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Was bedeutet Evergrande für asiatische High-Yields?

OpinionsWas bedeutet Evergrande für asiatische High-Yields?

Welche Auswirkungen hat eine Umstrukturierung von Evergrande für asiatische Hochzinsanleihen (High Yield), die auf US-Dollar lauten? Und welche Stakeholder sind von einer möglichen Umstrukturierung besonders betroffen? Das Asian Fixed Income Team von Nikko Asset Management wagt einen Ausblick:

Auswirkungen auf asiatische High Yields und den Immobiliensektor

Die kurzfristigen Risiken im chinesischen Immobiliensektor haben zugenommen. Das aktuelle Kursniveau der Evergrande-Anleihen macht es jedoch unwahrscheinlich, dass eine mögliche Umstrukturierung zu umfangreichen (und erzwungenen) Verkäufen seitens der Anleger führen wird.

Insgesamt erwarten wir, dass sich die Regierung und Evergrande darauf konzentrieren werden, Kunden und Lieferanten zu schützen und gleichzeitig eine geordnete Umstrukturierung für die Gläubiger sicherzustellen. Letztere werden voraussichtlich stärker betroffen sein. Wir halten die systemischen Auswirkungen auf das Finanzsystem für überschaubar. Das Finanzierungsumfeld für Bauträger dürfte sich jedoch weiter verengen.

Systemische Auswirkungen auf alle Stakeholder-Gruppen

Die größte Gruppe von Stakeholdern sind die Hunderte von Zulieferern (einschließlich Bauunternehmen), bei denen Evergrande Verbindlichkeiten in Höhe von über 900 Mrd. Yuan hat. Evergrande hat zudem über 200 Mrd. Yuan an Anzahlungen von Kunden für bereits verkaufte, noch nicht fertig gestellte Häuser erhalten. Wir gehen davon aus, dass sich die Regierung und Evergrande darauf konzentrieren werden, unvollendete Projekte fertigzustellen. Evergrande-Führungskräfte sollen bereits einen „militärischen Befehl“ zur Fertigstellung von Häusern unterzeichnet haben. Die Lieferanten dürften daher zumindest zu besseren Bedingungen als die Gläubiger bezahlt werden, um die Fortsetzung der Arbeiten zu gewährleisten. Solange das Problem nicht gelöst ist, dürften die Immobilienverkäufe bei anderen risikoreichen Bauträgern zurückgehen, zum einen, weil die Kunden vorsichtiger werden, aber auch weil Lieferanten bei der Gewährung von Krediten vorsichtiger werden dürften.

Am Kreditmarkt schuldet Evergrande seinen Gläubigern rund 570 Mrd. Yuan, darunter Treuhandgesellschaften (schätzungsweise 222 Mrd.Yuan oder 1,1 % des Treuhandvermögens), Banken (etwa 170 Mrd. Yuan oder 0,1 % der Systemkredite), Inhaber von USD-Anleihen (19 Mrd. USD oder 2 % des Marktwerts und 6 % des Nennwerts des J.P. Morgan Asia Credit Index 1 HY Corporates) und Inhaber von CNY-Anleihen (53 Mrd. Yuan oder 0,18 % der chinesischen Onshore-Unternehmensanleihen).

Trust-Firmen: Die Treuhandfinanzierungen für Immobilien dürften weiter zurückgehen. Immerhin ist die Abhängigkeit der Bauträger von Treuhandfinanzierungen in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich zurückgegangen, was das Risiko begrenzt.

Banken: Die direkten Auswirkungen auf den chinesischen Bankensektor sind überschaubar, da die Kredite an Evergrande nur rund 0,1 % der Systemkredite ausmachen. Die Kapitalausstattung der wichtigsten Kreditgeber (zu denen Berichten zufolge die China Minsheng Bank und die China Zheshang Bank gehören) könnte sich jedoch den regulatorischen Grenzen annähern.

USD-Anleihen: Die Kurse der Evergrande-Anleihen spiegeln bereits eine hohe Wahrscheinlichkeit einer Umstrukturierung wider. Eine solche dürfte daher kaum zu umfangreichen (und erzwungenen) Verkäufen seitens der Anleger führen. Die Ansteckungsgefahr für andere Emittenten dürfte jedoch anhalten, bis die Probleme von Evergrande gelöst sind. Die Ausfallquote asiatischer USD-denominierter HY-Unternehmensanleihen wird durch die Einbeziehung von Evergrande erheblich steigen (rund 6% des Nennwerts der J.P. Morgan Asia Credit Index HY-Unternehmensanleihen).

CNY-Anleihen: Evergrande ist auf dem Onshore-Anleihemarkt relativ klein. Darüber hinaus werden die Tochtergesellschaften von Evergrande wahrscheinlich einen Teil der Onshore-Anleihen halten.

Zusammenfassung

Wir gehen davon aus, dass Evergrande eine Schuldenrestrukturierung mit einer gewissen staatlichen Unterstützung durchführt. Der Schwerpunkt dürfte auf dem Schutz von Kunden und Lieferanten liegen. Gleichzeitig soll eine geordnete Restrukturierung für die Gläubiger gewährleistet werden. Angesichts der potenziellen Auswirkungen auf das Systemrisiko sowie eines sehr restriktiven politischen Umfelds haben die kurzfristigen Abwärtsrisiken im chinesischen Immobiliensektor zugenommen. Eine defensivere Positionierung für diesen Sektor erscheint ratsam.


 

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* Assets under Management und Beratung von Nikko Asset Management einschließlich Tochtergesellschaften zum 30. Juni 2021.
** Stand 30. Juni 2021 einschließlich aller Mitarbeiter von Nikko Asset Management und seiner Tochtergesellschaften.