Ein Beitrag von Hadewych Kuiper, Managing Director bei Triodos Investment Management (IM): Angesichts des zunehmenden weltweiten Konfliktpotenzials rückt der diese Woche stattfindende NATO-Gipfel in Den Haag in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Doch während politische Entscheidungsträger über Verteidigungsetats und Aufrüstung beraten, sollten sich professionelle Investoren drei zentrale Botschaften vor Augen führen:
Waffen sind Regierungssache – und keine Aufgabe für nachhaltige Investoren
Die europäische Rüstungsindustrie fordert staatliche Aufträge und nicht das Geld von nachhaltigen Investoren. Private Investitionen in Rüstung bergen enorme Risiken – ökologisch, sozial, ethisch und finanziell und widersprechen grundlegenden Prinzipien nachhaltiger Geldanlage. Das machte Stefano Pontecorvo, Vorstand eines führenden europäischen Rüstungskonzerns, kürzlich in einer Paneldiskussion der Europäischen Investitionsbank unmissverständlich klar: „Verschafft uns die Aufträge und belebt die Lieferketten. Wir brauchen euer Geld nicht – wir brauchen Verträge.“ Auch Frank Thiser, CFO des Drohnenherstellers Quantum Systems, betonte: Nicht der Mangel an Kapital, sondern die fehlende staatliche Nachfrage blockiere den Ausbau.
Soziale Risiken sind Investitionsrisiken
Um künftige Konflikte zu vermeiden, müssen soziale Faktoren integraler Bestandteil jeder Investmentanalyse sein. Dabei tragen institutionelle Anleger eine besondere Verantwortung für die langfristige Stabilität und Wohlstand. Jede Anlageentscheidung wirkt sich in der realen Welt aus – zum Positiven als auch zum Negativen. Investitionen, die Ungleichheit vertiefen oder Menschenrechte ignorieren, säen die Samen künftiger Krisen. Besonders alarmierend ist, dass der Klimawandel weltweit soziale Spannungen antreibt. Schätzungen zufolge werden 360 Millionen Menschen gezwungen, aufgrund von Umweltveränderungen ihre Heimat zu verlassen. Daraus entstehen neue Konflikte und gesellschaftliche Spannungen, die sich auf globale Märkte auswirken können.
Die Zukunft liegt in friedensfördernden Investitionen
Es gibt jedoch unzählige Investitionsmöglichkeiten, die sowohl marktgerechte Renditen erwirtschaften als auch den Frieden und die Menschenwürde fördern. Von lokaler, nachhaltiger Energieerzeugung über die Schaffung bezahlbarer Wohnräume bis hin zu Mikrofinanzierung für Kleinbauern – tragen viele dieser Investitionen direkt zur Stabilisierung von Gesellschaften bei. Ein Beispiel: Mikrofinanzkredite, mit denen Landwirte ihre Produktion an den Klimawandel anpassen und gleichzeitig ihre Erträge steigern. Ebenso zeigen kooperative Energieprojekte mit lokaler Beteiligung eine messbare soziale Wirkung und wirtschaftlichen Erfolg.
Fazit: Es ist die Aufgabe unserer Regierungen, dass Europa verteidigungsfähig bleibt. Für nachhaltige Investoren gilt: Wir müssen unsere Verantwortung wahrnehmen, indem wir in die langfristige Stabilität und den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaften investieren. Unsere Eltern haben in den 1980er Jahren die Bedrohung durch den Kalten Krieg überwunden. Jetzt ist es an uns, Verantwortung zu übernehmen, um Kapital im Einklang mit unseren Werten zu investieren und damit Frieden zu fördern.
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