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Pro Boutiquen Talk: „Geld hat wieder einen Preis“

Markets and NewsPro Boutiquen Talk: „Geld hat wieder einen Preis“

Boutiquen-Manager setzen auf selektives Bond-Alpha

Im Rahmen der Pro Boutiquen Talks diskutierten Thilo Müller (MB Fund Advisory) und Benedikt Schröder (Seahawk Investments) die aktuellen Herausforderungen und Chancen im Segment der festverzinslichen Wertpapiere. Trotz geopolitischer Unsicherheiten und Zinsvolatilität präsentierten die beiden Boutiquen-Fondsmanager überzeugende Ansätze für aktives Rentenmanagement.

Höheres Zinsregime als „neue Normalität“

Thilo Müller zeigte sich überzeugt, dass sich die Phase der Nullzinsen endgültig erledigt habe. Zwar werde das Zinsniveau durch die jüngsten EZB-Senkungen moderat sinken, langfristig sei jedoch mit einer Einpendelung auf höherem Niveau zu rechnen – mit positiven Effekten für Anleger, die frühzeitig auf strategische Anleiheallokationen setzen. Der MB Fund Flex Plus profitiere dabei insbesondere von der Möglichkeit, auslaufende Niedrigzinspositionen sukzessive durch höher verzinste Papiere zu ersetzen.

Breite Diversifikation und flexible Strategien

Sowohl Müller als auch Schröder betonten die Bedeutung einer breiten Diversifikation über Branchen, Regionen und Instrumententypen. Müller erläuterte, dass der MB Fund Flex Plus rund 75 bis 80 Positionen halte – mit einem Fokus auf Unternehmensanleihen jenseits des Mainstreams, darunter auch Spezialformen wie Wandel- und Umtauschanleihen. Besonders gemieden würden dagegen klassische Bank- und Autotitel aufgrund ihrer hohen Konjunktursensitivität.

Spezialisierte Nischen als Renditequelle

Benedikt Schröder hob die Spezialisierung des von ihm und Hubertus Clausius gemanagten Seahawk Credit Opportunities Fonds auf zyklische Branchen wie Transport, Energie und Versorger hervor. Der Team agiere benchmarkfrei und nutze unter anderem das Nordic High Yield Segment mit einer eigens entwickelten Methodologie zur Bonitätseinschätzung. Dieses Marktsegment sei weitgehend ineffizient, biete dafür aber substanzielle Alpha-Chancen – allerdings nur für Investoren mit tiefem Sektorverständnis.

Geopolitik, Währungen und Absicherungsstrategien

Trotz geopolitischer Turbulenzen, Zollstreitigkeiten und globalem Kapitalumbau zeigten sich beide Manager optimistisch. Schröder unterstrich, dass Währungsrisiken im Fonds aktiv gemanagt und in den meisten Fällen konsequent abgesichert würden. Müller ergänzte, dass sein Fonds gezielt kleine Fremdwährungsallokationen – u. a. in norwegischen Kronen, mexikanischen Pesos und brasilianischem Real – als Diversifikationselement nutze.

Solide Renditeziele und positives Szenario

Beide Fondsmanager erwarten für ihre Strategien stabile Erträge. Müller prognostiziert für den MB Fund Flex Plus eine Rendite nach Kosten von rund 4 %, während Schröder für den Seahawk Credit Opportunities Fonds Zielrenditen zwischen sechs und acht Prozent jährlich formuliert – abhängig von der Währungsbasis. Angesichts weiterhin hoher Mittelzuflüsse und strukturell verbesserter Rahmenbedingungen sehen beide Boutiquenmanager die besten Zeiten für selektive Anleihestrategien erst noch kommen.

Pro BoutiquenFondsDieser Beitrag erschien zuerst bei Pro BoutiquenFonds