„Die technische Architektur des Quantencomputers ermöglicht es ihm, Algorithmen wesentlich effizienter auszuführen“, schreibt Brice Prunas, Portfoliomanager des ODDO BHF Artificial Intelligence, in einem aktuellen Marktkommentar. Paradoxerweise erledigen herkömmliche Computer zwar jede einzelne Aufgabe schneller, müssen aber mehr Aufgaben erledigen als Quantencomputer. Aus diesem Grund sollten sich die Hauptanwendungsfälle des Quantencomputings logischerweise auf Branchen konzentrieren, die zu komplexen Optimierungsproblemen neigen, die eine außergewöhnliche Rechenleistung erfordern.
Sektorenspezifische Einsatzmöglichkeiten
Das könnte Gesundheit und Biowissenschaften betreffen. „Um die Zahl der Misserfolge bei klinischen Tests zu verringern, bietet der Quantencomputer den entscheidenden Vorteil, dass er die Interaktionen auf molekularer Ebene zwischen einem neuen Medikament und den Zellen des menschlichen Körpers simulieren kann“, ergänzt Prunas. Das Bank- und Finanzwesen sei laut Oxford Quantum Circuits auch ein potenzieller Markt von 700 Mrd. $, insbesondere bei der Identifizierung von Risiken oder der Aufdeckung von Betrugsfällen bei Finanztransaktionen. Auch Energie und Meteorologie sowie Automobilindustrie und Logistik könnten von dem Einsatz von Quantencomputern profitieren.
Mehrere Forschungsansätze
Einige große Unternehmen, die sich dem Quantencomputing verschrieben haben, sind wohlbekannt, darunter IBM*, Google* und Amazon*. „Parallel dazu existieren mehr oder weniger ausgereifte Startups, die unterschiedliche technologische Wege erforschen“, fügt der Portfoliomanager von ODDO BHF AM. Dazu gehören Oxford Quantum Circuits*, IonQ* oder PasQal*.
Chancen für Künstliche Intelligenz
In der Zukunft ist eine Quantentechnologie für maschinelles Lernen denkbar. Sie wird es ermöglichen, große Sprachmodelle auf riesige Datenmengen zu trainieren, wodurch sie leistungsfähiger und ihre Antworten relevanter werden. Hier entsteht eine erste Verbindung zwischen Quantencomputern und Künstlicher Intelligenz, auch wenn es viel zu früh für eine konkrete Umsetzung ist, da Quantencomputer weder weit genug verbreitet noch leistungsstark genug sind. Der andere wichtige Zusammenhang zwischen diesen beiden Technologien ist vielleicht weniger bekannt, kann sich aber als entscheidend erweisen. Er betrifft den Energieverbrauch. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Computern haben Quantencomputer den großen Vorteil, dass ihr Stromverbrauch nicht im gleichen Maße wie ihre Rechenleistung steigt“, schreibt Prunas. Mit der erwarteten Einrichtung riesiger Rechenzentren, in denen die Daten gespeichert werden, die die KI zunehmend benötigt und ohne die sie sich nicht entwickeln kann, werde dieses Thema von entscheidender Bedeutung sein.
* Keines der vorstehend genannten Unternehmen stellt eine Anlageempfehlung dar.
Bild (c) ODDO BHF