Ein Marktkommentar von James Butterfill, Head of Research CoinShares: Im bisherigen Jahresverlauf 2023 verzeichnen die Bitcoin-Handelsaktivitäten einen deutlichen Rückgang. Ein Hauptgrund wird in dem abnehmenden Anlegerinteresse gesehen. Market Maker, die ihre Betriebszeiten reduzieren oder sich gar aus dem Geschäft zurückziehen, scheinen dies zu bestätigen. Doch müssen Anleger mit einer anhaltenden Bitcoin-Flaute rechnen? Nach unserer Ansicht greift die aktuelle Diskussion zu kurz. Die beigefügte Analyse soll hier einen umfassenderen Überblick geben.
In diesem Jahr scheint die Handelsaktivität einen unerwarteten Abschwung genommen zu haben. Ein Trend, den viele auf ein wachsendes Desinteresse der Anleger zurückführen. Das CoinShares Handelsteam bestätigt diese Beobachtung. Es sind wenige Marktteilnehmer aktiv und zahlreiche Market Maker ziehen sich zurück. Einige der Akteure arbeiten nur noch an fünf Tagen in der Woche im 24-Stunden-Betrieb, statt täglich. Darüber hinaus hat die geringe Volatilität des Marktes die Möglichkeiten für Daytrading verringert. Im Privatkundensegment ist ebenfalls eine deutliche Verschiebung hin zum Interesse an On-Chain-Tokens zu beobachten.
Betrachtet man das Bitcoin-Handelsvolumen an vertrauenswürdigen Börsen, so ist ein deutlicher Rückgang festzustellen. Der tägliche Handelsumsatz liegt in diesem Jahr bei durchschnittlich sieben Milliarden US-Dollar, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den robusten Volumina in den Jahren 2021 und 2022, die im Durchschnitt 13,8 Milliarden US-Dollar beziehungsweise elf Milliarden US-Dollar betrugen. Auch saisonale Schwankungen sind zu beobachten, denn in fünf der letzten sieben Jahre lag das durchschnittliche Handelsvolumen im dritten Quartal (Sommer) unter dem jeweiligen Jahresdurchschnitt.
Die Realität ist jedoch komplexer als es die Schlagzeilen vermuten lassen
Wie aus der Grafik 1 hervorgeht, waren die Handelsvolumina relativ stabil und lagen seit Beginn der Hausse Ende 2020 im Durchschnitt über zehn Milliarden US-Dollar pro Tag und Quartal. Seit dem zweiten Quartal dieses Jahres ist jedoch ein erheblicher Rückgang der Volumina zu beobachten, der auf ein Niveau zurückgeht, das an die Zeit vor der Hausse in den Jahren 2019/2020 erinnert.
Wie ist dieser Rückgang zu erklären?
Der anfängliche Anstieg während der Hausse wurde in erster Linie durch eine wachsende Zahl an Anlegern angeheizt, die alternative Kryptowährungen (Altcoins) gegen Bitcoin handelten und in verschiedene Fiat-Währungen konvertierten.
Ende 2021 beobachteten wir jedoch einen deutlichen Anstieg des Bitcoin-Handels auch gegen US-Dollar -gedeckte Stablecoins. Dieser Trend korrelierte stark mit dem wachsenden Appetit der Anleger auf den US-Dollar insbesondere als sich abzeichnete, dass die US-Notenbank eine Zinserhöhung plant. Die nachstehende Grafik 3 veranschaulicht diese Beziehung, indem sie den handelsgewichteten Dollar dem Marktanteil der Stablecoins am Bitcoin-Handelsvolumen gegenüberstellt. Während dieses Zeitraums liquidierten die Anleger ihre Bitcoin-Bestände zugunsten von Stablecoins in US-Dollar.
Dies erklärt jedoch nicht in vollem Umfang den Rückgang des Handelsvolumens in diesem Jahr, was deutlicher wird, wenn die Daten nach einzelnen Börsen segmentiert werden (Grafik 4).
Es ist offensichtlich, dass Binance eine bedeutende Rolle bei dem im März 2023 beobachteten Rückgang des Handelsvolumens spielte, der mit zwei wichtigen Ereignissen zusammenfiel. Erstens beendete Binance eine einjährige Senkung der Handelsgebühren. Zweitens kündigte die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) eine Regulierung der Börsen an, die strenger war als viele Marktteilnehmer erwartet hatten. Die kumulativen Auswirkungen waren ein deutlicher Rückgang des Handelsvolumens im Vergleich zu früheren Jahren. Darüber hinaus haben wir einen erheblichen Rückgang des Binance USD (BUSD)-Volumina beobachtet, wobei Tether einen Marktanteil von 15 Prozent auf Kosten von Stablecoins gewonnen hat, die von Börsen gehostet werden, die direkt von der SEC beaufsichtigt werden.
Fazit
Auch wenn der Markt derzeit apathisch erscheint, gibt es Gründe für Optimismus. Langfristige Trends deuten auf steigende Volumina hin, und kurzfristige Daten deuten auf einen erneuten Aufschwung hin. Insbesondere scheinen die Anleger ihre Aktivitäten weg von den USA zu diversifizieren, wodurch der Marktanteil von 90 Prozent zu Beginn des Jahres auf 60 Prozent gesunken ist (Stand heute). Darüber hinaus übertrifft das Bitcoin-Handelsvolumen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, immer noch das der London Stock Exchange, der sechstgrößten Börse der Welt.