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Schifffahrtsaktien – ein heterogenes Bild

Markets and NewsSchifffahrtsaktien – ein heterogenes Bild

Marktumfeld und geopolitische Faktoren

Die internationalen Schifffahrtsmärkte durchlaufen aktuell eine Phase markanter Umbrüche. Trotz stabiler Frachtraten in Teilen des Commodity-Shipping-Segments (Tanker, Bulk) hat der Russell 2000 Marine Transportation Index (in USD) seit Jahresbeginn rund -15 % eingebüßt. Haupttreiber dieser Korrektur sind geopolitische Unsicherheiten, insbesondere im Kontext der US-Zollpolitik. Die jüngst verschärften Zölle auf Importe aus China – bis zu 145 % – treffen vor allem Containerlinien und Autotransporteure empfindlich.

Preisdruck und Fundamentaldaten: Eine Divergenz

Während der Baltic Dry Index (Frachtraten von börsennotierten Massengutfrachtern) im laufenden Jahr um etwa 30 % gestiegen sind, hat sich das Bewertungsniveau von Dry-Bulk-Aktien deutlich abgeschwächt. Das Preis/NIW (Netto-Inventarwert)-Verhältnis liegt bei gerade einmal 0,6 – ein Niveau, das zuletzt in der COVID-Krise zu beobachten war. Auch bei Rohöltankern zeigt sich ein vergleichbares Bild: Trotz attraktiver Charterraten (z.B. 47.500 USD/Tag für Very Large Crude Carriers) notieren Aktien im Schnitt bei einem KGV von 6,5 für 2025 und 2026 und einer erwarteten Dividenden- sowie Free-Cash-Flow-Rendite von 12 % bzw. 20% respektive.

Knappe Kapazitäten als langfristiger Kurstreiber

Ein struktureller Engpass in der globalen Rohöl-Tankerflotte unterstreicht das Potenzial dieses Segments. Der Bestand an Neubaubestellungen beträgt derzeit lediglich 10,9 % der weltweiten Flotte, bei einem durchschnittlichen Alter von 13 Jahren. Gleichzeitig verzeichnete 2024 mit nur 2,5 Mio. DWT die niedrigste Zahl an Neuauslieferungen seit 36 Jahren. Damit ist die globale Rohöltanbkerflotte überaltert. Bedingt durch eine weiterhin steigende Tonnenmeilen-Nachfrage (Erwartung 2025: +1% vs Vorjahr) kann mittelfristig von einem attraktiven Angebots-Nachfrageverhältnis ausgegangen werden.

Politik des maximalen Drucks: Sanktionspolitik als Trigger

Eine neue Dynamik bringt die US-Außenpolitik ins Spiel. Unter der neuen Trump-Administration wurden Sanktionen gegen den iranischen Ölhandel nochmals ausgeweitet. Besonders betroffen sind chinesische „Teepott-Raffinerien“ (nichtstaatliche chinesische Ölraffinerien) sowie Betreiber von Lagerterminals, die als Empfänger iranischen Rohöls identifiziert wurden. Zusätzlicher Druck, dass Schiffe der sogenannten Schattenflotte nicht mehr in Häfen einlaufen dürfen, könnte mittelfristig dazu führen, dass ein Teil dieser „Schattenflotte“ durch moderne Tonnage ersetzt werden muss – ein Szenario, das legitime Tanker-Eigner strukturell begünstigen dürfte.

„Der Markt für Schifffahrtsaktien wurde segment-übergreifend abverkauft. Dennoch betrifft die US-Zollpolitik in erster Linie den Containerhandel.“
Hubertus Clausius, Geschäftsführer Seahawk Investments GmbH

Fazit: Zyklischer Ausverkauf eröffnet Chancen in Nischen

Während die breite Marktstimmung Schifffahrtsaktien zuletzt pauschal abgestraft hat, zeichnen sich in einzelnen Teilsegmenten – insbesondere bei Rohöltankern – attraktive fundamentale Perspektiven ab. Im Bereich Dry Bulk ist der Abschlag gegenüber dem inneren Wert erheblich.

Institutionelle Investoren mit Branchen-Know-how erkennen die Diskrepanz: Jüngst erwarb das Singapurer Unternehmen Berge Bulk 7,35 % an Genco Shipping and Trading, und auch John Fredriksen kaufte sich bei Star-Bulk-Carriers ein.

Derartige Entwicklungen unterstreichen, wie wertvoll spezialisiertes Research und selektive Titelauswahl in einem von Volatilität und Ineffizienzen geprägten Marktumfeld sein können – eine Strategie, wie sie etwa im Seahawk Equity Long Short Fund mit Fokus auf Transport und Energie konsequent umgesetzt wird.

Wenn Sie den ausführlichen Kommentar zum Shipping-Markt lesen möchten: hier ist der Link

 

Bild © Seahawk Investments GmbH

 

Pro BoutiquenFondsDieser Beitrag erschien zuerst bei Pro BoutiquenFonds