Am 21. September kündigte Cisco* die Übernahme des nordamerikanischen Softwareunternehmens Splunk für 28 Milliarden US-Dollar an, was einem Aufschlag von 31% des Vortageskurses entsprach. Welche Schlussfolgerungen sich aus dem Deal für die Tech-Branche ableiten lassen, erläutert Brice Prunas, Fondsmanager des ODDO BHF Artificial Intelligence, in einem aktuellen Marktkommentar. Investoren sollten seiner Meinung nach auf diese Trends achten.
Exponentielles Datenwachstum
Der Einsatz von KI, insbesondere generativer KI verursache exponentielles Datenwachstum. Splunk ist auf dem Markt der Datenüberwachung, insbesondere Log Analytics, Application Monitoring sowie der Architektur von Computersystemen aktiv. „Ciscos Interesse an Splunk lässt sich daher am besten als Interesse an einem Segment des Softwaremarktes verstehen, das strukturell wächst, da es mit dem Wachstum der Datenmengen einhergeht“, ist Brice Prunas überzeugt. Diese befänden sich durch den Aufschwung der (generativen) KI in einer Phase sehr starken Wachstums, ja sogar einer regelrechten Explosion. Das dürfte sich dem Fondsmanager zufolge auch in den nächsten 5 bis 10 Jahren fortsetzen.
Konvergenz
Zweitens nähern sich Cybersicherheit und Überwachung einander an. Cisco gehört zu den fünf weltweit führenden Anbietern von Cybersicherheit und steht im direkten Wettbewerb mit Fortinet, während Splunk zu den fünf weltweit führenden Anbietern von Datenüberwachung gehört. Der Zusammenschluss von Cisco und Splunk zeigt Prunas zufolge, dass die beiden Geschäftsbereiche Cybersicherheit und Datenüberwachung zusammenwachsen werden. Das sei bereits in der Strategie anderer Akteure, wie z.B. Crowdstrike, erkennbar. Der Fondsmanager macht einen weiteren Konvergenztrend aus: Die Konvergenz von Hardware, Networking und Software durch die explosionsartige Zunahme von Datenmengen und künstlicher Intelligenz. „Der Cisco-Splunk-Deal ist ein perfektes Beispiel dafür. Cisco hat seine historischen Wurzeln in der Hardware, Splunk in der Software, und beide Akteure sind Teil des Networking“, so Prunas. Eine solche Konvergenz habe man bereits bei so unterschiedlichen Akteuren wie Nvidia, Fortinet, Nutanix oder SAP beobachten können.
Reif für Konsolidierung
Die nordamerikanische Softwarebranche ist heute stark fragmentiert nach einem Rekord an Börsengängen in den Jahren vor der Coronapandemie. Jede Generation von Softwareunternehmen trägt zur Innovation bei, so der Fondsmanager. Die Branche sei reif für eine Konsolidierung. Dem Beispiel des Zusammenschlusses von Cisco und Splunk könnten weitere folgen. „Denn die Bewertungen sind wieder angemessen, der Unternehmenswert zu Umsatz wird heute bei 6x gehandelt, 2021 lag er fast bei 18x.“ Außerdem sei die Branche mit 50-100 börsennotierten Unternehmen in den USA sehr fragmentiert. Es gebe außerdem Anzeichen, dass Private-Equity-Fonds aktuelle Börsenbewertungen als attraktiv erachten. Darüber hinaus müssten einige große Tech-Akteure ihre Modernisierung beschleunigen.
„Sweet Spots“ für M&A im Software-Sektor
Bei M&A-Transaktionen zwischen börsennotierten Softwareherstellern gibt es Prunas zufolge einen „Sweet Spot“: der Unternehmenswert (nach Schulden) sollte zwischen 2 und 7 Milliarden US-Dollar liegen und der Bewertungsmultiplikator vor Übernahmeprämie sollte nicht mehr als 5 betragen. Der Investmentexperte lässt keinen Zweifel, dass Investoren im Tech-Sektor mit weiteren M&A-Transaktionen rechnen sollten und wie der Cisco-Splunk-Deal zeigt, auch deutlich profitieren können. Schließlich war die Transaktion die achte Übernahme von Unternehmen aus dem Portfolio des von Prunas gemanagten ODDO BHF Artificial Intelligence.
* Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.