen der ausstehenden Kredite

  • Anteil der erworbenen Darlehensforderungen in einkommensschwachen Ländern.

Weiterentwicklung der Wirkungsmessung

Durch die Erhebung weiterer Indikatoren direkt bei den MFI, die wir über den IIV Mikrofinanzfonds refinanzieren, möchten wir künftig eine Aussage darüber treffen, ob bei der Zielgruppe – auf der Outcome-Ebene – eine Veränderung ihrer Fähigkeiten und ihrer Lebenslage stattgefunden hat. Dies kann beispielsweise anhand der Veränderung des Geschäftseinkommens, des Anteils der Kreditnehmer aus einkommensschwachen Haushalten oder des Anteils junger Kreditnehmer geschehen. Wir arbeiten hierauf hin, doch ist die Mehrzahl der von uns refinanzierten MFI derzeit noch nicht in der Lage, diese Daten zu liefern. Zwei Auswege bieten sich für die Zwischenzeit. Einer ist der Rückgriff auf Umfragen durch spezialisierte Anbieter wie das Unternehmen 60 Decibels, das für seinen „Microfinance Index“ für das Jahr 2022 fast 18.000 Kreditnehmer von insgesamt 72 MFI befragt hat.6

Diese Art von Umfragen sind sehr aufwändig und daher auch kostspielig. Unser Portfolio kann auf diese Weise nicht vollständig analysiert werden. Daher haben wir uns an der Neuauflage des „Microfinance Index“ beteiligt, in dem ein wesentlicher Teil unseres Portfolios widergespiegelt wird. Portfolioübergreifend nutzen wir hingegen die zweite mögliche Zwischenlösung: Berechnungen auf der Grundlage von Proxy-Daten. Hierfür greifen wir auf die Datenbank des Joint Impact Models – kurz: JIM – zurück.

Das JIM ist ein Spin-off der niederländischen Entwicklungsbank FMO, die über große Erfahrung im Bereich Impact Investing verfügt. Diese haben eine Methodologie entwickelt, die Aussagen über die Förderung von Beschäftigung und Wertschöpfung, im Sinne der Summe der Löhne und Gehälter, der Steuern und der Ersparnisse eines Landes, treffen. Diese basiert auf der sogenannten Input- Output-Modellierung, die zu einem großen Teil von dem Wirtschaftsnobelpreisträger Wassily Leontief entwickelt wurde. Der Grundgedanke dieser Modellierung besteht darin, die Unternehmenseinnahmen durch eine Volkswirtschaft zu verfolgen und die Verbindungen zwischen dem Unternehmen und anderen Sektoren in der Wirtschaft aufzuzeigen. Dies kann mit Hilfe einer statistischen Darstellung einer Volkswirtschaft geschehen, die die Finanzströme aller wirtschaftlichen Transaktionen innerhalb einer Volkswirtschaft beschreibt.7

Nimmt man die Daten des JIM zu Hilfe, haben wir 2022 über den IIV Mikrofinanzfonds beispielsweise indirekt 57.276 Arbeitsplätze (in Vollzeit das gesamte Jahr über) unterstützt. Grundsätzlich gilt zwar, dass dies nur eine Annäherung an die tatsächliche Anzahl ist, weshalb wir langfristig solche und weitere Daten direkt von den refinanzierten Finanzinstituten erhalten möchten. Für die Zwischenzeit bieten derartige Proxy-Erhebungen und Umfragen aber hilfreiche Indikationen, ob der Fonds die selbstgesteckten Ziele erfüllt.

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1 Siehe u.a. Brian M. Belcher / Rachel Davel / Rachel Claus (2020), A refined method for theory-based evaluation of the societal impact of research. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32025508/

2 Die Definition dieser Bestandteile orientiert sich an: OECD, Glossary of Key Terms in Evaluation and Results Based Management. Eigene Darstellung.

3 Siehe zum Folgenden u.a.: MeasuringImpact-1.pdf (hbs.edu), S. 18.

4 Eigene Darstellung, nach Belcher et al. (2020).

5

7 Weitere Informationen zur Methodology des Joint Impact Models finden sich hier: https://www.jointimpactmodel.org/methodology