Wednesday 24-Apr-2024
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Wieder Run auf Staatsanleihen?

OpinionsWieder Run auf Staatsanleihen?

Mit der zumindest vorübergehend gebremsten Entwicklung der heuer ja überaus guten Performance der Aktienmärkte hat sich die parallel verlaufende Rentenrally ebenfalls etwas verlangsamt. Die Erwartung einer anhaltend lockeren Geldpolitik bei Ausbleiben von signifikanten Inflationsgefahren wirkt unterstützend. Unternehmensanleihen, darunter natürlich das High-Yield-Segment, konnten seit Jahresanfang besonders profitieren. Auch die Emerging Markets konnten in dieser Marktkonstellation sehr gut abschneiden.

Das hat im Mai eine leichte Korrektur erfahren. Die Renditeabstände zu den Staatsanleihen sind wieder gestiegen und eben diese Staatstitel wieder zum sicheren Hafen geworden. Deutsche zehnjährige Bundesanleihen rentieren mittlerweile bei – 0,2 %, somit liegt die gesamte Zinskurve bis 15 Jahre im negativen Renditebereich.

Auch die Währungsentwicklung trägt etwas bei: der US-Dollar legte knapp 3 % und das britische Pfund knapp 2 % seit Jahresbeginn zu.

Die vollständige Ausgabe von Raiffeisen Capital Management’s märkte | unter uns finden Sie links als PDF.

Geld-/Kapitalmarkt: Diskussion um geldpolitische Lockerung startet

Das zentrale Thema ist derzeit die schwache Entwicklung der Inflationserwartungen. Das Rätselraten und die aufkommende Verunsicherung unter den Notenbankern sind nicht mehr zu übersehen, denn das Erreichen ihres Inflationsziels (2 %) scheint aktuell außer Reichweite.

Je länger der US-China-Konflikt anhält, umso deutlicher sind dessen Spuren. Ohne baldiges Ende der Handelsspannungen steigt die Planungsunsicherheit bei den Unternehmen. Zölle und ein geringeres globales Handelsvolumen sprechen auf den ersten Blick für ein Ansteigen des Preisniveaus. Werden diese Faktoren von wachstumsdämpfenden Faktoren überlagert, landen wir aber in einer Situation wie der jetzigen. Dann stellen sich Marktteilnehmer die Frage, wie die Notenbanken die Geldpolitik abermals lockerer gestalten können. Dabei befinden sich die Renditen vieler Euro-Staatsanleihemärkte bereits auf extrem niedrigen Niveaus, die auf längere Sicht keine positiven nominellen Erträge erwarten lassen.

Staats- und Unternehmensanleihen: Weiter sinkende Staatsanleihe-Renditen

Die globalen Inflationserwartungen sanken im Mai deutlich und die Spannungen zwischen den USA und China befinden sich auf einem neuen Höhepunkt. Das ist eine Ausgangslage, die für weiter sinkende Staatsanleiherenditen sorgt. Sowohl seitens der US-Fed als auch der EZB gibt man sich ob der niedrigen Inflationserwartungen und des wirtschaftlichen Ausblicks jedoch zunehmend besorgter.

Wir übergewichten weiterhin inflationsindexierte US-Staatsanleihen gegenüber inflationsindexierten sowie nominellen Euro-Anleihen und behalten auch unser Übergewicht von Emerging-Markets-Staatsanleihen bei. Bei Unternehmensanleihen profitierten ab Mitte Mai High-Yield- gegenüber Investmentgrade-Anleihen von sinkenden Spreads. Zur Erklärung: im Mai erfolgen mitunter die höchsten Kuponzahlungen von High-Yield-Emittenten, die entsprechend reinvestiert werden müssen, zudem ist 2019 bislang ein weit unterdurchschnittliches Emissionsjahr.

Unsere Übergewichtung von Unternehmensanleihen (BBB & BB) gegenüber High Yield (beide in Euro) bleibt aufrecht.

Emerging Markets: Ein paar Tweets genügen…

Die aktuelle Fragilität der Marktstimmung zeigt Folgendes: war der Markt am Freitag noch mit Zuversicht einer Lösung des Handelskonflikts in das erste Wochenende im Mai gegangen, sah die Lage nach ein paar Tweets des US-Präsidenten am Montag deutlich anders aus. Der Handelskonflikt hatte sich wieder deutlich zugespitzt und einer der ersten Leidtragenden waren die Emerging-Market-Aktien. Spannend wird nun, inwieweit die Gewinne im asiatischen Raum weiter leiden und ob zu erwartende Stimulus-Maßnahmen aus China die Situation lindern können.

Auch die Renditeabstände (Spreads) von Hartwährungsanleihen verbuchten im Mai moderate Anstiege. Die Anstiege waren jedoch weniger bei asiatischen Bonds zu spüren, die sich im Vergleich der Regionen noch am stabilsten zeigten. Wir erwarten mittelfristig eine Lösung des Konflikts, kurzfristig ist eine weitere Eskalation nicht auszuschließen, und bleiben daher bei unserem Übergewicht von Hartwährungsanleihen (Staatsanleihen) gegenüber globalen und Euro-Staatsanleihen.