Ein Beitrag von Sven Langenhan, HRK LUNIS AG: Die von Donald Trump geplante Sondersteuer auf Investmenterträge ausländischer Anleger in den USA ist aus Sicht der Kapitalmärkte ein gefährlicher Tabubruch. Sollte dieser Vorschlag tatsächlich umgesetzt werden, würde das fundamentale Prinzip der Gleichbehandlung von Kapital auf den globalen Finanzmärkten unterlaufen. Kapital ist ein scheues Reh – es ist schneller weg, als man gucken kann. Und genau das droht, wenn ausländische Investoren künftig effektiv schlechter gestellt würden als US-Investoren.
Die von Präsident Donald Trump vorgeschlagene Sondersteuer für ausländische Investoren in den USA sieht gemäß Abschnitt 899 des aktuellen Steuer- und Ausgabenpakets eine schrittweise Erhöhung (5% pro Jahr) der Steuerlast auf bis zu 20 % vor, beginnend mit dem geltenden Quellensteuersatz gemäß bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen. Diese Maßnahme richtet sich gegen passive Einkünfte wie Dividenden und Zinsen aus US-Investitionen und betrifft Investoren aus Ländern, die von den USA als steuerlich diskriminierend gegenüber amerikanischen Unternehmen eingestuft werden.
Ausländisches Kapital finanziert die USA
Bereits heute ist der Anteil ausländischer Investoren an US-Staatsanleihen rückläufig – nicht zuletzt eine Folge der protektionistischen Handels- und Zollpolitik der Trump-Regierung. Eine zusätzliche Steuer auf Kapitalerträge würde diese Entwicklung drastisch verschärfen. Gerade im Kontext der hohen und weiter ansteigenden US-Staatsverschuldung wäre das fatal: Ohne die stetigen Zuflüsse ausländischen Kapitals könnte das Zinsniveau in den USA deutlich ansteigen. Das wäre nicht nur für die Refinanzierungskosten des US-Staats problematisch, sondern hätte auch massive Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte.
Die größten ausländischen Halter von US-Staatsanleihen im Februar 2025 waren:
Rang | Land | Bestand (in Mrd. US-Dollar) |
---|---|---|
1 | Japan | 1.125,9 |
2 | China | 784,3 |
3 | Vereinigtes Königreich | 750,3 |
4 | Kaimaninseln | 417,8 |
5 | Luxemburg | 412,4 |
6 | Belgien | 402,1 |
7 | Irland | 363,1 |
8 | Schweiz | 329,3 |
9 | Frankreich | 311,6 |
10 | Deutschland | 297,8 |
Quelle: Veröffentlichungen des US-Finanzministeriums im Rahmen des Treasury International Capital (TIC) Systems
Wendet sich Asien ab?
Eine solche Steuer würde US-Staatsanleihen für ausländische Käufer deutlich unattraktiver machen – und das ausgerechnet in einem Umfeld, in dem die US-Regierung auf stabile Refinanzierungsquellen angewiesen ist. Wir sehen bereits heute, dass sich asiatische Zentralbanken und europäische Versicherungen zunehmend anderen Märkten zuwenden, etwa Staatsanleihen aus Europa oder selektiven Unternehmensanleihen mit kürzerer Duration und attraktiven Risikoaufschlägen.
Wenn Trump diesen Weg tatsächlich beschreitet, hätte das eine Signalwirkung über die Vereinigten Staaten hinaus – denn plötzlich wäre die politische Zuverlässigkeit von Kapitalmärkten nicht mehr selbstverständlich. Für uns als aktiver Vermögensverwalter bedeutet das, dass wir solche geopolitischen und steuerlichen Risiken künftig noch stärker in unsere Allokationsentscheidungen einbeziehen müssen. Das Spiel, das hier gespielt wird, ist heikel – und für langfristige Investoren potenziell äußerst teuer.
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