Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft wird in der Sustainable Finance-Regulierung bislang noch stiefmütterlich behandelt. Der Fokus liegt meistens auf bereits erfolgreich umgesetzte Maßnahmen, ohne den Transformationspfad zu berücksichtigen. Von zentraler Bedeutung wird aber sein, derzeit problematische Unternehmen und Branchen umzugestalten.
Unseren Untersuchungen zufolge droht 15 bis 20 % des Wertes der aktuellen Aktienmärkte aufgrund der notwendigen Erreichung der Pariser Klimaziele und den hierzu erforderlichen Veränderungen verloren zu gehen. Daher ist es durchaus sinnvoll, bei der Aktienauswahl auch diese Übergangsrisiken zu bewerten, denn die Transformation bringt sowohl Gewinner als auch Verlierer hervor. ESG-Ratings bilden aber nur den Ist-Zustand ab, wohingegen sich das Urteilsvermögen von Analyst:innen als wertvoll erweisen kann. Sie können das Ausmaß der Gefährdung von Unternehmen in Bezug auf Übergangsrisiken darstellen, und im Idealfall gelingt es auch, die Bereitschaft der Unternehmen zur Transformation und die Wege dorthin abzubilden.
Worauf ist bei Investitionen in der Folge daher zu achten? Der „einfache” Weg, führt über die Beteiligung an Unternehmen, die neue Lösungen entwickeln. Das kann etwa über thematische Aktienfonds geschehen. Ein schwierigerer, aber fundierterer Weg ist wahrscheinlich die Investition in Private Assets.
Ebenso sind Unternehmen in Betracht zu ziehen, die sich in einer Übergangsphase befinden. Große etablierte Unternehmen werden ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen, was Risiken und Chancen mit sich bringt. Investitionen in diese Unternehmen sind herausfordernder, können bei geschicktem Vorgehen gleichwohl lohnender sein.
Der Spagat zwischen Engagement und Glaubwürdigkeit spielt eine besondere Rolle. Auf Engagement ausgerichtete Fonds sollen marktübliche finanzielle Erträge erwirtschaften und gleichzeitig hinsichtlich ihres Engagements besser abschneiden als der Wettbewerb. Geduld ist hier der Schlüssel. In der Hochphase der Transformation sind Unternehmen womöglich mit (hoffentlich vorübergehenden) Profitabilitätseinbrüchen und steigenden Investitionsausgaben konfrontiert und könnten zu diesem Zeitpunkt unterbewertet sein. Sie brauchen die Unterstützung engagierter langfristiger Investor:innen, die ihren Übergangspfad unterstützen.
Eine Herausforderung besteht darin, dies auf glaubwürdige Weise zu tun: Schließlich kann man sich an problematischen Unternehmen beteiligen und behaupten, in die Transformation zu investieren, ohne tatsächlich zu einer Verbesserung beizutragen. Es lauert die Gefahr des sogenannten „Transition Washing”, was die fehlende Einbeziehung der Transformation in nachhaltige Investments erklären könnte. Indem bestimmte Bemühungen vorab definiert werden, kann man entgegenwirken.
Hier stellt sich die Frage des Nachweises von Fortschritt. So gibt es keine geeignete Möglichkeit, zwischen Engagement in Form von Massen-E-Mails und gründlichen Bemühungen um einen durchdachten Wandel – und allem, was dazwischen liegt – zu unterscheiden. All diese Maßnahmen werden unter dem Begriff Engagement zusammengefasst, Art und Ergebnisse sind allerdings sehr unterschiedlich.
Diese Unterschiede werden wahrscheinlich deutlicher werden, weil die Transformation in der gesamten Asset Management-Branche an Bedeutung gewinnt. Bei Schroders verlangen wir von unseren Analyst:innen und Portfoliomanager:innen mindestens drei qualitativ hochwertige Engagements pro Jahr.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Investor:innen nicht nur Ratings und den aktuellen CO2-Fußabdruck von Unternehmen betrachten sollten, sondern auch deren Weg in die Zukunft. Hoffentlich entwickeln auch die Regulierungsbehörden ein Verständnis hierfür.