Beherrschendes Thema auf den internationalen Anleihemärkten war im Juli der deutliche Renditerückgang, so Raiffeisen Capital Management in der neusten Ausgabe von märkte | unter uns: Trotz neuerlicher Inflationsanstiege über Konsensus und auf Mehrjahreshochs (und trotz unverändert sehr starker Konjunkturdaten) ging das Renditeniveau in den USA und Deutschland um knapp 0,25 % nach unten. Deutsche Anleiherenditen lagen zum Monatsende mit rund –0,45 % wieder auf Niveaus wie im September 2020 (vor den Impfungen). Entsprechend positiv die Monatsperformance auf den Rentenmärkten: US-Staatsanleihen liegen seit Jahresbeginn sogar schon wieder im Plus und das Minus in Europa hat sich deutlich reduziert.
Zusammen mit stabilen Renditeaufschlägen für Unternehmensanleihen sorgte das bei Unternehmensanleihen ebenfalls für einen weiteren Performancezuwachs im Juli: In der Gesamtjahresbetrachtung seit Jänner glänzen weiterhin die High-Yield-Märkte mit dem größten Plus. Dieses Anleihesegment profitiert (ähnlich wie der Aktienmarkt) am stärksten von der Verbesserung von Wirtschaft und Unternehmensdaten.
Unauffällig dagegen seit Jahresbeginn die Anleihesegmente in den Emerging Markets (EM): Die Aufregung in den EM konzentrierte sich im Juli auf die Aktienmärkte.
Geld-/Kapitalmarkt: Notenbanken beruhigen
Vergleichsweise geradezu bescheiden: die Inflation im Euroraum mit +2,2 % p. a. (und +0,9 % p. a. ohne Energiepreise). Zwar dürfte dieser Wert auch in Europa heuer vorübergehend noch deutlich ansteigen; für 2022 erwartet die Inflationsprognose der EZB dann aber wieder einen (realistischen) Rückgang auf 1,5 %.
Gleichzeitig versuchen die Notenbanken ihr Möglichstes, um die Finanzmärkte betreffend Inflation und Zinsausblick nicht zu verschrecken: Die EZB hat kürzlich ihr Inflationsziel leicht nach oben korrigiert (auf 2 % statt knapp unter 2 %) und sich außerdem neuen Spielraum geschaffen, vorübergehend höhere Inflationsraten ohne Zinsanhebung auszusitzen. Selbst die US-Notenbank (zwangsläufig bereits deutlich näher am Beginn des Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik) wird nicht müde, den vorübergehenden Charakter der aktuellen Inflationsspitze zu betonen. Die nächste Nagelprobe kommt für die Märkte diesbezüglich recht rasch: Bis Herbst wird von der US-Notenbank eine Ankündigung zur Reduktion ihrer Anleihekäufe (startend dann wahrscheinlich mit Anfang 2022) erwartet.
Staats- und Unternehmensanleihen: Auch für den Rest des Jahres klare Präferenzen
Die tiefenentspannte Sichtweise auf die Inflation teilen die Notenbanken derzeit auch mit den Märkten, und hier insbesondere mit den Anleihemärkten. Anders ist es nicht zu erklären, dass zeitgleich mit den hohen Inflationsraten (und starken Wirtschaftsdaten) die Anleiherenditen im Juli kräftig nach unten gingen.
Auf Sicht der nächsten Quartale bleiben wir allerdings ungebrochen negativ für die zu erwartende Performance bei Staatsanleihen aus den Industrieländern (und entsprechend untergewichtet). Solange der globale Konjunkturausblick nicht radikal nach unten dreht, gilt sogar fast zwangsläufig: Je tiefer das aktuelle Rendite-Startniveau, desto schlechter der zukünftige Performance-Ausblick.
Gleichzeitig spricht dieses Umfeld aber weiterhin für Unternehmensanleihen, und dort auch für High Yield (was sich heuer bereits bezahlt machte) – hier bleiben wir weiterhin optimistisch und stark übergewichtet.
Und auch Hartwährungsanleihen aus Schwellenländern behalten wir angesichts ihres attraktiven Renditeaufschlags weiterhin übergewichtet. Wie in der letzten Ausgabe befürchtet, gaben einige EM-Währungen (insbesondere der Brasilianische Real) im Juli einen Teil ihrer jüngsten Kursperformance wieder her. Das von uns zuletzt bevorzugte Segment der EM-Hartwährungsanleihen hielt sich damit im Juli deutlich stabiler als die entsprechenden EM-Lokalwährungsanleihen und wird von uns weiterhin übergewichtet.
Weitere Details finden Sie in der August-Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s “märkte | unter uns”.