Friday 29-Mar-2024
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Anleihen mit gutem Jahresbeginn

OpinionsAnleihen mit gutem Jahresbeginn

Oftmals besteht ein negativer Zusammenhang zwischen Aktien und Anleihen. Das bedeutet, dass bei steigenden Aktienkursen die Notierungen der Anleihen häufig fallen. Im vergangenen Monat war dies nicht der Fall. Obwohl die internationalen Aktienmärkte sehr stark zulegen konnten, sind auch die Anleihenkurse gestiegen. Dies gilt sowohl für Euro-Staatsanleihen, Euro-Unternehmensanleihen, High-Yield-Anleihen und Emerging-Market-Anleihen. Ein wesentlicher Grund für diese erfreuliche Entwicklung war eine Neubewertung der Geldpolitik. Im vierten Quartal hatten noch Ängste vor einer allzu raschen Verringerung der Notenbankunterstützung zu Stress auf diversen Märkten geführt. Anfang Jänner ist der Präsident der US-Notenbank dann zurückgerudert und hat eine Pause bei den Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. Auch Anleihen aus den Schwellenländern konnten von den beschriebenen Entwicklungen profitieren. Diese Emittenten reagieren besonders sensibel auf Zins- und Währungsentwicklungen in den USA. Nachdem sich bei den Leitzinsanhebungen eine Pause abzeichnet, die Renditen am langen Ende der Zinskurve spürbar zurück gegangen sind und der Dollar stabil ist, wittern die Schwellenländeranleihen seit einiger Zeit wieder Morgenluft.

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Geld-/Kapitalmarkt – US-Notenbank legt Kehrtwende hin

Die US-Notenbank hat in den letzten Wochen eine veritable Kehrtwende hingelegt. Noch im vierten Quartal des letzten Jahres beteuerte Powell, dass das Zinsniveau noch sehr unterstützend sei und weitere Zinsanhebungen folgen würden. Schon Anfang Jänner wurde kräftig zurückgerudert, um Ende Jänner vollends zu kapitulieren. Nunmehr heißt es, die Geldpolitik sei an die aktuelle Situation angepasst und in weiterer Folge könne man geduldig die Entwicklungen beobachten. Was hat zu diesem Sinneswandel geführt? Ganz einfach: der Aktienmarkt! Der Kurssturz von 14 % im vierten Quartal hat seine Wirkung nicht verfehlt. Hat es vielleicht auch einen Anruf aus dem Weißen Haus gegeben? Weitere Zinsanhebungen sind damit jedenfalls sehr unwahrscheinlich geworden. Auf Seiten der Europäischen Zentralbank gab es zuletzt weniger spektakuläre Entwicklungen. Die Notenbank hat bekräftigt, dass die Zinsen nicht vor dem Herbst angehoben werden. Ob sich heuer überhaupt eine Zinsanhebung ausgeht, ist höchst ungewiss. Immerhin haben sich die Wirtschaftsdaten in der Eurozone in den letzten Monaten spürbar eingetrübt.

Staats- und Unternehmensanleihen – Potenzial ausgeschöpft

US-Staatsanleihen haben die veränderten Aussichten für die Geldpolitik bereits in den letzten Wochen mit spürbaren Renditerückgängen vorweggenommen. Auch im verbleibenden Verlauf von 2019 werden US-Treasuries eine interessante Assetklasse bleiben. Auch Staatsanleihen aus der Eurozone haben sich in den letzten Monaten sehr gut entwickelt. Sowohl die sogenannten Kernländer (z. B. Deutschland, Österreich) als auch Italien waren mit starkem Anlegerinteresse konfrontiert. Damit dürfte das Potenzial auf absehbare Zeit aber ausgeschöpft sein.

Bei den Risikoaufschlägen für Unternehmensanleihen („Spreads“) war die Erholung zuletzt in den USA wesentlich stärker als in Europa. Hierzulande ist nicht mit einer nachhaltigen weiteren Einengung zu rechnen.

Auch die High-Yield-Märkte konnten von der generell besseren Stimmung profitieren und liegen seit Jahresbeginn deutlich im Plus. In diesem Segment konnten die Märkte in Europa nicht mit jenen in den USA Schritt halten.

Emerging Markets – Trendwende gelungen

Die ersten drei Quartale 2018 waren nicht gut für Anleger, die in den Schwellenländern investieren. Aktien, Anleihen und Währungen tendierten sehr schwach. Dafür können drei wesentliche Gründe genannt werden. Zunächst einmal gab es länderspezifische Themen, wie z. B. in der Türkei. Dann gab es den von den USA angezettelten Handelskrieg, der zu einem Schrumpfen des globalen Handels führte. Und schließlich ist die US-Notenbank zu nennen, die mit Zinsanhebungen auch das lange Ende der US-Zinskurve sowie den US-Dollar nach oben drückte.

Alle drei Belastungsfaktoren haben sich in den letzten Monaten entspannt. Und siehe da, schon haben die einzelnen Segmente ihre Tiefstände durchschritten: Lokalwährungsanleihen im September, Aktien im Oktober und Hartwährungsanleihen im November. Besonders hervorgetan haben sich dabei die Lokalwährungsanleihen, die bereits über den Ständen von Anfang 2018 notieren. Die Erholung wird sich fortsetzen. Auch für die nächsten Monate sind Anlagen in Schwellenländern interessant.