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Schwellenländer: Mehr Rendite mit Währungen

OpinionsSchwellenländer: Mehr Rendite mit Währungen

Die Wirtschaftsdaten und Bewertungen deuten auf eine Aufwertung der Schwellenländerwährungen noch in diesem Jahr hin. Daraus könnte sich für Anleger eine zusätzliche Renditequelle ergeben, so Patrick Zweifel, Chief Economist bei Pictet Asset Management.

Anleihenanleger ignorieren Wechselkurse auf eigene Gefahr. Dabei können diese sich erheblich auf die Renditen in einem ausländischen Anleihenportfolio auswirken, sowohl negativ als auch positiv. Daher betrachten wir sie in unseren Strategien für Schwellenländeranleihen als separate Quellen für Risiko und Rendite.

Jede Währung hat natürlich ihre eigenen Entwicklungstreiber und der Devisenmarkt ist bekanntermassen anfällig für Schwankungen. Mittelfristig jedoch sehen wir Potenzial für eine breit abgestützte Aufwertung der Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar, was die Gesamtrenditen von Schwellenländeranleihen in Lokalwährung beflügeln dürfte.

Kurs auf Wachstum

In den Schwellenländern vollzieht sich traditionell ein schnelleres Wirtschaftswachstum als in den Industrieländern – weil sie in Sachen Wohlstand in der Regel einiges aufzuholen haben.

Vor kurzem weitete sich dieser Wachstumsabstand auf 270 Basispunkte, ausgehend von einem Tiefstand von 170 Basispunkten im Jahr 2015.

Dieser Abstand dürfte sich in den kommenden Monaten aus zwei wichtigen Gründen weiter vergrössern: Zunächst einmal werden in erster Linie die Schwellenländer profitieren, wenn durch das weitere Fortschreiten im Investitionszyklus der weltweite Handel zulegt. Unseren Modellen zufolge erhöht ein Anstieg der grenzüberschreitenden Handelsströme um 1% die Wirtschaftsleistung in Schwellenländern um 0,26 Prozentpunkte. Die Auswirkungen auf die Aktivität in den Industrieländern sind nur halb so gross.

Die weltweiten Exporte sind 2017 um 4,4% gestiegen (siehe Abbildung). Das ist das schnellste Wachstum seit 2011, liegt aber immer noch unter dem Trend der letzten Jahrzehnte. So bleibt möglicherweise Raum für eine weitere Beschleunigung. Wir rechnen damit, dass das Exportwachstum über den langfristigen Durchschnitt von 5,1% hinausschiessen wird, bis es seinen Höhepunkt erreicht – zumindest war dies in früheren Zyklen der Fall.

Abbildung 1: Gestützt durch Exporte

Weltweites Exportwachstum (% im Jahresvergleich, gleitender 3-Monats-Durchschnitt) 

Quelle: Pictet Asset Management, BIS, CEIC, Thomson Reuters Datastream. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.2002–31.12.2017.

Darüber hinaus scheint es um die Rohstoff- und Energiepreise gut bestellt zu sein, da die Konjunktur überall auf der Welt kräftig wächst. Das dürfte den rohstoffproduzierenden Schwellenländern zugute kommen.

Wir gehen davon aus, dass das jährliche Wachstum in den Schwellenländern in den nächsten fünf Jahren bei durchschnittlich 4,6% p.a. liegen wird – 300 Basispunkte über dem der Industrieländer.

Den Schwellenländerwährungen könnten somit rosige Zeiten bevorstehen.  In der Vergangenheit wies der Abstand beim realen BIP-Wachstum zwischen Schwellen- und Industrieländern eine starke Korrelation mit den Wechselkursen auf, mit einer Verzögerung von sechs Monaten. Je grösser der Wachstumsabstand, desto schwächer entwickelt sich der US-Dollar gegenüber einem Korb von Schwellenländerwährungen.

Aus Bewertungsperspektive

Im Moment spricht aufgrund sehr attraktiver Bewertungen alles für eine Währungsaufwertung.

Unseren Modellen zufolge sind Schwellenländerwährungen gegenüber dem US-Dollar zurzeit um 15% unterbewertet. Zudem werden sie zu den tiefsten Bewertungen seit zwei Jahrzehnten gehandelt (siehe Abbildung). 

Abbildung 2: Unterbewertet

Schwellenländerwährungen: gegenüber dem US-Dollar überbewertet (+) oder unterbewertet (-) (%)

* 31 ungewichtete Schwellenländerkurse gegenüber USD ** Basierend auf relativen Preisen, relativer Produktivität und Nettowährungsreserven
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Thomson Reuters Datastream. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1980–01.03.2018.

Wir haben auch die Inflation auf unserer Seite. Der Inflationsabstand zwischen Schwellen- und Industrieländern ist so klein wie nie zuvor in der jüngeren Vergangenheit (140 Basispunkte), was den Wechselkursen weiter zugute kommt.

Natürlich sind die Schwellenländer ein sehr unterschiedliches Universum von Ländern, die sich jeweils durch spezifische Gegebenheiten und Treiber für ihre Wirtschaft, Wechselkurse und Anleihen auszeichnen. Es wird daher auch individuelle Ausnahmen von der möglichen allgemeinen Aufwertung der Schwellenländerwährungen geben. Und selbst bei den Währungen, die aufwerten, können aufgrund der besonderen Merkmale der Anlageklasse kurzzeitige Volatilitätsausbrüche und Korrekturen nicht ausgeschlossen werden.

Der breite Aufwertungstrend dürfte jedoch intakt bleiben. Für Anleger in Schwellenländeranleihen bietet sich hier eine Chance, die Renditen weiter zu maximieren, indem sie aktive Positionen in den Währungen gegenüber ihrer Benchmark aufbauen.


Über den Autor
Patrick Zweifel kam 1997 zu Pictet. Er ist als Chef-Ökonom von Pictet Asset Management tätig. Bevor er 2009 in diese Funktion wechselte, leitete er das Macro Research Team von Pictet Private Wealth Management. Dort war er insbesondere für Schwellenländer und Japan sowie die Entwicklung quantitativer Modelle für die wichtigsten Anlagekategorien, hauptsächlich Wechselkursmodelle, zuständig. Vor seiner Tätigkeit bei Pictet war er Forschungsassistent der Fachrichtung Ökonometrie und Geldmarkttheorie und beteiligte sich an internationalen Forschungsprojekten der Weltbank und der Europäischen Union. Patrick Zweifel hat einen Doktortitel im Fachgebiet Ökonometrie von der Universität Lausanne.

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