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Biotechnologie-Branche auf der Suche nach COVID-Mittel

OpinionsBiotechnologie-Branche auf der Suche nach COVID-Mittel

Das Corona-Virus hat die Wirtschaft und die Börsen fest im Griff. Auf der Suche nach einem geeigneten Medikament zur Bekämpfung der Pandemie lassen die Versuche des US-Pharmakonzern Gilead Hoffnung aufkeimen.

Harald Kober, Senior Fondsmanager des Aktienfonds ERSTE STOCK BIOTEC, führt diese Aktie u.a. im Portfolio und sieht weltweit verstärkte Investitionen in das Gesundheitswesen.

Ein Medikament des US-Pharmakonzerns Gilead Science zeigt einem Medienbericht zufolge Erfolge bei der Behandlung von COVID-19-Patienten. Was hat es dabei genau auf sich?

In einer Studie der University Chicago Medicine führte das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir zu einer schnellen Fiebersenkung und einem Rückgang der Symptome der Lungenkrankheit, so dass fast alle Patienten in weniger als einer Woche entlassen werden konnten, wie aus einem am Donnerstagabend veröffentlichten Bericht der Onlineplattform für Medizinnachrichten, STAT, hervorgeht.

Wie beurteilen Sie die Chancen auf eine Zulassung?

Es ist noch zu früh um daraus Schlüsse über eine baldige Heilmethode zu ziehen: Die Studie war keine randomisierte kontrollierte Studie. Deshalb sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. Erste randomisierte Studienergebnisse sind bis Ende April zu erwarten. Im Fall von positiven Studienergebnissen könnte noch im Mai/Juni 2020 eine Zulassung von Remdesivir zur Behandlung von COVID 19 erfolgen. Die Studien konzentrieren sich dabei vorwiegend auf schwer erkrankte Patienten im Spital.

Wie wird Remdesivir eingesetzt?

Remdesivir wird IV (intra-venös) verabreicht. Das muss daher durch Ärzte erfolgen. Die Produktion des Medikamentes ist recht aufwendig und die verfügbaren Dosen sind limitiert.

Laut Aussagen von Gilead möchte das Unternehmen bis Ende 2020 mehr als 1 Million Einheiten produziert haben. Die Produktionskapazitäten können mit Hilfe von anderen Unternehmen ausgebaut werden.

Die Aktie von Gilead, die sich auch im Portfolio  ERSTE STOCK BIOTEC befindet, ist als Folge dieser Nachrichten Donnerstag nachbörslich um über 18 Prozent gestiegen? Wie ist der Anstieg zu bewerten?

Wir haben die Aktien mit über 5 Prozent im Fonds prominent gewichtet. Aber das hat verschiedene Gründe, nicht nur wegen COVID 19. Auch wenn dieser Anstieg für die Anteilscheininhaber erfreulich ist muss man relativieren, dass die Remdesivir-Euphorie schon 15 Milliarden US-Dollar von der Marktkapitalisierung von Gilead vor dem gestrigen nachbörslichen Anstieg ausgemacht hat.

Durch den nachbörslichen Anstieg sind weitere 20 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung dazu gekommen. Insgesamt also 35 Milliarden US-Dollar für eine Therapie einzupreisen ist schon sehr viel. Zudem hat Gilead angekündigt hat, dass es das Medikament zum Selbstkostenpreis vertreiben wird. Ob das das große Geschäft wird?

Im Zuge der weltweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie sind Aktien aus dem Bereich Gesundheit verstärkt ins Blickfeld der Investoren gerückt. Viele Aktien im Fonds sind aus den USA, wo die Preispolitik umstritten war. Wird sich das nun ändern?

Die COVID-19 Pandemie wird weltweit zu verstärkten Investitionen im Gesundheitswesen führen. Es hat gezeigt, dass es einen großen Mangel an Schutzausrüstung, Testkapazitäten, Spitalsbetten und geeigneten Medikamenten gibt. Hier wird insbesondere die Forschung (R&D) davon profitieren. Denn es zeigt sich, wie wichtig Innovation als Antwort auf lebensgefährliche Bedrohungen (Pandemien/Krankheiten) ist.

Vielleicht ist das auch COVID-19 ein Anlassfall um bei der Preisgestaltung auch die gesamtwirtschaftlichen Opportunitätskosten zu betrachten. Und Innovation wird nur dann stattfinden, wenn sich das auch auszahlt!


Über den Fonds: ERSTE STOCK BIOTEC

Der ERSTE STOCK BIOTEC investiert vor allem in Unternehmen der entwickelten Märkte aus dem Bereich Biotechnologie. Der Großteil der Unternehmen ist in den USA zu finden.

Ein Dossier zum Thema Coronavirushttps://blog.de.erste-am.com/dossier/coronavirus/

Wichtige rechtliche Hinweise

Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog der Erste Asset Management.

Mehr Informationen zur Produktpalette der Erste Asset Management finden Sie unter www.erste-am.at.