Ein Kommentar von Kay-Peter Tönnes, Geschäftsführer und Portfoliomanager bei Antecedo Asset Management:
Nachdem die Zollpolitik der neuen amerikanischen Regierung zu Börsenturbulenzen und sprunghaft angestiegener Volatilität an den Märkten führte, ist Donald Trump zunächst zurückgewichen und hat seine Maßnahmen abgeschwächt oder aufgeschoben. Dies hat zur Beruhigung an den Börsen geführt und viele Aktienmärkte notieren schon wieder nahe den Höchstständen.
Doch damit sind die Gefahren wohl kaum überstanden. Denn Donald Trump ist nicht der Mann, der das Ziel, sich und Amerika zu Lasten seiner Handelspartner zu bereichern, so schnell aufgibt. Wiederkehrende Drohungen, manchmal umgesetzt und manchmal zurückgezogen, werden die Anleger auch in den nächsten Jahren begleiten. Allerdings wird sich das Instrumentarium, mit dem Trump seine Ziele verfolgt, zukünftig vermutlich von der Zoll- zur Geldpolitik verlagern. Denn eine deutliche Abwertung des US-Dollars kann mit Blick auf die Handelsbilanzdefizite der USA viel wirkungsvoller sein als die angestrebten Zölle.
Um aber eine Geldpolitik im trumpschen Sinne verfolgen zu können, ist zumindest eine eingeschränkte Kontrolle über die US-Notenbank notwendig. Und diese ist unabhängig, mit einem Vorsitzenden, der bislang wenig Neigung gezeigt hat, Trumps Wünschen zu folgen. Doch die Amtszeit dieses Vorsitzenden, Jerome Powell, endet im Mai 2026.
Der Nachfolger wird aus dem Kreis des Gouverneursrats der Fed vom Präsidenten, mit Zustimmung des Senats, ernannt. Und hier kommt Trump das Glück zur Hilfe. Denn im Januar 2026 wird turnusmäßig der Posten der Fed-Gouverneurin Adriana Kugler frei. Diesen Posten kann Trump dann mit einem Kandidaten seiner Wahl neu besetzen. Angesichts der Wichtigkeit dieser Personalentscheidung muss man davon ausgehen, dass die Auseinandersetzung um die zukünftige Geldpolitik und die Unabhängigkeit der Notenbank schon viel früher beginnen wird.
In einer Zeit, in der wir mit erratischen Schwankungen in der Politik der größten Wirtschaftsmacht leben müssen und in der vermutlich auch das Fundament der Weltleitwährung US-Dollar angegriffen wird, kann dies für die Kapitalmärkte nur eine Phase wiederkehrend erhöhter Volatilität bedeuten. Dabei können die Aktienmärkte am Ende durchaus gestiegen sein. Vor Zinsanlagen in den USA ohne Währungsabsicherung können wir daher nur warnen. Der aktuell höhere Zins dieser Anlagen steht aus unserer Sicht in keinem vertretbaren Verhältnis zum eingegangenen Risiko.
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