Saturday 5-Jul-2025
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Rentenmärkte: Von der höheren Aktienvolatilität unbeeindruckt

OpinionsRentenmärkte: Von der höheren Aktienvolatilität unbeeindruckt

Der abgelaufene Monat war recht gut für Renteninvestoren, so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns. Obwohl die Renditen schon sehr niedrig liegen, tut sich manchmal doch noch etwas. Staatsanleihen profitieren generell von der gestiegenen Aktienvolatilität, aber auch die Renditen der Euro-Peripherie, beispielsweise Italien, erreichten neue Tiefstände.

Unternehmensanleihen sind ebenfalls weitgehend unbeeindruckt von schwächeren Aktienmärkten, selbst Euro-High-Yields koppelten sich vom doch eher schwachen europäischen Aktienmarkt ab. Lediglich US-Staatsanleihen driften langsam, aber doch stetig nach oben, das ist – trotz massiver Käufe der US-Notenbank – auch dem explodierenden Budgetdefizit geschuldet. Generell ist bei US- oder UK-Anleihen heuer auch ein negativer Beitrag der Währung von bisher 4 bzw. 6 % zu berücksichtigen.

Die Anleihen der Emerging Markets konnten die Rückschläge aus dem März – gesamthaft gesehen – noch nicht wettmachen, das liegt unter anderem an den Wirtschafts- und Währungsproblemen einiger Schwellenländer. Es gibt aber auch dort gute Erträge von Titeln erstklassiger Schuldner.

Geld-/Kapitalmarkt: Forderung an Fiskalpolitik

Die kommenden Wochen und Monate dürften von den politischen Reaktionen in Bezug auf die stark gestiegenen Infektionszahlen geprägt sein: Wie weit werden neue Lockdown-Maßnahmen die Volkswirtschaften von ihrem langfristigen Wachstumspfad abkommen lassen und wie lange wird es dauern, den Weg zurückzufinden? Nach sehr guten Daten für das dritte Quartal werden die längerfristigen Prognosen wieder nach unten revidiert. Es ist zu erwarten, dass die Notenbanken bei ihren Wertpapier-Kaufprogrammen nun doch abermals positiv überraschen werden.

So sind auch die jüngsten Aussagen der EZB auf große Aufmerksamkeit gestoßen, obwohl Entscheidungen vorerst unterblieben. Für Dezember, wenn neue Prognosen vorliegen, wurde jedoch von Christine Lagarde ein Maßnahmenpaket angekündigt. Es wird mit einer Aufstockung des Ankaufprogrammes (PEPP) und erweiterten Refinanzierungsoperationen für die Banken gerechnet, es könnte sogar auch ein Zinsschritt folgen. Die EZB hat eine eher pessimistische Sicht auf das laufende Quartal und darüber hinaus eingenommen.

Staats- und Unternehmensanleihen: Weiter ein Zentrum der Stabilität

Staatsanleihen sind in Situationen hoher Aktienvolatilität ein oft gesuchter sicherer Hafen. Allerdings ist in den USA schon seit Monaten ein leichter Anstieg bei längeren Laufzeiten zu sehen.

Staatsanleihen der europäischen Peripherie, hauptsächlich Italien und Spanien, waren bislang unser stärkstes Übergewicht, das wird nun reduziert, nachdem deren Risikoprämien wieder Niveaus von Februar 2020 und damit „Vor-Covid-19-Niveaus“ erreicht haben. Bei „kerneuropäischen“ Staatsanleihen bleiben wir nach wie vor zurückhaltend.

Trotz der im Oktober gestiegenen Aktienvolatilität konnten sich Euro-Unternehmensanleihen gut halten und haben die gestiegene Risikoaversion praktisch nicht reflektiert. Wir bleiben weiterhin bei unserer Übergewichtung, da wir deren Refinanzierungsmöglichkeiten am Primärmarkt, selbst in Anbetracht eines weiteren Lockdowns, nicht gefährdet sehen. Zudem dürfte diese Assetklasse von einer erwarteten abermaligen Aufstockung des EZB-Anleiheprogramms im Dezember profitieren.

Emerging Markets: Asien (noch?) verschont

Während eine zweite heftige Covid-19-Infektionswelle über Europa schwappt, bleibt der asiatische Raum aktuell weiterhin verschont: hier gibt es wenig Neuinfektionen und eine stabile ökonomische Entwicklung. Insbesondere China lässt kaum mehr Einschränkungen der wirtschaftlichen Leistungen durch Corona erkennen. der wirtschaftlichen Leistungen durch Corona erkennen. Das lässt sich auch an der Gewinnentwicklung der asiatischen Unternehmen ablesen, die sich recht gut darstellt. Entsprechend stark auch die Performance des Aktienindex. Hingegen sind in der Peripherie der Emerging Markets, also Lateinamerika und auch Russland, damit Osteuropa, die negativen Spuren überdeutlich. In dieser fragilen Situation ist eine Untergewichtung von Emerging-Market-Hartwährungsanleihen eine der besten Möglichkeiten, um sich angesichts eines abermaligen Lockdowns und einer rückläufigen globalen Handelsaktivität zu positionieren. Aus diesem Grund haben wir diese Anleiheklasse bereits im Vormonat untergewichtet, nachdem wir hier einen Großteil des Jahres 2020 übergewichtet waren.