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Zugang zu Wasser: unverzichtbare und unumgängliche Investitionen

OpinionsZugang zu Wasser: unverzichtbare und unumgängliche Investitionen

von Nicolas Pelletier, CFA, Investment Manager in charge of Global Equities, SRI & Impact Investing, at REYL.

Die globale Erwärmung verursacht zunehmenden Wasserstress: Die UNO prognostiziert, dass bis 2030 mindestens jeder vierte Mensch unter wiederkehrender Wasserknappheit leiden wird. Dies wird unweigerlich zu Konflikten, Kriegen und damit zu Exodus und Migration führen. Dies mit all den damit verbundenen sozialen Folgen.

Um sie zu lindern, ist der Investitionsbedarf riesig. Deshalb sind sowohl die Akteure des Privat- als auch des Finanzsektors in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und innovative Finanzlösungen anzubieten.

In welcher Form sollte man investieren?

Das 6. nachhaltige Entwicklungsziel der Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen lautet, «den Zugang zu sauberem Wasser und Sanitärversorgung für alle zu gewährleisten und eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wasserressourcen sicherzustellen». Um das Ziel bis 2030 zu erreichen, muss in eine angemessene Infrastruktur investiert werden: Wasseraufbereitungs- und Abwasseranlagen, Entsalzungsanlagen, Wasser-Kioske, Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft und eine bessere Wartung der Wassernetze. Diese Investitionen dienen mehr als 800 Millionen Menschen, die derzeit keine Grundversorgung haben. Sie werden mit grundlegenden Dienstleistungen versorgt und es wird die Zugänglichkeit zu Dienstleistungen für mehr als zwei Milliarden Menschen verbessert.

Es ist möglich, direkt oder über einen Fonds in börsenkotierte Unternehmen zu investieren, die zu diesem Ziel beitragen. Xylem zum Beispiel ist ein US-Wassermanagement-Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als fünf Milliarden US-Dollar im letzten Jahr und einer Marktkapitalisierung von 18 Milliarden US-Dollar. Die Aktie legte 2020 um mehr als 28 Prozent zu. Dagegen erzielten mehrere Impact-Fonds, die teilweise in börsenkotierte Unternehmen mit Bezug zum Wassersektor investiert sind, eine Performance von mehr als 15 Prozent.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in nicht börsenkotierte Unternehmen zu investieren, die gezielte Produkte oder Dienstleistungen mit starken positiven Wirkungen anbieten. Dies ist der Fall bei Swiss Fresh Water, die Kioske herstellt, die Wasser durch Umkehrosmose reinigen. Diese Kioske werden an Unternehmer verkauft, die in Regionen mit dem grössten Bedarf leben – zum Beispiel im Senegal. Investitionen in diese Art von Unternehmen lassen sich leichter über Private Debt oder Private Equity Fonds tätigen. Diese Arten von Investitionen werfen jedoch zwei Probleme auf: Risiko und Liquidität.

Das Risiko kann durch die Umsetzung einer gemischten Finanzierung aus öffentlichen und philanthropischen Quellen, der so genannten «Blended Finance», reduziert werden. Die Anlagedauer von acht bis zehn Jahren ist für viele Privatanleger aber ein Hindernis: Neue Mechanismen sind daher wünschenswert, um diese Liquidität zu verbessern, wie z. B. die Schaffung eines Sekundärmarktes, auf dem Anteilsinhaber kaufen oder verkaufen könnten.

Schliesslich würde die Finanzierung durch die Schaffung eines echten Anleihenmarktes erleichtert werden, der sich dem Thema Wasser widmet: blaue Anleihen, wie es bereits bei grünen Anleihen der Fall ist. Der Green-Bond-Index bot im Jahr 2020 eine attraktive Performance von 4,8 Prozent.

Wie können Ergebnisse dieser Anlagen gemessen werden?

Die SDGOs bieten einen hervorragenden Referenzrahmen innerhalb des Finanzsektors mit präzisen Schlüsselindikatoren. Darüber hinaus haben viele Organisationen Regeln für Investitionen mit Wirkung aufgestellt: die Weltbank oder das Global Impact Investing Network (GIIN).

Um den Einfluss von Unternehmen auf das Thema «Zugang zu Wasser» zu messen, müssen die von ihnen bereitgestellten Wirkungsdaten ebenfalls geprüft werden, wie dies bei den jährlichen Finanzberichten der Fall ist. Laut Uno müssen ausserdem eine Reihe von Kriterien erfüllt werden: Die Wasserversorgung muss ausreichend, sicher, akzeptabel, zugänglich und bezahlbar sein.

Nicht alle Investitionen in Wasser haben eine positive Auswirkung, selbst wenn sie diese Regeln einhalten. Letztendlich braucht es eine unabhängige Organisation, die überprüft, ob jeder Fonds tatsächlich eine positive Wirkung hat. Es ist unerlässlich, ein Impact-Label unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen mit einem unabhängigen Komitee aus anerkannten Ökonomen wie Abhijit V. Banerjee und Esther Duflo, Trägerin des Wirtschaftsnobelpreises 2019, sowie Vertretern der Zielländer einzurichten.

Wir erkennen, dass unsere Investitionen dazu beitragen können, Unternehmen zu ermutigen, zu Trägern des sozialen Wohls zu werden. Die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung, darunter der Zugang zu Wasser, der Klimawandel, die Infrastruktur für saubere Energie, die Umweltverschmutzung und die unerlässlichen Investitionen in die Menschenrechte und die Menschenwürde, müssen die Art und Weise verändern, wie wir investieren und gleichzeitig attraktive Renditen erzielen.


Über REYL

Die 1973 gegründete REYL-Gruppe ist eine diversifizierte, unabhängige Bankengruppe mit Niederlassungen in der Schweiz (Genf, Zürich, Lugano), in Europa (London, Luxemburg, Malta) sowie weitere Regionen weltweit (Singapur, Dubai). Sie verwaltet ein Vermögen von über CHF 13,5 Milliarden und beschäftigt mehr als 220 Mitarbeitende.
Die Gruppe verfolgt einen innovativen Ansatz im Bankgeschäft. Zu ihrem Kundenkreis zählen internationale Unternehmer und institutionelle Anleger, die sie in ihren Geschäftszweigen Wealth Management, Entrepreneur & Family Office Services, Corporate Advisory & Structuring, Asset Services und Asset Management betreut.
Die REYL & Cie AG ist in der Schweiz als Bank zugelassen und geht ihrer Tätigkeit unter direkter Kontrolle vonseiten der Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde (FINMA) sowie der Schweizer Nationalbank (SNB) nach. Die Tochtergesellschaften der REYL-Gruppe werden im Übrigen durch das KAG in der Schweiz, die FCA in Grossbritannien, die CSSF in Luxemburg, die MFSA in Malta, die MAS in Singapur, den DFSA in Dubai und die SEC in den USA reguliert.
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