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Wann erwacht der Drache im Reich der Mitte wieder?

OpinionsWann erwacht der Drache im Reich der Mitte wieder?

Die Frage, ob und wann Chinas Konjunktur 2019 ihren Tiefpunkt erreicht, ist derzeit wohl eine der wichtigsten Fragen für Investoren. „Die Lage erinnert an den drastischen Einbruch im Jahr 2015: Erstmals liegen die chinesischen Industriegewinne wieder unter dem Vorjahresniveau – die Autoverkäufe sinken und auch die Fertigung ist rückläufig“, sagt Erik Lueth, Global Emerging Market Economist bei Legal & General Investment Management (LGIM). In einer aktuellen Prognose kommt er jedoch zum Ergebnis, dass sich die chinesische Wirtschaftsaktivität – und damit auch die globalen Vermögenspreise – ab dem zweiten Quartal 2019 erholen könnten.

Hat die chinesische Geldpolitik dazugelernt?

Die chinesische Regierung hat auf die aktuelle Schwäche mit breit angelegten Lockerungsmaßnahmen reagiert, darunter Steuersenkungen, Kürzungen der Reservequote und schreckte auch nicht vor außergewöhnlicheren geldpolitischen Maßnahmen zurück, um eine höhere Vergabe von Bankkredite anzuregen. Die Maßnahmen waren signifikant, jedoch nicht so gewichtig wie 2015. Angesichts ihrer neuen Fokussierung auf die Finanzstabilität hat die chinesische Regierung auch davon abgesehen, die Regulierung von Schattenbanken zu lockern, die eine wichtige Säule vergangener Konjunkturprogramme darstellte.

Wird die Konjunktur also als Reaktion auf die Impulse die Talsohle erreichen? Und falls ja, wann? Um dies zu untersuchen, hat sich Lueth mit dem chinesischen Kreditwachstum befasst, dass ihm zufolge historisch gesehen der beste Frühindikator für die chinesische Wirtschaft sei. Er berichtet, dass auf Wendepunkte im Kreditwachstum ebenso Wendepunkte in der Wirtschafsaktivität gefolgt seien – und zwar mit einer Verzögerung von zwei bis drei Monaten.

Erhöhte Kreditvergabe dürfte Konjunktur wiederbeleben

Bei seiner aktuellen Prognose des Kreditbestands stützt sich Lueth auf einige Annahmen: „Wir gehen davon aus, dass chinesische Banken ähnliche Kreditvolumina vergeben wie 2018 und dass chinesische Unternehmen Anleihen in gleicher Höhe begeben wie im Vorjahr. Angesichts der Lockerungsmaßnahmen durch die chinesische Regierung ist das eine eher konservative Annahme“, so der Ökonom. Darüber hinaus schätzt er, dass der Bestand an Schattenkrediten konstant bleiben sollte, da die chinesische Regierung den bisherigen Deleveraging-Fortschritt sichert, ohne ihn weiter voranzutreiben. Die erhöhte Quote für die Emission lokaler Staatsanleihen sei im Rahmen seiner Prognose gleichmäßig über das Jahr 2019 verteilt worden.

„In diesem Szenario würde das Kreditwachstum zeitnah ihre Talsohle erreichen und sich daraufhin im Laufe des Jahres um 1,8 Prozentpunkte beschleunigen, verglichen mit einer Beschleunigung um 4,5 Prozentpunkte im Jahr 2015“, berichtet Lueth. Er betont, dass seine Annahmen insgesamt konservativer seien, und der aktuell vorherrschende Abschwung ist geringer ist als 2015. Angesichts der historisch gesehen üblichen Zeitverzögerung geht Lueth davon aus, dass die chinesische Wirtschaftstätigkeit ab April oder Mai wieder an Fahrt gewinnen könnte.