US-Präsident Donald Trump hat am vergangenen Sonntag per Social Media Kanal TruthSocial1 angekündigt, dass die Vereinigten Staaten Krypto-Assets in ihre Währungsreserven aufnehmen wollen. Diese Nachricht hat nicht nur erhebliche Marktbewegungen ausgelöst, sondern auch für eine intensive Debatte unter Experten gesorgt.
Drei Fachleute aus der Finanz- und Krypto-Branche teilen im Podcast “altii – Das Interview” ihre Einschätzung zu dieser bahnbrechenden Entscheidung.
Die Gespräche führte Christian Salow, altii.
Julia Ebner: “Ein starkes Signal für Investoren und Regierungen”
Podcast Julia Ebner
Julia Ebner, Head of Market Activation bei 21Shares, sieht in Trumps Ankündigung einen historischen Schritt:
“Das ist tatsächlich ein großer Schritt, weil Krypto dadurch als strategisches Asset anerkannt wird. Wenn eine Weltmacht wie die USA digitale Vermögenswerte in die Reserve aufnimmt, setzt das ein starkes Signal, sowohl für Investoren als auch für andere Regierungen. Die USA können damit die Regulierung maßgeblich beeinflussen und gegebenenfalls einen geopolitischen Wettlauf auslösen.”
Laut Ebner sind insbesondere technologische Führung, geopolitische Strategie und regulatorische Dominanz die Hauptmotive hinter dieser Entscheidung:
“Wer Krypto-Reserven hält, hat eine stärkere Position, um die globalen Regeln mitzugestalten. Ähnlich wie das SWIFT-System im traditionellen Finanzwesen.”
Thomas Ullmann: “Bitcoin als strategisches Asset, aber fragwürdige Auswahl weiterer Coins”
Podcast Thomas Ullmann
Thomas Ullmann, Gesellschafter bei Dietrich Richter Private Asset Management, war von der Reaktion der Märkte beeindruckt:
“Das war ein turbulenter Sonntag. Die Ankündigung ließ Bitcoin um mehr als 10 % steigen, während einige Altcoins um bis zu 50 % zulegten. Und das, obwohl es nur eine Ankündigung war! Sollte es wirklich zu staatlichen Käufen kommen, wird das die Märkte massiv bewegen.”
Allerdings sieht Ullmann die Auswahl der Krypto-Assets kritisch:
“Die Positionierung von Bitcoin als digitales Gold kann man gut argumentieren. Aber warum Altcoins, hinter denen oft Privatunternehmen stehen, in eine staatliche Reserve aufgenommen werden sollten, ist fraglich. Vielleicht hat hier gute Lobbyarbeit im Vorfeld gewirkt.”
Auch in Bezug auf die langfristigen Auswirkungen sieht Ullmann eine klare Entwicklung:
“Eine Krypto-Reserve wäre ein Ritterschlag für diese Anlageklasse und würde institutionellen Investoren signalisieren, dass Krypto nicht mehr ignoriert werden kann.”
Marc Friedrich: “USA setzen auf Bitcoin, China wird folgen”
Marc Friedrich, Bitcoin-Experte und Partner der Friedrich & Partner Vermögenssicherungs GmbH, betont, dass Trumps Entscheidung keine Überraschung war:
“Trump hatte bereits vorher angekündigt, dass seine Administration kryptofreundlich sein wird. Die eigentliche Frage war nicht ob, sondern wann.”
Friedrich sieht insbesondere Bitcoin als prädestiniert für eine nationale Reserve:
“Bitcoin ist die einzige wirklich dezentrale Kryptowährung, hinter der keine Firma steht. Dass Altcoins aufgenommen werden, sehe ich kritisch. Man hätte mit Bitcoin beginnen sollen, bevor man andere digitale Assets beimischt.”
Friedrich erwartet zudem einen Dominoeffekt:
“Wenn die USA diesen Schritt gehen, werden andere Nationen folgen. China wird es sich nicht nehmen lassen, hier mitzuziehen. In einer Welt, in der Bitcoin mathematisch begrenzt ist, bedeutet das: Wer zuerst handelt, hat einen strategischen Vorteil.”
Für Investoren bleibt Friedrich optimistisch:
“Langfristig bedeutet das wachsende Akzeptanz für Krypto-Investments. Bitcoin wird seinen Weg gehen, und Korrekturen sollte man als Kaufchance nutzen.”
Fazit: Eine Entscheidung mit globaler Tragweite
Die Aufnahme von Krypto-Assets in die Währungsreserven der USA könnte ein Gamechanger für den Finanzmarkt sein. Während sich Experten uneinig sind, welche Krypto-Assets tatsächlich aufgenommen werden sollten, besteht Einigkeit darüber, dass diese Entscheidung einen langfristigen Einfluss auf Regulierung, Marktakzeptanz und geopolitische Strategien haben wird. Die kommenden Monate dürften zeigen, welche Konsequenzen Trumps Vorstoß in der Praxis haben wird.