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US-Zölle und Schwellenländer: Kleineren Exportnationen droht Konjunktureinbruch

Markets and NewsUS-Zölle und Schwellenländer: Kleineren Exportnationen droht Konjunktureinbruch

Die jüngsten Zollankündigungen der US-Regierung lassen die Sorgen in den Schwellenländern wachsen. Besonders die exportorientierten Volkswirtschaften Asiens stehen unter Druck, da sie unmittelbar von den protektionistischen Maßnahmen betroffen sind. Die wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen könnten weitreichend sein.

Die Ankündigung neuer US-Zölle trifft viele asiatische Länder stärker als erwartet. Neben 10 Prozent Zöllen für Importe aus den meisten Ländern kündigte US-Präsident Donald Trump unter anderem 26 Prozent Zölle auf Waren aus Indien, 36 Prozent für Thailand, 37 Prozent für Waren aus Bangladesch, und 46 Prozent für Vietnam an. Die Zölle für Einfuhren aus China belaufen sich auf mittlerweile 145 Prozent. Einige Zölle wurden zwar für 90 Tage aufgeschoben, doch die Unsicherheit bleibt bestehen. Damit geraten Volkswirtschaften wie Vietnam, die in den letzten Jahren gezielt als alternative Produktionsstandorte zu China aufgebaut wurden, erneut in die Schusslinie – mit weitreichenden Konsequenzen, insbesondere für kleinere exportorientierte Volkswirtschaften und ihr Wachstum.

Doch wie geht es nun weiter? Offiziell begründet die Trump-Regierung die Maßnahmen mit dem Ziel, die Handelsbedingungen zu „harmonisieren“. Die US-Zölle lagen bislang unter dem Niveau vieler Handelspartner und es gibt hier durchaus Ungleichgewichte – man denke an die Einfuhrzölle Japans von 700 Prozent auf Reis aus den USA. Erste diplomatische Initiativen laufen bereits, um mögliche Ausnahmeregelungen zu verhandeln und den USA in bestimmten Bereichen entgegenzukommen. Zwar ist bisher unklar, ob die aktuell kommunizierten Zölle bereits das endgültige Niveau darstellen oder nur der Anfang sind, doch es ist davon auszugehen, dass sich ein globaler Sockelzoll von rund 10 Prozent etablieren dürfte.

Zölle treffen besonders kleine Exportländer hart

Für das bereits schwächelnde Wirtschaftswachstum insbesondere asiatischer Länder ist dies ein zusätzlicher Schlag. Zwar sind die Auswirkungen auf die Rentabilität von Unternehmen aus Schwellenländern begrenzt, wenn sie die Produktion in die USA verlagern müssen, um dort Einkünfte zu erzielen. Doch die Auswirkungen für das Land selbst wären gravierend: Das etablierte Wachstumsmodell der Schwellenländer – ein Einkommenswachstum durch starke Exporte, das den Übergang zu wachsendem Binnenkonsum und schlussendlich zum Status eines Industrielandes ermöglicht – gerät ins Wanken. Sollte es für Unternehmen attraktiver werden, Produktionsstätten direkt in den USA aufzubauen, droht in den Heimatländern der Verlust von Arbeitsplätzen und Investitionen. Damit verschieben sich die positiven Effekte der Globalisierung zulasten der Schwellenländer.

Gerade kleinere, exportorientierte Volkswirtschaften sind besonders verletzlich. In der Regel sind Schocks für die Regierungen der meisten Schwellenländer nichts Neues. Länder wie China verfügen sowohl über fiskalischen Spielraum, um mit gezielten Maßnahmen wie Konjunkturpaketen oder Konsumanreizen gegenzusteuern, als auch über eine starke Binnennachfrage, die den wegfallenden US-Konsumenten kompensieren könnte. Kleinere Volkswirtschaften hingegen stoßen schnell an ihre Grenzen – insbesondere, wenn der Binnenkonsum schwach ist und alternative Absatzmärkte fehlen. Werden die Zölle in der aktuellen Form umgesetzt, würden die Nettoexporte solcher Länder abstürzen und ihr gesamtwirtschaftliches Bruttoinlandsprodukt drastisch schrumpfen. Die Regierungen solcher Länder werden sich neu orientieren und sowohl ihre Wirtschaftspolitik als auch die Investitionsstrategien im Inland anpassen müssen – ein schwieriges Unterfangen, doch die Betroffenen werden keine andere Wahl haben.

Neuordnung des Welthandels?

In Reaktion auf die US-Zölle intensivieren asiatische Länder ihre regionale Zusammenarbeit und schmieden zum Teil überraschende Allianzen: China, Japan und Südkorea – traditionell Konkurrenten und auch geopolitische Rivalen – sprechen darüber, ihren Handel auszubauen und ihre Märkte füreinander zu öffnen. Wie das am Ende ausgeht, bleibt abzuwarten. Bei vielen kleineren Volkswirtschaften übersteigt zudem das Handelsvolumen mit China und anderen Nachbarn inzwischen das mit den USA. Dennoch kann die regionale Integration kurzfristig nicht vollständig kompensieren, was durch den eingeschränkten Zugang zum US-Markt verloren geht – und wir erwarten auf kurze Sicht, dass die meisten exportorientierten Volkswirtschaften stark unter Druck geraten.

Bild © BNP Paribas Asset Management