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Automation, Ausblick die Chance

OpinionsAutomation, Ausblick die Chance

ETF Securities präsentiert den Ausblick für Automation.

In der Vorweihnachtszeit bietet uns das Angebot von Amazon Prime Annehmlichkeiten, die viele für selbstverständlich halten. Da aber die Konkurrenten von Amazon unter Zugzwang stehen und aufholen müssen, sind die Lieferketten weltweit unter erheblichen Druck geraten. Ermöglicht wurde das Wachstum von Prime von Lagerrobotern, die mit hoher Intensität in den Lagern von Amazon arbeiten. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie rapide Robotik, Automation und künstliche Intelligenz unsere Welt verändern.

In der Automationsbranche fiel der Startschuss für die Zeitenwende als Amazon Kiva Systems, heute Amazon Robotics, 2012 übernahm. Kivas Roboter erhöhten die Flexibilität und Produktivität in den Lagern in so hohem Maße, dass Amazon einen schnelleren, rentablen und nachhaltigen Service anbieten konnte.

Heute hat Amazon Kiva integriert, und andere Firmen versuchen, die Lieferketten in anderen Bereichen durch Automatisierung zu beschleunigen. Im Verlauf des Jahres 2018 dürfte der Einsatz von Automationstechnologie weltweit zunehmen. Laut Jeremie Capron, Managing Partner und Director of Research bei Robo Global, „besteht noch viel Platz für Wachstum, da gegenwärtig nur rund 5 Prozent der Lager automatisiert sind“.

Die Logistik ist nur einer der vielen Bereiche, der von der Robotik revolutioniert wird. Autonome Manipulation und Bildverarbeitungstechnologien transformieren das verarbeitende Gewerbe. Im Rahmen der automomen Manipulation erkennen und wählen Roboter die richtigen Komponenten, während es die Bildverarbeitung erlaubt, Qualitätsprüfungen mithilfe von Kameras und modernen Algorithmen durchzuführen, statt dem menschlichen Auge.

Wir beobachten außerdem die zunehmende Verbreitung sogenannter kollaborativer Roboter, die als autonome Maschinen Hand in Hand mit menschlichen Anlagenführern arbeiten können und nicht aus Sicherheitsgründen in eigenen Zonen bleiben müssen. So können Maschinen die beschwerlichen oder sich wiederholenden Aufgaben übernehmen, während die Arbeiter durch anspruchsvollere Tätigkeiten zur Wertschöpfung beitragen. Diese „Cobots“ werden günstiger, kleiner und leichter programmierbar, und der Sektor wächst derzeit jährlich mit über 50 Prozent.1

Diese automatischen Werkzeuge arbeiten nicht fehlerfrei. Aber sie werden mithilfe künstlicher Intelligenz, vor allem durch maschinelles Lernen, nach und nach besser. „Wenn automatisierte Systeme einen Fehler machen“, so der Wegbereiter der autonomen Systeme Raffaello D’Andrea, „vermeiden Lernalgorithmen, dass er wieder passiert. Bei einfachen Aufgaben haben sie daher gegenüber Arbeitern, die denselben Fehler aus Unkonzentriertheit oder Müdigkeit wiederholen können, einen echten Vorteil. Maschinelles Lernen spielt eine entscheidende Rolle, da sich neue Erkenntnisse schnell an alle Maschinen weltweit übertragen lassen.“ Aber nicht nur auf die repetitiven Prozesse in Logistik und verarbeitendem Gewerbe wirken sich Roboter aus. Sie übernehmen auch wesentlich komplexere Aufgaben. Autonome Fahrzeuge gibt es bereits – und ihre Präsenz wird in den nächsten Jahren spürbarer werden. „Noch vor Ablauf des Jahres 2018“, so Jeremie Capron, „dürfte das erste autonome Taxi vorgestellt werden. Wie so vieles in der Welt der Automation fängt es klein an, wahrscheinlich in einer einzigen Ortscha oder Stadt, bevor es sich ausbreitet, wenn die Fehler beseitigt sind und das Kundenerlebnis den Wünschen entspricht.“

Ein weiterer Wachtumsbereich ist 2018 der Gesundheitssektor. Robotergestützte Operationssysteme gibt es zwar schon eine Weile, aber sie kommen nun immer häufiger zum Einsatz. Die Da-Vinci- Roboter von Intuitive Surgical führten 2016 750.000 Baucheingriffe durch;2 2017 betrug das Wachstum zwischen 15 und 20 Prozent.3 Aber Roboter werden inzwischen auch für andere Operationen eingesetzt, so etwa in der Wirbelsäulenchirurgie. 3D-Systeme, die bei der Modellierung der Wirbelsäule zum Einsatz kommen, erhöhen die Präzision und führen zu besseren Behandlungsergebnissen. Die israelische Firma Mazor Robotics meldete für dieses Jahr bei Wirbelsäulensystemen höhere Umsätze,4 aber aufgrund der deutlichen Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Patientensicherheit ist hier mit weiterem Wachstum zu rechnen.

Anleger, die diese Trends für sich nutzen wollen, müssen jedoch vorher einiges bedenken. Erstens ist die Durchdringung der bestehenden Märkte in den Bereichen verarbeitendes Gewerbe, Logistik und Gesundheit noch immer sehr gering. Der Megatrend Automation steckt also noch in den Kinderschuhen, und Anleger haben die Chance, „früh einzusteigen“. Ihnen sollte jedoch bewusst sein, dass Wachstum höchst ungleichmäßig verlaufen kann und nicht garantiert ist. Die disruptiven Technologien könnten sich selbst Störfaktoren gegenübersehen.

Zweitens sind die Folgen einer Technologie schwer vorauszusagen. Die Vorteile der Kiva-Roboter wurden ursprünglich in einer erhöhten Kosteneffizienz vermutet. Die Lagerbetreiber fanden die größten Vorteile allerdings an anderer Stelle: Die Roboter boten Flexibilität und verhindern menschliches Versagen. In ähnlicher Weise kann ein und dieselbe Technologie bei verschiedenen Anwendungen und in verschiedenen Branchen in unterschiedlicher Weise zum Einsatz kommen. Die erste Anwendung autonomer Systeme kann man als Testphase betrachten, in deren Rahmen eine Technologie verfeinert und verbessert wird, bevor sie in anderen Bereichen zum Einsatz kommt. Jeremie Capron merkt an, dass diese Entwicklungen von Natur aus unvorhersehbar sind, weil es sich bei künstlicher Intelligenz und Robotik um systemorientierte Phänomene handelt: „Neue Fähigkeiten werden entwickelt, und die Anwendung dieser Fähigkeiten ergiben sich daraus.“

Weil drittens kaum vorhersehbar ist, wo sich der nächste Durchbruch ereignet, ist es für Anleger wichtig, in verschiedenen Bereichen engagiert zu sein. So werden Portfolios nicht nur auf unerwartete Durchbrüche vorbereitet, sondern wird auch gewährleistet, dass sie nicht zu stark bei den größten Branchenvertretern enagiert sind. Einige der bekantesten Robotikunternehmen, so etwa Fanuc, ABB und Rockwell, sind extrem zyklisch. „Diese Zyklizität kann auf Anleger abschreckend wirken“, meint Richard Lightbound, Managing Director und CEO EMEA von ROBO Global. „Die Streuung der Anlagen auf ein breites Firmenspektrum sorgt also vermutlich für eine wesentlich gleichmäßigere Entwicklung als ein einfaches Engagement bei den Vorzeigeunternehmen der Branche. Und da nun ein außergewöhnliches Jahr für Technologieaktien zu Ende geht, vermeidet man mit der Diversifizerung zu hohe Engagements in Unternehmen wie Nvidia, die mit erhöhten Bewertungen gehandelt werden.“

Vor allen Dingen ist zu beachten, dass die Revolution noch ganz am Anfang steht und dass sich das Wachstum durchaus fortsetzen könnte. Kiva begann erst 2005 mit dem Verkauf seiner Systeme. Nur wenige Marktteilnehmer haben vorhergesehen, dass das Unternehmen heute eine so große Rolle im expandierenden Internethandel spielen würde. Blickt man auf das Wachstumsmuster, das für den Bereich Robotik, Automation und künstliche Intelligenz typisch ist, so ist es möglich, dass Unternehmen nach bescheidenen Anfängen in kurzer Zeit zu globaler Bedeutung aufsteigen. Das heißt, die neuen Technologien können mit bedeutenden Wachstumschancen verbunden sein.

Weihnachten 2018 wird dieser interessante Megatrend viel weiter fortgeschritten sein und auf dem Weg ohne Zweifel einige überraschende Wendungen vollzogen haben. Weitblickende Anleger aber haben keine Zeit zu verlieren.


Quellen:
1) ReportsnReports: Collaborative Reports Market von Payload Capacity, September 2017.
2) Intuitive Surgical: Jahresbericht 2016.
3) Reuters: Intuitive Surgical raises 2017 procedure growth forecast, April 2017.
4) The Motley Fool: This Growing Robotics Company Is a Hit With Surgeons, November 2017.